Handball

Niederlage in Kiel: Diese Schwäche zeigen die Rhein-Neckar Löwen erneut

Eine Halbzeit lang machen die Rhein-Neckar Löwen ein gutes Spiel beim THW Kiel. Aber dann...

Von 
Marc Stevermüer
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Olle Forsell Schefvert war wieder einmal einer der besten Löwen. © PIX-Sportfotos

Kiel. Enttäuscht trotteten die Rhein-Neckar Löwen vom Feld. Und sie hatten auch allen Grund, frustriert zu sein. Denn beim THW Kiel zeigten sie am Sonntag in der Handball-Bundesliga vor allem vor dem Seitenwechsel eine sehr gute Leistung. Mit einer katastrophalen Schwächephase zu Beginn der zweiten Halbzeit brachten sich die Mannheimer mit einem 1:9-Lauf aber selbst um alle Siegchancen und verloren mit 24:29 (12:12).

„Es waren zwei verschiedene Halbzeiten. Nach dem Seitenwechsel haben wir den Kielern den Ball ein wenig in die Hände gespielt, sie sind in den Gegenstoß gekommen und haben uns unter Druck gesetzt“, sagte Löwen-Torwart Mikael Appelgren, der mit 16 Paraden (Fangquote 42Prozent) eine überragende Leistung zeigte. Wieder einmal brillierte er in der Ostseehalle. Aber warum? „Immer“, scherzte der Schwede, „wenn ich in Kiel bin, muss ich an die Meisterschaftsrennen vor ein paar Jahren denken.“ Lange ist es her. Zumindest für die Löwen.

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Appelgren kennt diese Zeiten – und er prägte das Spiel beim Rekordmeister. Doch auch THW-Keeper Andreas Wolff unterstrich seine Extraklasse (18 Paraden, Fangquote 43 Prozent). Keine Frage: Was die beiden Schlussmänner da zeigten, war nicht nur spektakulär und atemberaubend – sondern schlichtweg Weltklasse.

Von Beginn an waren Appelgren und Wolff im Spiel – aber auch alle anderen Löwen präsentierten sich bei der stets schwierigen Auswärtsaufgabe an der Ostsee zunächst ungemein stabil. Mal abgesehen davon, dass David Móré in der Anfangsphase einen Siebenmeter ausließ. Wenig später packte sich Appelgren aber auch den Strafwurf des Kielers Bence Imre, ohnehin war der Löwen-Schlussmann von zwei starken Keepern zu Beginn noch der etwas bessere. Beim 6:6 nach einer Viertelstunde stand der Schwede bereits bei sieben Paraden und einer Fangquote von 54 Prozent.

Nach dem Seitenwechsel kippt das Spiel komplett

Im Angriff agierten die Mannheimer mit großer Geduld, sie nahmen sich keine überhasteten Würfe und bereiteten ihre Abschlüsse mit viel Übersicht und Beharrlichkeit vor. Außerdem ließen die Badener den wurfgewaltigen Kieler Rückraum kaum zur Entfaltung kommen, nur zwei Treffer erzielten die Norddeutschen in der ersten Halbzeit aus der Distanz. Eine ungewohnt schwache Ausbeute für den sonst aus dem Rückraum gefährlichen THW – bedingt durch die starke Löwen-Abwehr, in der Olle Forsell Schefvert rackerte und auch noch in der Offensive einige Akzente setzte.

Mitte der zweiten Halbzeit vergaben die Badener durch Jannik Kohlbacher und Jon Lindenchrone binnen kurzer Zeit zwei ganz klare Möglichkeiten, trotzdem gingen die Löwen aber mit 8:7 (18.) in Führung und bauten den Vorsprung danach sogar bis auf 11:8 (23.) aus. Juri Knorr gestaltete das Offensivspiel, setzte immer wieder die Kollegen in Szene – blieb selbst allerdings im Abschluss glücklos. Auch beim Siebenmeter scheiterte er (26.). Keine Minute später war aber auch Appelgren wieder zur Stelle und wehrte den Strafwurf von Emil Madsen ab.

Nach dem 11:8 blieben die Löwen sechs Minuten ohne eigenen Treffer, weil Wolff immer stärker wurde. Dann besorgte aber Steven Plucnar das 12:11 (29.), und die Mannheimer nahmen ein 12:12 mit in die Pause.

Den besseren Start in den zweiten Durchgang erwischten die Badener, die zunächst ein 14:12 (32.) vorlegten. Appelgren hielt weiterhin gut, aber Wolff noch besser. Forsell Schefvert und Kohlbacher tauchten ganz frei vor dem deutschen Nationaltorwart auf und scheiterten. Innerhalb weniger Minuten warfen die Löwen plötzlich das Spiel weg. Lindenchrone spielte erst einen Fehlpass und lud zum Gegenstoß ein, kurze Zeit später ließ der Däne ein Offensivfoul folgen.

Rückstand eine zu große Hypothek

Es waren Fehler mit ansteckender Wirkung. Angst und Verunsicherung griffen auf einmal um sich. Oft hatte man das in den vergangenen Monaten von den Badenern gesehen. Trainer Sebastian Hinze nahm eine Auszeit und forderte: „Bleibt bei euch.“ Doch wieder einmal blieben die Löwen nicht bei sich. Kiel zog auf 19:15 (40.) davon. Der THW legte sogar einen 9:1-Lauf zum 21:15 in nicht einmal elf Minuten hin.

Appelgren hielt in dieser Phase kaum noch einen Ball, wurde von seinen Vorderleuten aber auch sträflich alleingelassen. Meistens tauchten die Kieler ganz frei und unbedrängt vor ihm auf. Trotzdem kam David Späth – und der führte sich sofort mit einer Parade ein. Beim 22:18 (47.) waren die Mannheimer wieder halbwegs dran, sie schleppten aber zum wiederholten Male die schwere Hypothek einer fatalen Schwächephase mit sich herum.

THW - RNL 29:24 (12:12)

Kiel: Wolff, Mrkva (n.e.) - Duvnjak(1), Reinkind (1), Landin (2), Overby, Wiencek (1), Johansson (2), Dahmke (1), Zerbe (4/1), Kutz, Madsen (7), Pekeler (6), Skipagotu (3), Imre (1/).

Löwen: Appelgren, Späth (ab 45. Minute) - Nothdurft (4), Kohlbacher (8), Groetzki (2) - Forsell Schefvert (5), Knorr, Lindenchrone (3) - Jaganjac, Plucnar (1), Davidsson (1), Móré, Michalski (n.e.).

Schiedsrichter: Baumgart/Dinges.

Zuschauer: 10.285.

Strafminuten: keine.

Beste Spieler: Wolff, Madsen - Appelgren, Kohlbacher.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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