Maschinenbau

Heidelberger Druckmaschinen steigt in die Rüstungsindustrie ein

Heidelberger Druckmaschinen sucht neue Geschäftsfelder und will künftig mit dem Verteidigungsspezialisten Vincorion kooperieren. Was steckt hinter dem Deal?

Von 
Tatjana Junker
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Der Stammsitz von Heidelberger Druckmaschinen in Wiesloch. Am Standort sollen künftig nicht nur Druckmaschinen, sondern auch Komponenten für die Rüstungsindustrie gebaut werden. © dpa

Wiesloch. Der Maschinenbauer Heidelberger Druckmaschinen will künftig an seinem Stammsitz in Wiesloch nicht nur Druckmaschinen und Wallboxen für E-Autos bauen, sondern auch Komponenten für die Rüstungsindustrie. Am Dienstag kündigte das Unternehmen eine strategische Partnerschaft mit Vincorion an, einem Anbieter von Energiesystemen für zivile und militärische Zwecke. Heidelberger Druckmaschinen steigt damit erstmals in den Verteidigungssektor ein. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Deal:

Wer ist der neue Partner von Heidelberger Druckmaschinen?

Der Verteidigungsspezialist Vincorion ist aus der früheren Militärtechniksparte der Jenoptik AG hervorgegangen, seit 2022 gehört das Unternehmen einem Fonds der britischen Private-Equity-Gesellschaft STAR Capital Partnership. Neben dem Hauptsitz in Wedel bei Hamburg gibt es Standorte in Essen, Altenstadt und in El Paso/USA.

In Stromerzeugern wie diesem sollen künftig Komponenten von Heidelberger Druckmaschinen verbaut werden. Vincorion will damit die Bundeswehr und andere europäische Streitkräfte ausrüsten. © Heidelberger Druckmaschinen

Vincorion baut nach eigenen Angaben Energiesysteme für „sicherheitskritische Anwendungen“. Die Palette reicht von Rettungswinden für Helikopter über Stromgeneratoren für militärische Camps bis zu Aggregaten für Militärfahrzeuge. Bei der Energieversorgung von Flugabwehrsystemen ist Vincorion nach eigenen Angaben Marktführer: So liefere man seit Jahrzehnten Energiesysteme für das Flugabwehrraketensystem Patriot, das auch von der Bundeswehr verwendet wird. Auch im Kampfpanzer Leopard 2 sind Komponenten von Vincorion verbaut.

2024 machte das Unternehmen nach eigenen Angaben mit seinen 900 Mitarbeitenden rund 200 Millionen Euro Umsatz. Zum Vergleich: Heidelberger Druckmaschinen kam 2024/25 auf einen Umsatz von knapp 2,3 Milliarden Euro. Weltweit beschäftigt der Druckmaschinenbauer etwa 9.500 Menschen.

Was haben Heidelberger Druckmaschinen und Vincorion genau vereinbart?

Die beiden Unternehmen haben nach eigenen Angaben eine Absichtserklärung unterzeichnet, die eine mehrjährige Zusammenarbeit vorsieht. Heidelberger Druckmaschinen soll demnach für Vincorion künftig Energieregelungs- und Verteilungssysteme entwickeln und in industriellem Maßstab produzieren. Perspektivisch soll die Zusammenarbeit weiter ausgebaut werden, heißt es bei Heidelberger Druckmaschinen.

Was soll in Wiesloch konkret für den Militärsektor produziert werden?

Geplant ist, dass in Wiesloch zunächst der sogenannte Steuerschrank, also die Steuerleistungselektronik für Stromgeneratoren von Vincorion, produziert wird. Nach Angaben einer Vincorion-Sprecherin kommen die Generatoren in militärischen Camps, also in Feldlagern zum Einsatz und zwar potenziell überall da, wo Strom gebraucht wird: Das könne zum Beispiel die Feldküche sein oder die Notstromversorgung eines Feldlazaretts. Wie die Sprecherin weiter mitteilt, hat Vincorion für und mit der Bundeswehr Stromgeneratoren in verschiedenen Leistungsklassen entwickelt.

Warum hat Vincorion dafür einen Partner gesucht?

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffkriegs gegen die Ukraine und die weltweit wachsenden geopolitischen Spannungen wollen Deutschland und Europa massiv in die eigene Verteidigung investieren. Die deutsche Rüstungsindustrie stellt sich deshalb auf einen Auftragsboom ein und baut entsprechend Kapazitäten auf. Auch Vincorion rechnet mit einer deutlich steigenden Nachfrage. „Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, wo wir nicht mehr alles selbst fertigen wollen, sondern nach Partnern suchen, um die Nachfrage bedienen zu können“, erklärt eine Sprecherin des Unternehmens.

Was verspricht sich Heidelberger Druckmaschinen von dem Deal?

Die neue Partnerschaft ist Teil der Strategie von Vorstandschef Jürgen Otto, dem Druckmaschinenbauer neben dem Kerngeschäft ein weiteres Standbein aufzubauen. Dazu wurde schon vor einiger Zeit ein eigenes Industriesegment geschaffen, in dem Heidelberger Druckmaschinen auch sein Geschäft rund zum Ladesysteme für E-Autos gebündelt hat. Die Idee ist, bestehende Kompetenzen und Kapazitäten im Unternehmen in neue, wachsstumsstärkere Anwendungsgebiete jenseits des Druckmaschinenbaus zu lenken und sie Industriepartnern zur Verfügung zu stellen.

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Im Verteidigungsbereich sieht Otto aktuell besonders viel Potenzial: „Der Rüstungsmarkt ist ein großer Markt, er ist viele, viele Milliarden Euro schwer, mit der Tendenz wachsend“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Er kündigte an, dass das Unternehmen in den kommenden drei Jahren in seinem Industriesegment mindestens 100 Millionen Euro erwirtschaften werde. Aktuell liegt der Umsatz der Sparte bei rund 60 Millionen. „Wir sagen nicht, dass wir bessere Panzer bauen können als die bewährten Hersteller“, wird der Vorstandschef bei dpa-AFX zitiert. Das, was in einem Panzer an Technologie drin sei, beherrsche das Unternehmen aber und könne helfen, es zu skalieren, heißt es weiter.

In Wiesloch dürfte die neue Partnerschaft mit Vincorion unterdessen dazu beitragen, die Auslastung im Stammwerk zu sichern. Die Produktion der neuen Rüstungskomponenten soll mit bestehenden Ressourcen bewältigt werden. Wie viele Mitarbeitende dafür benötigt werden, könne man derzeit noch nicht sagen, so ein Sprecher von Heidelberger Druckmaschinen.

An der Börse kam die Nachricht von der geplanten Partnerschaft gut an: Die Aktie schoss am Dienstag zwischenzeitlich um mehr als 35 Prozent nach oben.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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