Ludwigshafen. Die BASF hat am Freitag getest, wie sich eine rein virtuelle Hauptversammlung in der Praxis bewährt. 2023 und 2024 fanden die Hauptversammlungen im Mannheimer Congress Center Rosengarten statt. So lief die Online-Hauptversammlung:
Was sagen die Aktionäre zum Online-Format?
Die sind nicht begeistert. Aktionärsvertreterin Christiane Hölz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sagte, sie hätte Markus Kamieth als neuen Vorstandsvorsitzenden lieber persönlich begrüßt. Sie plädierte für ein hybrides Format, bei dem die Aktionäre die Wahl zwischen Präsenz und digital hätten. Arne Rautenberg von Union Investment erklärte, es sei wichtig, dass Vorstand und Aufsichtsrat den Anteilseignern Rede und Antwort stehen „und sich nicht im virtuellen Raum wegducken“. Mit rund 42 Prozent des Grundkapitals an zugeschalteten Teilnehmern unterschied sich das Interesse aber kaum von der Präsenzveranstaltung 2024.
Wird die nächste Hauptversammlung wieder virtuell?
Angesichts von viel Kritik von Aktionärsseite vorab an dem Format, betonte Bock: BASF prüfe jetzt Jahr die virtuelle Variante. Das bedeute nicht, dass sich der Konzern generell gegen Präsenz-Hauptversammlungen entschieden habe. Das werde künftig in jedem Jahr neu entschieden. BASF-Chef Kamieth sagte, er könne sich einen Wechsel zwischen virtuell und Präsenz vorstellen. Auf jeden Fall hat die BASF-Spitze hier Handlungsfreiheit: Die Ermächtigung, für die nächsten zwei Jahre eine virtuelle Hauptversammlung durchzuführen, wurde bei der Abstimmung von einer großen Mehrheit durchgewunken.
Wie kam BASF-Chef Kamieth bei seiner ersten Haupversammlung als BASF-Chef an?
Die Sprecher großer Aktionärsvereinigungen und Bankenfonds bescheinigten Kamieth durchgehend, dass er frischen Wind in den Konzern gebracht und mit seiner neuen Strategie wichtige Weichen gestellt habe. Julius Vogel von Deka Investment etwa sprach von einer „Frischzellenkur“ für den „Dinosaurier BASF“. Die Sprecher begrüßten deutlich, dass der Vorstand sich auf das Kerngeschäft konzentrieren und Randgeschäfte verkaufen oder an die Börse bringen will. Dennoch bleibt eine gute Portion Skepsis: Der Vorstand müsse nun auch liefern.
Wie zufrieden sind die Aktionäre mit der Dividende für 2024?
Die Aktionäre müssen eine dem schwachen Geschäft angepasste Dividende hinnehmen: Sie wurde um rund ein Drittel gekürzt auf 2,25 Euro je Aktie. Im Vorjahr hatte BASF noch 3,40 Euro gezahlt. Dennoch erntete die BASF dafür keine Proteststürme, im Gegenteil. Es sei gut, dass sich der Konzern vom Dogma stabiler oder ständig steigender Dividenden gelöst habe und seine Dividendenpolitik an die Geschäftsentwicklung anpasse – anstatt sie aus der Substanz zu bezahlen, war von den Aktionärsvertretern zu hören.
Warum gab es Kritik am China-Kurs?
Nach wie vor herrscht große Skepsis vor allem gegenüber dem neuen Verbundstandort in Zhanjiang, in den BASF zehn Milliarden Euro investiert. Zhanjiang soll im zweiten Halbjahr 2025 in Betrieb gehen. Die Rede war etwa von einer „riskanten Wette“ angesichts der aktuellen Überkapazitäten für chemische Produkte in China. „Wird sich diese Investition überhaupt für uns Aktionäre auszahlen?“, fragte daher Arne Rautenberg von Union Investment.
Und was sagt der Vorstand zur China-Skepsis?
Zweifler Rautenberg bekam ein klares Ja von Vorstandsmitglied Stephan Kothrade, der für China zuständig ist, zu hören: Die Investition werde sich auszahlen. Der Markt für Chemieprodukte in China werde sich wieder normalisieren, so Kothrade zum Thema Überkapazitäten. Zudem habe die chinesische Regierung angefangen, alte Produktionsanlagen mit hohen Emissionen stillzulegen. Da habe Zhanjiang als hochmoderner Verbund mit geringem CO2-Fußabdruck wichtige Wettbewerbsvorteile. Nach wie vor sei China der wichtigste Chemiemarkt der Welt, seine Bedeutung werde noch deutlich zunehmen.
BASF hat auch die Zahlen zum 1. Quartal des laufenden Jahres bekanntgegeben. Wie liefen die Geschäfte zum Jahresstart?
Etwas schwächer aufgrund gesunkener Preise und Absatzmengen. Der Umsatz in den ersten drei Monaten schrumpfte im Jahresvergleich um 0,9 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging um 3,2 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zurück. Unter dem Strich fiel ein Gewinn von 808 Millionen Euro an, nach knapp 1,4 Milliarden ein Jahr zuvor. Die Ziele für 2025 bestätigte die BASF. Vorstandschef Kamieth erklärte, die Zahlen seien angesichts des volatilen Umfelds „in Ordnung“. Er sagte aber auch: „Die Verunsicherung der Märkte ist allerdings auch für uns deutlich spürbar.“
Wie wirken sich die von US-Präsident Donald Trump angekündigten weltweiten Zölle aus?
Kamieth betonte, dass BASF vor Ort für die lokalen Märkte produziere. Mehr als 80 Prozent des Umsatzes zum Beispiel in den USA erziele BASF mit Produkten, die dort hergestellt werden. Ähnlich hoch sei die Quote in anderen Regionen. Das mache BASF resilienter gegen Zölle. Doch es müssten auch indirekte Effekte berücksichtigt werden, wie Finanzvorstand Dirk Elvermann erklärte: Diese könnten sich aus der Verunsicherung der Marktteilnehmer und Änderungen der Kunden-Nachfrage in Branchen wie Automobil und Konsumgüter ergeben. Die vollständigen Auswirkungen der aktuellen Zölle und Gegenzölle auf das BASF-Geschäft ließen sich deshalb aktuell nur schwer einschätzen.
Gab es neue Details zur Sanierung des Stammwerks Ludwigshafen?
Kamieth erneuerte sein Bekenntnis zum Standort. „Ludwigshafen wird schlanker, aber stärker. Das ist das Ziel.“ Das Werk muss eine Milliarde Euro bis Ende 2026 einsparen, weil es rote Zahlen schreibt. Kamieth verwies auch darauf, dass trotzdem in das Stammwerk investiert wird. So gab BASF diese Woche Investitionen im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich in eine neue Anlage bekannt. Die Anlage soll die Produktionskapazitäten für Schwefelsäure in Halbleiterqualität erweitern, eine hochreine Chemikalie. Die neue Produktionsanlage soll die wachsende Nachfrage nach Halbleiterchips in Europa zu bedienen.
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