Für die EM versuchen sich alle übertragenden Sender am Themenfeld Humor. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut. Positive Überraschung ist zu später Stunde das EM-Kneipenquiz der ARD. Das Prinzip: In einer voll besetzten Bochumer Kneipe treten drei Quizteams mit jeweils zwei Personen gegeneinander an. Werder Bremens Stadionsprecher und Journalist Arnd Zeigler ratet und trinkt an jedem Abend mit, während die anderen Plätze an Gäste vergeben werden.
Moderatorin Stephanie Müller-Spirra führt mit schnoddriger Schnauze als Quasi-Kneipenwirtin durch den Abend. Klingt ein wenig nach „Inas Nacht“ im Fußball-Quiz-Modus - und ist es auch. Die Kombination Fußball, Kneipe, Quiz und Frotzelei funktioniert wie ein Herrengedeck als Absacker vor der Sperrstunde. Klar ist das manchmal ein bisschen drüber, aber das passt ja auch zum Geschehen in einer Kneipe nach Mitternacht.
RTL-Moderator Elton interviewt Nationalspieler, doch es fehlt an Expertise
Recht großformatig geht RTL das Thema Unterhaltung an. Als tägliches Format ab 20.15 ist das „EM-Studio“ gehalten. Neben taktischen Analysen von Gästen wie Markus Babbel, Felix Kroos oder Stefan Effenberg soll es auch immer wieder was zum Lachen geben. Der ständige Wechsel zwischen abkippender Mittelfeldraute und Comedy macht es für den Zuschauer aber etwas schwierig.
Keinen Gefallen scheint sich der Sender auch mit Moderator Elton, der mit Thomas Helmer durch den Abend führt, getan zu haben. Der offenbart mitunter große Defizite in Sachen Fußball-Expertise. Die wäre aber nicht schlecht, wenn er Interviews mit Nationalspielern führt.
Magenta-TV mit gleich zwei Comedy-Formaten im Programm
Gleich zwei Comedy-Formate hat Magenta-TV im Programm. Der Digitalsender hat zum einen „Studio Pille-Palle“ auf Lager. Darin reden Schauspieler Fahri Yardim und Ex-Nationalspieler Jonas Hector über - ja, was eigentlich genau? Sicher über die Spiele des Tages und die EM im weitesten Sinne. Das ist unterhaltsam, absurd auf alle Fälle.
Speziell in der Ausgabe nach dem letzten Gruppenspiel der DFB-Elf wurden aber die Schwachstellen des offenbar wenig vorbereiteten Dialogs sichtbar. Als Yardim von Hector wissen wollte, ob dieser schon mal mit einem echten Unsympathen zusammengespielt hätte und dieser ihm auch bei der dritten Nachfrage keinen Namen nennen wollte, wünscht man sich noch einen Moderator in dieser Runde, der die vielen Worte in Bahnen lenkt.
Breyer, Kramer und Mertesacker unterhalten als eingespieltes Trio
Was Magenta-TV jedoch mit der „Comedy Halbzeit“ bewirken will, ist schleierhaft. Podcaster Felix Lobrecht ist der Gastgeber in einem Berliner Comedyclub. Neben ihm treten vier weitere Comedians auf. Der Humor ist derbe bis zotig. Das gefällt oder eben nicht - aber was das mit der EM zu tun hat?
Völlig auf ein Comedy-Format verzichtet hat übrigens das ZDF - und hat dennoch ein eingespieltes Gag-Duo im Programm. Das hört auf die Namen Mertesacker und Kramer. Die beiden Ex-Nationalspieler analysieren die Spiele - und geraten sich regelmäßig in die Haare. Etwa dann, wenn Mertesacker (104 Länderspiele) Kramer (zwölf Länderspiele) fragt, wie oft dieser schon gegen England gespielt habe. Wenn sich dann Moderator Jochen Breyer einschaltet und feststellt, dass beide exakt dieselbe Anzahl an Weltmeistertiteln haben (einen), ist das in etwa die Definition von „eingespieltes Team“. Ist in Sachen Humor ja auch eine gute Sache.
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