Mannheim. Eine Verabredung für den 20. Mai 2026 steht schon fest: An diesem Tag wollen Bilfinger-Aufsichtsratschef Eckhard Cordes und Aktionärsvertreter Marc Tüngler zusammen ein Glas Wein in Mannheim trinken. Denn dann wird der Industriedienstleister erstmals wieder zu einer Hauptversammlung vor Ort einladen. Tüngler ist Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und beklagt wie viele seiner Kollegen den Trend zu virtuellen Aktionärstreffen.
Deshalb lobt er bei der jüngsten Hauptversammlung des Mannheimer Konzerns, dass es im kommenden Jahr eine Ausnahme geben soll – woraufhin ihn der Aufsichtsratsvorsitzende zum gemeinsamen Glas Wein einlädt. Auch für Sven Hafkesbrink von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger ist eine Hauptversammlung in Präsenz eine gute Nachricht. Ob er den beim gemeinsamen Weingenuss mit dabei sein könnte, fragt er gleich an.
Bilfinger plant Präsenzformat nur als Ausnahme
Seit der Corona-Pandemie hat Bilfinger die neuen gesetzlichen Vorgaben genutzt und seine Hauptversammlungen im digitalen Format veranstaltet. Vor der Pandemie traf man sich im Mannheimer Kongresszentrum Rosengarten. Für 2026 und 2027 hat sich das Management eine Ermächtigung für weitere virtuelle Treffen von den Aktionären geben lassen. Dass die Veranstaltung im kommenden Jahr trotzdem in Präsenz stattfinden wird, hängt laut Cordes mit den turnusgemäßen Wahlen zum Aufsichtsrat zusammen. Bei besonderen Anlässen werde man Aktionärstreffen vor Ort einberufen.
Die beiden Aktionärsvertreter sind am Mittwoch in bester Stimmung – dank guter Zahlen für 2024 und den Jahresbeginn und einer um 33 Prozent gestiegenen Dividende auf 2,40 Euro je Aktie. Selten habe man als Aktionär derzeit bei einem Unternehmen „das Gefühl, dass man so gut aufgehoben ist“, sagt Tüngler. Allein die Sorge um die Auswirkungen der Politik von US-Präsident Donald Trump auf den Mannheimer Dienstleister trübt ein wenig die gute Laune.
Bilfinger-Chef Schulz: Von US-Zöllen nicht direkt betroffen
Von den derzeit in den USA diskutierten Zöllen sei Bilfinger als lokaler Dienstleister nicht direkt betroffen, betont Vorstandschef Thomas Schulz. Aber: „Die kompromisslose America-First-Strategie und aggressive Kommunikation und Geschäftspraktiken der US-Regierung führen zu erheblicher Unsicherheit und zurückhaltender Investitionsbereitschaft.“ Dennoch rechne sich Bilfinger weiter Chancen im US-Geschäft aus, weil etwa die Prozessindustrie sparen wolle und Outsourcing-Partner brauche.
Im 1. Quartal 2025 ist der Industriedienstleister auch dank Zukäufen gewachsen. Der Konzernumsatz stieg um 17 Prozent auf 1.267 Millionen. Das operative Ergebnis (Ebita) verbesserte sich um 31 Prozent auf 57 Millionen Euro, das Konzernergebnis um 27 Prozent auf 32 Millionen Euro. Für Cordes zählt Bilfinger zu den erfolgreichsten Unternehmen im M-Dax. So hat sich der Wert der Bilfinger-Aktie von 46,50 Euro Mitte Mai 2024 innerhalb eines Jahres auf knapp 74 Euro verbessert.
Den guten Aktienkurs nutzte der einst mächtige Großaktionär Cevian, der zu Höchstzeiten rund 30 Prozent der Bilfinger-Anteile hielt, um Kasse zu machen. Inzwischen hat sich der Anteil Cevians auf unter fünf Prozent reduziert, sagt Finanzvorstand Matti Jäkel.
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