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Kreis-Aktion gegen Gewalt an Frauen machte Station in Lindenfels

Dort wo viele Menschen zusammenkommen – ob bei Partys, Aufführungen oder Konzerten – kann es passieren, dass Grenzüberschreitungen, Diskriminierung und (sexualisierte) Gewalt entstehen. Was man im Ernstfall tun kann.

Von 
Gisela Grünwald
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Die Aktion „Rockin 4 Respect“ war zu Gast in Lindenfels. © Jürgen Strieder

Lindenfels. Die Aktion des Kreises Bergstraße gegen Gewalt an Frauen war zu Gast in der Diskothek Ye Old Carriage Inn in Lindenfels. Der Arbeitskreis häusliche Gewalt gegen Frauen und viele weitere Mitstreiter verteilten dabei Handzettel mit Telefonnummern für den Notfall. Zudem gab es im Eingang einen Tisch und Gesprächen mit den Veranstaltern.

Zu später Stunde erschien auch Landrat Christian Engelhardt. Er unterstütze die Aktion aus vollem Herzen, bekundete er.

Nicole Schmitt vom Kreisfrauenbüro Bensheim berichtete: „Jeden Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Ehemann, Freund oder Expartner ermordet.“ Marion Vatter vom Frauenbüro Bensheim, Anja Ostrowski vom Antidiskriminierungs-Netzwerk Südhessen und Hannah Eskens von der Beratungsstelle für Frauen waren ebenfalls nach Lindenfels gekommen. Der Arbeitskreis hat das Projekt „Rocking 4 Respect“ entwickelt: „Zu den Frauen in die Diskotheken zu gehen und ihnen zu zeigen, ihr seid nicht allein, ihr könnt euch wehren“ so Nicole Schmitt.

Sie hatte Matthias Arras den Vorschlag zu einer Veranstaltung in der Lindenfelser Diskothek gemacht: Freitagabend ist immer Classic Kutsch – so heißt die Disco im Volksmund. Dann legen die Discjockeys Rockmusik der 80er, 90er und 2000er Jahre auf. In der Regel ist das Tanzlokal dabei sehr schnell voll. Es ist alles sehr überschaubar. Jeder kennt jeden.

Doch genau in solchen Situationen ist die Gefahr besonders groß, heißt es vom Bundesfamilienministerium. Dort wo viele Menschen zusammenkommen – ob bei Partys, Aufführungen oder Konzerten – kann es passieren, dass Grenzüberschreitungen, Diskriminierung und (sexualisierte) Gewalt entstehen. In die Drohungen wird auch der größere soziale Druck gerade in ländlichen Gegenden eingebunden: „Wehe, du erzählst es deinen Eltern oder meinen Freunden.“

Mit der Aktion will man den Opfern zeigen, es gibt Hilfe, um, den Teufelskreis der Gewalt zu durchbrechen. „Frau ist nicht allein damit“, drückt es Hannah Eskens von der Beratungsstelle für Frauen aus.

Viele Besucherinnen nahmen sich die Karte mit der Nummer des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ mit. Um 23 Uhr war die Tanzfläche voll. Die DJs Daniel und Heiko – „Die Two-Men-Show“ – spielten Lieder, die ihnen das Aktionsbündnis geschickt hatte, darunter Bob Marleys „Get Up Stand Up“.

Gewalt im familiären Umfeld schüchtert die Opfer ein

Ein Stammbesucher meinte: „Ist das denn hier der richtige Ort für so eine Aktion?“ „Ist es“, findet Anja Ostrowski vom Antidiskriminierungs-Netzwerk Südhessen. „Hier kann man die Männer bitten: Passt auf euere Freunde auf, damit sie sich auch mit viel Promille im Blut noch benehmen.“ Das gelte für jede Feier. Denn gerade in einem engen Umfeld, wo jeder jeden kennt, trauten sich die Opfer oft nicht, Gewalt anzuzeigen. Zum Beispiel, dass ein Bekannter eine Frau stalkt.

Mit der Aktion in Lindenfels erinnerte der vor 18 Jahren gegründete Arbeitskreis, an den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November. Fast jedes Jahr gibt es dazu auch in Lindenfels die Brötchentüten-Aktion mit dem Slogan: „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“.

Der 25. November wird auch Orange Day genannt. Der Arbeitskreis gegen häusliche Gewalt appelliert an die Gesellschaft, die Opfer ernstzunehmen, wenn sie von Übergriffen erzählen und nicht aus Angst vor dem Nachbarn, dem Chef oder dem guten Ruf zu schweigen.

Freie Autorin

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