Heppenheim. Wie Lesen und Laternen zusammenhängen, durfte eine vierte Klasse der Christopherusschule Hambach neulich testen. Im Rahmen des Deutschunterrichts nahmen elf Viertklässler an der ersten Führung „Leseförderung auf dem Laternenweg“ der Stadt Heppenheim teil und damit an einer besonderen Entdeckungstour durch die historische Altstadt.
„Der Führung liegt ein innovatives Konzept zur Förderung von Lesefreude und Sprachkompetenz bei Kindern zugrunde“, erklärte Laternenführerin Pia Keßler-Schül. „Ausgestattet mit einem Koffer voller Requisiten machen wir uns auf die Suche nach historischen Straßenschildern, lösen kleine Aufgaben und lesen – hoch oben von der Leiter – Sagen an vier ausgewählten Laternen vor.“ Die zweite Laternenführerin Inge Schäffauer ergänzte: „Die Kinder schlüpfen dabei selbst in die Rolle der Laternenführer, erweitern spielerisch ihren Wortschatz und entdecken zugleich die Geschichten und Geheimnisse ihrer Heimat.“
Anreiz, sich mehr mit Lesen zu befassen
Das Ziel sei dabei nicht, dass die Kinder nach der Führung perfekt lesen könnten, sondern, einen Anreiz für sie zu schaffen, sich in Zeiten von Smartphones und Tablets wieder mehr mit dem Lesen zu befassen.
Klassenlehrerin Indra Kühn war, wie die Kinder auch, sehr gespannt auf die rund siebzigminütige Führung. „Das Thema passt perfekt in das Fach Deutsch.“ Vor anderen etwas vortragen, Hemmungen abbauen, aus dem Klassenzimmer herauskommen, all das sind laut Pia Keßler-Schül weitere Punkte, die die Führung zu etwas Besonderem machen. „Eine Kinder-Laternenführung gibt es in Heppenheim schon länger, die Führung für mehr Lesekompetenz wurde erst kürzlich von Inge Schäffauer und mir entwickelt – heute ist die Premiere“, so Keßler-Schül. Die erste Station war nicht weit vom Treffpunkt auf dem Marktplatz entfernt. Mithilfe von Straßenschildern, die die Kinder mit sich trugen und die laut vorgelesen wurden, fand die Gruppe den ersten Haltepunkt in der Amtsgasse ohne Probleme. Hier wurde die Leiter aufgestellt, es gab Umhänge und Hüte für die Schüler, „damit sie auch wie echte Laternenführer aussehen“ und los ging es mit den Geschichten. Reihum durfte jeder vorlesen. Die Textpassagen waren auf Kärtchen gedruckt und zuvor ausgeteilt worden.
Auf der Laterne in der Amtsgasse war ein Ziegenbock als Scherenschnitt zu sehen. In der dazugehörigen Geschichte ging es um den Jungen Hans. Der schleuderte die Kanne zum Milchholen so wild herum, dass er damit einen zerzausten Ziegenbock anlockte. „Mit seinen Hörnern piekste er den Hans und der erschrak so, dass er die Kanne auf den Boden fallen ließ“, las ein Mädchen und die Gruppe lachte.
Lehrerin zieht positives Fazit
Im Anschluss an das Lesen, durfte jeder der Schüler noch ausprobieren, wie man eine Milchkanne so schleudern kann, dass der Inhalt – in diesem Falle Wasser – nicht herausläuft. Alle hatten großen Spaß. Im Laufe der Stationen, die noch in die Mühlgasse und die Schunkengasse führten, gab es mehrere Geschichten: Diese handelten von Riesen und dem Felsenmeer, von der Starkenburg und dem Hund Melampus.
Dass die Kinder bei der Führung miteingebunden wurden, dass sie selbst lesen und auf der Leiter stehen durften, fand Lehrerin Indra Kühn eine tolle Sache. „Wir werden die Führung in guter Erinnerung behalten“, zog sie nach der letzten Station Bilanz. Auch die Laternenführerinnen Pia Keßler-Schül und Inge Schäffauer waren zufrieden: „Die Kinder haben toll mitgemacht.“
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