Handball

So baut Uwe Gensheimer die Rhein-Neckar Löwen um

Die Rhein-Neckar Löwen verpflichten Haukur Thrastarson als neuen Spielmacher. Sportchef Uwe Gensheimer baut den Kader mächtig um. Der Stand der Dinge.

Von 
Marc Stevermüer
Lesedauer: 
Uwe Gensheimer beendete im Sommer 2024 seine Spielerkarriere und ist jetzt Sportchef der Rhein-Neckar Löwen. © picture alliance/dpa

Mannheim. Es dauerte ein wenig, bis die wichtigste Personalie geklärt war. Andererseits kann man den Rhein-Neckar Löwen keinesfalls nachsagen, dass sie zuletzt nicht fleißig an ihrem Glück und einer besseren Zukunft gearbeitet hätten.

Der Handball-Bundesligist baut gerade seine Mannschaft um. Und der emsige Sportchef Uwe Gensheimer hat nun ein weiteres bedeutsames Puzzleteil gefunden. Der Kader für die Saison 2025/2026 ergibt mit der Verpflichtung von Spielmacher Haukur Thrastarson auf jeden Fall ein stimmiges Gesamtbild.

Der Isländer Haukur Thrastarson verstärkt die Rhein-Neckar Löwen. © picture alliance/dpa

Am Mittwoch bestätigte der zweifache Meister und Pokalsieger den Transfer des Isländers, der bei den Mannheimern nach Informationen dieser Redaktion einen Zweijahresvertrag erhält und künftig auf der zentralen Rückraumposition Regie führen soll. Eine große Aufgabe, schließlich verlieren die Löwen ihren Topstar Juri Knorr an den dänischen Topclub Aalborg Handball. Außerdem verlässt mit Gustav Davidsson (Ziel unbekannt) ein weiterer Spielmacher den Verein. Als Ersatz für den Schweden nahmen die Badener bereits Mathias Larson (Elverum) unter Vertrag. Doch klar ist: Thrastarson wird erst einmal die neue Nummer eins auf der Mitte.

Gensheimer schwärmt vom Isländer

„Haukur hat einen riesigen Handball-IQ, eine sehr gute Kooperation mit dem Kreisläufer und kann ein Spiel sehr gut lenken“, sagt Gensheimer, der im Sommer 2024 seine eindrucksvolle Spielerkarriere bei den Löwen beendete und als Sportdirektor übernahm. Es sind unterschiedliche Aufgaben, doch seine Rolle hat sich nicht geändert. Denn der waschechte Mannheimer ist immer noch der Hoffnungsträger. Und er sorgt gerade dafür, dass die Badener in der nächsten Saison im wahrsten Sinne des Wortes ein anderes Gesicht bekommen.

Cheftrainer Sebastian Hinze und dessen Assistent Michael Jacobsen sowie Torwarttrainer Dragan Jerkovic verlassen im Sommer den Verein. Kurzum: Auf den wichtigsten Positionen stellt sich der Club neu auf, mit der Verpflichtung des zweifachen Flensburger Meistertrainers Maik Machulla gelang sogar ein echter Coup. Gensheimer sieht im künftigen Coach genau den passenden Trainer für die Löwen. Auch weil Machulla für die angestrebte Philosophie mit einem schnörkellosen Tempospiel und einer breiten Spielanlage im Angriff steht, wie der Sportchef betont: „Maik ist außerdem ein sehr erfahrener Trainer auf dem allerhöchsten Niveau und hat signalisiert, dass er unsere Strategie mit der Einbindung unseres Unterbaus mitträgt und sich mit dieser Aufgabe identifiziert.“

Löwen-Kader 25/26



Tor : David Späth, Mikael Appelgren.

Linksaußen : David Móré, Tim Nothdurft.

Rechtsaußen : Patrick Groetzki, Gino Steenaerts.

Kreis : Jannik Kohlbacher, Steven Plucnar.

Rückraum links : Sebastian Heymann, Halil Jaganjac, Robert Timmermeister.

Rückraum Mitte : Mathias Larson, Haukur Thrastarson.

Rückraum rechts : Edwin Aspenbäck, Ivan Martinovic.

Trainerteam : Maik Machulla (Chef), Michel Abt (Co), Patrick Jahnke (Torwart).

Abgänge : Juri Knorr (Aalborg/Dänemark), Jon Lindenchrone (Skjern/Dänemark), Gustav Davidsson (Ziel unbekannt), Olle Forsell Schefvert (MT Melsungen).

Zugänge : Edwin Aspenbäck (Holstebro/Dänemark), Mathias Larson (Elverum/Norwegen), Gino Steenaerts (Kriens-Luzern/Schweiz), Haukur Thrastarson (Dinamo Bukarest), Robert Timmermeister (HBW Balingen-Weilstetten, Rückkehr nach Leihe).

