Handball-WM

Die deutschen Handballer vor der K.o.-Runde: Jetzt wird’s groß

Fünf Spiele, fünf Siege - und zuletzt nahezu berauschende Leistungen vor begeistertem Publikum. Für das deutsche Handball-Nationalteam läuft es bei der WM bislang wie am Schnürchen. Doch nun warten die ganz großen Duelle

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Marc Stevermüer
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Grenzenlose Freude: Die deutsche Mannschaft feiert den Sieg über die Niederlande. © Jan Woitas/dpa

Die Gedanken schweifen etwas weiter. Und das dürfen sie auch. Zumindest im Augenblick des Erfolgs, den die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der WM gerade zweifelsohne hat. Nach dem 33:26-Sieg über die Niederlande steht die Auswahl von Bundestrainer Alfred Gislason bereits im Viertelfinale, das am Mittwoch in Danzig ausgetragen wird.

Zuvor geht es am Montag (20.30 Uhr/live in der ARD) in Kattowitz gegen Norwegen noch um Platz eins in der Hauptrundengruppe der Deutschen. Längst haben sie aber schon den Kracher in der K.o.-Runde im Sinn. Es kommt auf jeden Fall zu einem Duell mit einem Schwergewicht: Olympiasieger Frankreich, von DHB-Sportvorstand Axel Kromer zur „Macht“ deklariert, oder Vize-Europameister Spanien, den Torwart Andreas Wolff als „unser Kryptonit“, also die Schwachstelle der Comicfigur Superman, bezeichnet. Wer soll es sein? „Das ist wie Pest oder Cholera“, scherzt Linksaußen Rune Dahmke.

An die Spanier herangearbeitet

Auch Gislason ist unschlüssig: Die spanischen Spieler seien „abgezockt, sehr erfahren“, hätten im „Schnitt 300 Länderspiele, wir haben im Vergleich vielleicht 40“. Frankreich wiederum bringe „eine unglaubliche Feuerpower aus dem Rückraum“ ein. Die beiden potenziellen Gegner seien „Weltklasse-Mannschaften, die hier den Titel holen können“.

Gislason glaubt allerdings, dass sich seine Mannschaft „näher an die Spanier herangearbeitet“ habe. Trotz der vielen Niederlagen, die es zuletzt gegen die Iberer hagelte. Im Test im Oktober des vergangenen Jahres, bei den Olympischen Spielen 2021 und bei der Weltmeisterschaft 2021. Stichwort Kryptonit.

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Marc Stevermüer
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Heimspielatmosphäre in Kattowitz

Nach dem fünften Erfolg im fünften WM-Spiel surfen die Deutschen allerdings auf einer Euphoriewelle. So wie 2016 beim EM-Triumph. Übrigens auch in Polen, im Finale gegen….? Genau: Spanien. Mit einem damals überragenden Torwart Wolff, der sich nun wieder in Topform befindet. Gegen die Niederlande wird er vor 6250 Zuschauern mit 17 Paraden und einer Fangquote von 43 Prozent zum Sieggaranten.

Die enthusiastischen Fans tragen die Deutschen durch die Partie. In der Spodek-Arena von Kattowitz hat die DHB-Auswahl erneut ein Heimspiel. „Es ist immer mehr geworden: mehr Lautstärke, mehr Stimmung, mehr Emotionen. Es wird irgendwie immer geiler. Es macht richtig Spaß“, sagt Rückraum-Linkshänder Christoph Steinert voller Begeisterung nach der Begegnung.

Keine Frage: Die besondere Atmosphäre beflügelt die deutsche Mannschaft - und spornt sie an. „Wir profitieren von der Euphorie und Energie in der Halle“, meint Mittelmann Juri Knorr, der das Publikum als wichtigen Faktor ausmacht und sein Team „noch nicht am Ende unsere Reise“ sieht.

„Keiner spielt gerne gegen uns“

Eben diese führt die DHB-Auswahl nach der Partie gegen Norwegen nach Danzig. Mit dem Erreichen der K.o.-Runde ist ein Etappenziel erreicht, doch längst wollen die Deutschen mehr. „Ein Viertelfinaleinzug wird nicht in die Geschichtsbücher eingehen“, stellt Kromer in seinem sachlichen Amtston fest.

Man kennt den DHB-Sportvorstand in der Rolle des Mahners, doch sogar er traut sich ein wenig aus der Deckung: „Keiner wird mehr behaupten, gerne gegen uns zu spielen. Das war vor dem Turnier sicherlich anders.“

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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