Handball

Das sagt Löwen-Ikone Andy Schmid zur Rückkehr nach Mannheim

Zweieinhalb Jahre nach seinem emotionalen Abschied von den Rhein-Neckar Löwen kommt Club-Legende Andy Schmid als Schweizer Nationaltrainer zurück nach Mannheim. Wie fühlt sich das für ihn an? Und wie sieht er sich als Trainer?

Von 
Marc Stevermüer
Lesedauer: 
Seit Februar Nationaltrainer der Schweiz: Andy Schmid. © Bo Amstrup/Imago

Mannheim. Von ausgeprägter Handball-Romantik hält Andy Schmid nicht viel. Spätestens seit dem 10. Januar in diesem Jahr. Damals kehrte die Legende der Rhein-Neckar Löwen als Spieler nach Deutschland zurück, bestritt mit der Schweizer Nationalmannschaft im Düsseldorfer Fußballstadion vor 53 586 Zuschauern das EM-Eröffnungsspiel gegen die Mannschaft des Gastgebers. Und ging mit 14:27 unter.

„Das hat sich alles andere als sensationell angefühlt“, schmerzt ihn dieses Resultat neun Monate später immer noch, weshalb er unter dem Eindruck dieses Erlebnisses „nun den ganzen Kitsch mal an die Seite schieben“ will: „Das ist ohnehin nicht so mein Ding.“ Was ein bisschen schade ist. Denn diese Woche ist eigentlich für ein paar herzergreifende Geschichten geschaffen.

Andy Schmid kehrt als Trainer zurück – ohne Sentimentalitäten

Schmid ist mittlerweile Trainer der Schweizer Handballer. Und zum Auftakt der EM-Qualifikation tritt er mit den Eidgenossen am Donnerstag (18.30 Uhr) in Mannheim gegen Deutschland an. Also ausgerechnet dort, wo der frühere Weltklasse-Spielmacher die beste Zeit seiner beeindruckenden Karriere erlebte und seine größten Erfolge feierte. Zweimal wurde er Meister mit den Löwen, ein Banner mit seinem Namen hängt als höchste Form der Ehrerbietung unter dem Hallendach. Doch Schmid liegt es fern, gefühlsselig zu werden. „Ich freue mich auf die SAP Arena. Und damit ist alles gesagt“, lässt er sämtlichen Sentimentalitäten keinen Platz.

Im Februar übernahm der fünfmalige MVP der Bundesliga den Trainerposten bei den Eidgenossen. Der 41-Jährige findet den Job „spannend“. Für ihn fühle es sich so an, als ob er die Aufgabe „schon viel länger ausübe“, sagt Schmid, der sich bereits zu Spielerzeiten akribisch auf seine Zukunft als Trainer vorbereitete und auch jetzt noch jede Möglichkeit nutzt, um dazuzulernen.

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Gerne tauscht er sich mit Kollegen aus. In den vergangenen Monaten schaute Schmid beispielsweise bei Misha Kaufmann (ThSV Eisenach), Bennet Wiegert (SC Magdeburg) und Maik Machulla (Aalborg/Dänemark - dort aber mittlerweile entlassen) vorbei.

„Ich bilde mir nicht ein, dass ich alles weiß. Das kann ich gar nicht. Deswegen wird es mir helfen, wenn ich hier und da einen Einblick gewinne – selbst wenn es nur Kleinigkeiten sind. Aber klar ist auch: Ich werde niemanden kopieren, sondern meinen eigenen Weg als Trainer gehen“, sagt Schmid, der seinen Landsmann Kaufmann zuvor „nicht so wirklich gekannt“ hat: „Ich ziehe den Hut vor seiner Arbeit, er holt das Maximum aus seiner Mannschaft heraus, ist extrem akribisch, hat viele Ideen, geht neue Wege und legt einen besonderen Wert auf die Abwehr.“