Mit Machullas künftigem Assistenten Michel Abt und dem neuen Torwarttrainer Patrick Jahnke lotste Gensheimer außerdem zwei Männer mit Stallgeruch zu den Löwen. Das Duo arbeitete schon im Nachwuchsbereich des Bundesligisten und anschließend gemeinsam beim Zweitligisten Eulen Ludwigshafen. Beide „wissen, wie es bei den Löwen läuft“, sagt Gensheimer, dem eine noch stärkere Verzahnung zwischen Talentschmiede und Profikader wichtig ist. Abt spricht von „sehr, sehr talentierten Spielern“ im Nachwuchsbereich des Bundesligisten, der zuletzt mit David Späth und David Móré vormachte, dass es sich lohnen kann, auf selbst ausgebildete Kräfte zu setzen. Zur neuen Saison kehrt außerdem Eigengewächs Robert Timmermeister nach einer Leihe zum Zweitligisten Balingen zu den Badenern zurück.

Einige Veränderungen

Dass die angestrebte Rückkehr in die Bundesligaspitze aber nicht nur mit Talenten gelingen kann, wissen auch die Löwen. Weshalb es in diesem Sommer zu größeren Veränderungen im Kader kommt. Mit Jon Lindenchrone (geht nach Skjern/Dänemark) muss ein Spieler gehen, der vertraglich noch ein Jahr an die Mannheimer gebunden gewesen wäre – aber selten die Erwartungen erfüllte und auch selbst nicht mit seiner Einsatzzeit zufrieden war. „Er konnte nicht die Rolle einnehmen, die wir uns beidseitig erhofft hatten“, sagt Gensheimer, der als Nachfolger den schwedischen Nationalspieler Edwin Aspenbäck präsentierte. Er kommt vom dänischen Erstligisten TTH Holstebro - und nach Informationen dieser Redaktion auch auf Empfehlung von Machulla.

Mehr zum Thema

Handball

Umbruch bei Rhein-Neckar Löwen setzt sich fort

Veröffentlicht
Von
Marc Stevermüer
Mehr erfahren
Handball

Darum stehen wegweisende Wochen für die Rhein-Neckar Löwen an

Veröffentlicht
Von
Marc Stevermüer
Mehr erfahren
Handball

Darum ist Jannik Kohlbacher für die Rhein-Neckar Löwen so wichtig

Veröffentlicht
Von
Marc Stevermüer
Mehr erfahren

Zu einer tragenden Säule soll in der unmittelbaren Zukunft Halil Jaganjac werden. Wahrscheinlich wäre der Kroate das schon längst, wenn er nicht zwei Jahre lang mit einer Schulterverletzung ausgefallen wäre. Eigentlich hätte der Kroate in diesem Sommer nach Ende seiner Leihe zu den Löwen zurück zum polnischen Erstligisten Kielce gemusst, doch Jaganjac wollte unbedingt in Mannheim bleiben. „Dass er sich für uns und gegen eine Rückkehr zu Kielce entschieden hat, freut mich sehr und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Gensheimer und adelt den Rückraum-Rechtshänder: „Mit seiner Energie und Einstellung ist er ein ganz wichtiger Faktor für die Kultur in der Mannschaft. Halil ist ein Musterprofi.“

Der Faktor Zukunft hat außerdem bei der Verpflichtung von Rechtsaußen Gino Steenaerts eine Rolle gespielt. Der 20-jährige Senkrechtstarter kommt vom HC Kriens-Luzern und ist bereits in der Schweizer Nationalmannschaft eine feste Größe, er kann außerdem auf der Halbposition verteidigen - und perspektivisch gesehen könnte der Linkshänder auch den 35-jährigen Kapitän Patrick Groetzki beerben. Zunächst kommt Steenaerts aber als Nummer zwei, das weiß er selbst: „Ich bin mir sicher, dass ich sehr viel von Patrick Groetzki lernen kann. Er ist einer der besten Rechtsaußen der Liga und hat extrem viel Erfahrung. Und von solch einem Spieler kann ich nur profitieren.“

Neben Knorr verlieren die Löwen mit Olle Forsell Schefvert allerdings auch einen weiteren echten Leistungsträger. Der Schwede wechselt zur MT Melsungen, die in der neuen Saison ziemlich sicher im Europapokal vertreten sein wird, vielleicht sogar in der Champions League. Dass die Nordhessen auf ihn zukamen, habe ihm viel bedeutet, sagt Schefvert: „Die MT gehört zu den Top-Teams der Liga.“ Die Löwen momentan nicht. Zumindest in der aktuellen Konstellation. Das scheint auch Gensheimer erkannt zu haben.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

Thema : Rhein-Neckar Löwen

  • Rhein-Neckar Löwen Rhein-Neckar Löwen bald auch mit Team in Frauen-Bundesliga?

    Auf die HSG Bensheim/Auerbach kommt ein Hallenproblem zu. Vielleicht sind die Rhein-Neckar Löwen die Lösung. Gespräche laufen. Der Stand der Dinge.

    Mehr erfahren
  • Rhein-Neckar Löwen Kassenwart Kohlbacher: Die Rhein-Neckar Löwen fürchten ihn

    Löwen-Trainer Maik Machulla lobt Leistung und Führungsqualitäten von Jannik Kohlbacher. Einen Namen macht sich der Kreisläufer aber nicht nur als Spieler.

    Mehr erfahren
  • Rhein-Neckar Löwen Dank David Späth: Rhein-Neckar Löwen besiegen Minden

    Die Rhein-Neckar Löwen gewinnen 28:24 gegen GWD Minden. Sie brauchen aber eine Galaleistung ihres Torhüters. Trainer Machulla wird deutlich.

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke