Bensheim. Was waren das für denkwürdige Tage, damals vor zehn Jahren in Bensheim: Festival-Feeling im Stubenwald, warme Sommerabende am Magic Lake (auch bekannt als Badesee), spannende Einblick bei der Sonderschau „Natur auf der Spur“ und die Stadtgesellschaft als guter Gastgeber. Der Hessentag 2014 war das Bensheimer Sommermärchen – getragen auch von 3000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.
Zehn Jahre ist das Landesfest nun her – und war nicht nur ein Ereignis für die lokalen Geschichtsbücher. Die heißen Tage im Juni 2014 sind vielen Bensheimerinnen und Bensheimern in guter Erinnerung geblieben. 1,325 Millionen Menschen kamen zu den mehr als 1000 Veranstaltungen in die Stadt. 110 Sonnenstunden hatten die Meteorologen während der zehn Tage vom 6. bis 15. Juni gezählt – absoluter Rekord für die hessische Großveranstaltung. Mehr gab es bei einem Hessentag noch nie.
In nahezu prophetischer Weitsicht überreichte der damalige Bergsträßer Landrat Matthias Wilkes dem damaligen Ministerpräsidenten Volker Bouffier bei der Eröffnung am 6. Juni 2014 auf dem Bensheimer Marktplatz eine Tube Sonnencreme.
Bensheim präsentierte sich „Herrlich hessisch“. Das Motto erwies sich nicht nur als Slogan auf dem Papier, sondern wurde tatsächlich gelebt. An großen und kleinen Höhepunkten mangelte es bekanntlich nicht. Seeed brachten in der Hessentags-Arena die Menge zum Tanzen, bei der FFH-Party „Just White“ zeigte sich, dass man 35 000 Leuten einen Dresscode verpassen kann – und diese dann trotzdem Spaß haben. Bryan Adams sang vom „Summer of 69“, Billy Idol ließ sich blicken, Sunrise Avenue waren da.
Tim Bendzko, die Broilers, eine Schlagernacht mit Rico Bravo, die Landesausstellung mit 300 Ausstellern oder die Hessentagsstraße zwischen Innenstadt und Berliner Ring: Es ist reichlich untertrieben zu sagen, dass in Bensheim einiges los war in jenen Juni-Tagen.
Der Stadtpark wurde zur angesagten Festival-Location mit der Geburtsstunde des OpernAir – mittlerweile eine Bensheimer Kultveranstaltung. Die „Ü90-Party“ sorgte bundesweit für Schlagzeilen und hat sich im städtischen Veranstaltungskalender ebenfalls etabliert.
Zum großen Finale schlängelte sich der traditionelle Festzug mit bunten Trachten, schönen Motivwagen und viel Musik auf einer Länge von drei Kilometern durch die Straßen der Stadt.
Apropos Straßen: Mit Fördermitteln des Landes konnten die Kreisel auf dem Berliner Ring, für deren farbenfrohe Gestaltung es auch heute noch viel Lob gibt, sowie die Westtangente nach Angaben der Stadt Bensheim „schneller und günstiger für den städtischen Haushalt“ gebaut werden.
Das ehrenamtliche Engagement im Team Bensheim, die Einsatzbereitschaft der Verwaltung mit ihren Hessentagsbeauftragten Thomas Herborn, Rolf Hiesinger und Frank Daum sowie die Geduld der Anwohner, für die es nicht immer einfach war, im Ausnahmezustand das tägliche Leben zu organisieren – all das sollte ebenfalls nicht vergessen werden.
„Es war eine arbeitsreiche und intensive Zeit für alle Beteiligten. Aber wir können auch mit dem Abstand von zehn Jahren sagen: Es waren tolle Tage mit einer super Stimmung in der Stadt. Die Bensheimerinnen und Bensheimer sind enger zusammengerückt, es entstand in dieser Zeit ein Wir-Gefühl, das den Hessentag getragen hat. Wir haben uns als lebendige Stadt und sehr gute Gastgeber präsentiert. Bensheim hat friedlich und fröhlich Hessentag gefeiert“, betonten die damaligen Hessentagsbeauftragten.
So gerne man sich an die schönen Tage zurückerinnert – um das Thema Geld kommt man beim Hessentag aber nicht herum. In der Regel beschert das Landesfest den Ausrichterstädten ein ordentliches Minus: Bei knapp fünf Millionen Euro lag das Defizit in Bensheim, das man im Vorfeld aber immerhin auch so prognostiziert hatte. Schlechter erging es im vergangenen Jahr der Stadt Pfungstadt: Ein Minus von 10,2 Millionen steht dort unterm Strich in der Endabrechnung. Ursprünglich war man lediglich von einem Defizit in Höhe von 2,7 Millionen Euro ausgegangen.
Die hohen Kosten sind ein wesentlicher Punkt, warum Kritiker den Hessentag nicht mehr als zeitgemäß ansehen – und warum sich Kommunen in Zeiten wie diesen sicher sehr genau überlegen, ob eine Bewerbung für das Landesfest Sinn macht. Mit Blick auf den Bensheimer Haushalt dürfte man davon ausgehen, dass die Stadt in absehbarer Zeit kein weiteres Mal ihren Hut als potenzielle Ausrichterstadt in den Ring werfen wird.
Noch ein Grund mehr in Erinnerungen an „damals“ zu schwelgen – was im Übrigen auch die BA-Redaktion ganz gerne macht, die damals zehn Tage am Stück im Dauereinsatz war und ihre Leserschaft mit Berichten, Reportagen, Fotos und Videos vom Hessentag versorgt hat.
Wer Lust hat, mit uns auf Zeitreise zu gehen, kann sich auf YouTube unsere alten Videos anschauen oder in die Musik der Künstler abtauchen, die vor zehn Jahren in Bensheim aufgetreten sind – wir haben eine Spotify-Playlist erstellt, die von BAP und Billy Idol über Tim Bendzko bis Seeed und Sunrise Avenue reicht. cim/ps
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