Andy Schmid: „Meine Spieler sollen mir fachlich und menschlich vertrauen“

In der vergangenen Saison führte Kaufmann die Eisenacher als krassen Außenseiter zum Bundesliga-Klassenerhalt, was neben der unorthodoxen Verteidigung auch am Schweizer Manuel Zehnder lag. Der Rückraumspieler wurde Bundesliga-Torschützenkönig und wechselte anschließend zum Meister SC Magdeburg, wo ebenfalls Zehnders Landsmann Nikola Portner unter Vertrag steht. Schmid besuchte die beiden Profis und auch SCM-Trainer Wiegert vor einigen Wochen. „Magdeburg ist das Nonplusultra im deutschen Handball“, sagt der frühere Löwe.

Ihm sei es wichtig, betont der Schweizer Nationalcoach, Eindrücke von verschiedenen Ligen, Wettbewerben und Herangehensweisen zu bekommen. Sich vor allem Spiele vor Ort anzuschauen. „In der Halle sieht man mehr Details als im Fernsehen. Und mal ganz abgesehen davon bin ich der Überzeugung: Zum Job des Nationaltrainers gehört es, den Spielern eine gewisse Wertschätzung entgegenzubringen, sie zu besuchen und sich mit ihnen nicht nur über Handball zu unterhalten. Mir ist es besonders wichtig, dass mir meine Spieler nicht nur in fachlicher, sondern auch in menschlicher Hinsicht vertrauen.“

Mehr zum Thema

Handball

Länderspiel in Mannheim: Hymnen-Problem für Ex-Nationalspieler Böhm

Veröffentlicht
Von
Marc Stevermüer
Mehr erfahren
Handball

Schock für Rhein-Neckar Löwen: Knorr fällt noch länger aus

Veröffentlicht
Von
Marc Stevermüer
Mehr erfahren
Handball

Große Ernüchterung bei den Rhein-Neckar Löwen

Veröffentlicht
Von
Marc Stevermüer
Mehr erfahren

Außer Frage steht: Ein intaktes Umfeld in der Nationalmannschaft kann momentan in der Tat einigen Schweizern helfen. Der eine oder andere habe momentan „ganz schön zu kämpfen“, sagt Schmid und denkt dabei an Samuel Röthlisberger, Lukas Laube und Lenny Rubin, die mit dem TVB Stuttgart einen katastrophalen Saisonstart hinlegten. „Mit einem breiten Kreuz“, berichtet der Nationaltrainer, „sind die nicht angereist.“ Was in gewisser Hinsicht auch für die Stars Portner und Zehnder vom SC Magdeburg gilt.

Mentale Aufbauarbeit für manch einen gefragt

Hinter Portner liegen nach Dopingverdacht und Freispruch durch die Liga schwierige Monate. Und noch ist das Thema nicht erledigt. Die Nationale Anti Doping Agentur Deutschland (NADA) hat gegen den Freispruch Rechtsmittel beim internationalen Sportschiedsgericht (CAS) eingelegt, es bleibt also Ungewissheit. „Diese schwierige Geschichte muss man erst einmal abschütteln. Dass das nicht so einfach ist, sollte klar ein. Solch ein Erlebnis hinterlässt bei jedem Menschen Spuren“, sagt Schmid, der froh darüber ist, dass sich bei Rückraummann Zehnder zumindest das Wechseltheater noch vor dem Saisonstart erledigte.

Nach seiner Leihe zum ThSV Eisenach wollte der Mittelmann unter keinen Umständen zurück zum HC Erlangen, schließlich landete der 25-Jährige beim SC Magdeburg. „Also bei der dominierenden Mannschaften in Deutschland“, wie es Schmid formuliert: „Manuel musste dort erst einmal seinen Platz finden.“

Genau das gilt übrigens in gewisser Weise am Donnerstag auch für Schmid. Ausnahmsweise geht es für ihn in der SAP Arena nämlich nicht in die Heim-, sondern in die Gästekabine.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke