Handball

Zwischenhoch der Rhein-Neckar Löwen schnell wieder abgeflaut

Gegen Gummersbach scheitern die Rhein-Neckar Löwen gleich an mehreren Faktoren und müssen auf der Zielgeraden der Saison nun sogar um Platz acht fürchten.

Von 
Thorsten Hof
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Frust nach dem Abpfiff. Halil Jaganjac (v.l.), Jannik Kohlbacher und Torhüter David Späth. © PIX-Sportfotos

Mannheim. In einer Saison mit Höhen und Tiefen, die sich dann bezeichnenderweise gerne auch mal in den 60 Minuten auf dem Parkett widerspiegelten, können sich die Rhein-Neckar Löwen immerhin auf die Treue ihrer Zuschauer verlassen. Rund 8300 Fans kamen bislang zu den 15 Heimspielen des Mannheimer Handball-Bundesligisten und wurden in der SAP Arena dann auch nur selten enttäuscht. Damit liegt der Zuspruch auf Vorjahres-Niveau und kann sogar 200 Handball-Freunde mehr aufweisen als in der vergangenen Saison. Die Löwen-Fans verzeihen zudem vieles. Auch nach dem 32:34 (13:15) gegen den VfL Gummersbach gab es von den meisten der 9676 Zuschauer am Ende deshalb aufmunternden Applaus – auch wenn die vierte Heimniederlage in die Kategorie „absolut vermeidbar“ fiel.

Klare Nachteile beim Torhüter-Duell

Schließlich hatten die Löwen gegen den Altmeister aus dem Oberbergischen „alles investiert“, wie es Trainer Sebastian Hinze formulierte und konnten auf den ersten Blick mit 32 Treffern auch mit der Angriffsleistung zufrieden sein. Doch beim genaueren Hinsehen offenbarten sich abgesehen von der durchaus vorhandenen Einsatzbereitschaft dann doch einige Schwächen, die gegen die Gummersbacher den Ausschlag gaben.

„Wir haben das Torhüter-Duell ziemlich deutlich gewonnen“, führte beispielsweise VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson einen der großen Unterschiede an. Der Isländer freute sich an seiner alten Wirkungsstätte über den starken Auftritt seines jungen Keepers Dominik Kuzmanovic, mit dem das sonst gefürchtete Löwen-Duo Mikael Appelgren/David Späth in Gestalt von Appelgren nur in der ersten Viertelstunde des Spiels mithalten konnte. Entsprechend gestalteten sich auch das Gefälle in der Abschlussquote beider Teams, wobei die Gummersbacher hier eben auch noch ein Pfund individuelle Klasse in die Waagschale legen konnten.

Jon Lindencrone versucht in dieser Szene Gummersbachs Nationalspieler Miro Schluroff zu stoppen. Der VfL-Profi traf Sechs Mal ins Löwen-Tor. © PIX-Sportfotos

Durch die verletzungsbedingten Ausfälle können die Löwen im Rückraum momentan keine Unterschiedsspieler wie Miro Schluroff oder Julian Köster für die berühmten „einfachen Tore“ aufbieten. Für Sebastian Heymann ist die Saison nach seiner Ellenbogen-OP bekanntermaßen beendet, Ivan Martinovic dürfte frühestens am nächsten Donnerstag im Heimspiel gegen den TVB Stuttgart wieder eine Option sein. Und wenn diese Rückraum-Alternativen fehlen, sollte der Rest der Gelbhemden dann so wie zuletzt beim Sieg in Flensburg dann auf jeden Fall die Fehlerquote so weit wie möglich unten halten.

Überzahl-Spiel geht nach hinten los

Vor allem im Spiel mit dem siebten Feldspieler hatten Ballverluste und Fehlwürfe am Mittwochabend besonders fatale Auswirkungen, insgesamt flog der Ball sechs Mal (!) ins entblößte Löwen-Tor, sogar VfL-Keeper Kuzmanovic durfte sich in die Torschützenliste eintragen. Juri Knorr hatte mitten auf den jungen Kroaten gezielt, der die Kugel fangen konnte und direkt zum 28:31 traf (55.), Lukas Blohme legte nur 23 Sekunden ihn ähnlicher Manier zu 28:32 nach, als Löwen-Kreisläufer Steven Plucnar aus kurzer Distanz vergeben hatte. Die Löwen-Aufholjagd bis zum 28:30 war damit Makulatur, die Fragwürdigkeit des taktischen Kniffs stand entsprechend im Raum, weil es auch auf den Rängen laut wurde.

Sechs Treffer ins leere Tor sorgen für Unmut bei Rhein-Neckar Löwen

„In der ersten Halbzeit sind wir da nicht gut genug im Rückzug und kriegen viel zu schnell die Antwort. In der zweiten Halbzeit sind es dann technische Fehler oder wenn wir uns die Schlagwurf-Situationen nehmen. Da fehlt uns dann die letzte Konsequenz“, sah Trainer Hinze das Problem weniger in der Wahl des Mittels, sondern in der Umsetzung.

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Ähnlich analysierte das Kapitän Patrick Groetzki. „Das Sieben gegen Sechs hatte ja zuletzt in Melsungen oder zu Hause gegen Potsdam gut geklappt. Wir wollen da aber eher die Durchbrüche oder die Würfe von Außen statt Schlagwürfe haben, damit genug Zeit ist, um über die Wechsel den Torwart wieder ins Spiel zu bringen. Das ist uns gegen Gummersbach jetzt nicht gelungen, was dann auch für eine gewisse Unruhe sorgt, die eigentlich unnötig ist“, meinte der Routinier, der allerdings auch mit Szenen im ersten Durchgang haderte.

„Der Sieg zuletzt in Flensburg hat uns schon Selbstbewusstsein gegeben und das hat man zu Beginn vor allem in der Defensive gesehen. Deshalb ist es schade, dass wir uns da offensiv nicht besser belohnt haben“, waren es auch für Groetzki die liegengelassenen Möglichkeiten, die letztlich ein besseres Abschneiden verhinderten. Das Zwischenhoch aus dem Norden ist entsprechend schon wieder abgeflaut, nach Minuspunkten liegt Verfolger Gummersbach nun bereits besser als die Löwen, die in den letzten drei Partien nicht noch weiter abrutschen wollen.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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