Bergstraße. Ostern wird rund um den Globus gefeiert – doch wie genau, das unterscheidet sich stark von Land zu Land. Während in Deutschland bunte Eier und der Osterhase zum Standard gehören, wird anderswo mit Tontöpfen geworfen, mit Wasser gespritzt oder sogar ein Riesenomelett gebraten.
Polen: Wasserschlacht am Ostermontag
Ein wenig Vorsicht ist am Ostermontag in Polen geboten – zumindest, wenn man trocken bleiben will. Beim Brauch „Smigus-Dyngus“ bespritzen sich Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, gegenseitig mit Wasser. Ursprünglich galt das als Reinigungsritual nach der Fastenzeit und sollte Glück bringen. Heute ist es vor allem ein ausgelassener Spaß. Wer besonders beliebt ist, wird also besonders nass und das den ganzen Tag über.
Frankreich: Fliegende Glocken und ein Riesenomelett
In Frankreich heißt es, dass die Kirchenglocken am Karfreitag nach Rom fliegen – aus Trauer über Jesu‘s Tod. Erst am Ostersonntag kehren sie zurück und lassen dabei bunte Eier regnen. Deshalb werden die Geschenke in vielen Regionen nicht vom Osterhasen, sondern von den „fliegenden Glocken“ gebracht. Kurios ist jedoch besonders ein Brauch in Bessières (Südfrankreich): Dort wird jedes Jahr am Ostermontag ein riesiges Omelett aus rund 15.000 Eiern in einer überdimensionalen Pfanne zubereitet – genug für etwa 10.000 Menschen. Die Tradition geht auf einen Besuch Napoleons zurück, der so begeistert von einem lokalen Omelett war, dass er verlangte, man solle am nächsten Tag eins für seine ganze Armee machen.
Griechenland: Töpfe fliegen vom Balkon
Auf der Insel Korfu geht es am Ostersamstag lautstark zu – und ziemlich gefährlich für Tonwaren. Beim Brauch „Botides“ werfen Menschen große Tontöpfe gefüllt mit Wasser von Balkonen auf die Straßen. Die Scherben sollen den Winter vertreiben und symbolisieren neues Leben. Außerdem bringt der Lärm angeblich Glück – und jede Menge Touristen.
In ganz Griechenland werden Ostereier zudem traditionell blutrot gefärbt, als Symbol für das Blut Christi. Beim „Tsougrisma“ schlagen zwei Personen Eier gegeneinander – wessen Ei ganz bleibt, der soll besonders viel Glück haben.
Australien: Der Bilby statt des Hasen
Kaninchen sind in Australien keine harmlosen Häschen, sondern eingeschleppte Plagegeister, die große Schäden anrichten. Deshalb gibt es dort einen alternativen Osterbotschafter: den „Easter Bilby“, ein kleines, vom Aussterben bedrohtes Beuteltier mit langen Ohren. Viele Australier kaufen bewusst Bilby-Schokolade, um auf den Artenschutz aufmerksam zu machen – und um dem Hasen eins auszuwischen.
Finnland: Hexen auf Ostermission
Wer an Halloween denkt, erwartet keine Verbindung zu Ostern – es sei denn, man ist in Finnland. Dort verkleiden sich Kinder an Palmsonntag oder Karsamstag als Osterhexen mit bunten Tüchern, Ruß im Gesicht und Besen in der Hand. Von Tür zu Tür ziehen sie durch die Nachbarschaft, segnen Häuser mit Weidenzweigen und bekommen dafür Süßigkeiten – ganz wie kleine Frühjahrs-Halloween-Geister. Der Brauch geht auf alte Frühlingsrituale zurück, in denen man böse Geister vertreiben wollte. Heute ist er ein liebevoll-gruseliger Teil der finnischen Osterzeit. Frederik Koch
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