Mannheim. Vor einigen Jahren sprach Maik Machulla davon, vielleicht irgendwann ein Sabbatical einzulegen. Also einfach mal eine Auszeit zu nehmen. Oder wie es der Handballtrainer im Mai 2021 im Interview mit der „Handballwoche“ formulierte: „Ein ganzes Jahr raus. Ein Projekt beenden, eine Pause einlegen, Akkus auffüllen und weiter geht’s.“
Weiter geht’s für ihn in der nächsten Saison bei den Rhein-Neckar Löwen. Der badische Bundesligist bestätigte am Montag, dass der gebürtige Greifswalder im Sommer 2025 zum zweifachen Meister und Pokalsieger kommt. Machulla folgt auf Sebastian Hinze und wird seine neue Aufgabe in der Tat mit aufgeladenen Akkus antreten. Allerdings aus einem anderen Grund als einmal geplant. Denn sein bislang letztes Projekt durfte der Trainer nicht beenden. Erst im Juli 2024 hatte er die Aufgabe beim dänischen Spitzenclub Aalborg Handbold übernommen. Dort wurde er aber bereits im November entlassen.
„Es geht nicht nur um Taktik und Trainingsmethodik“
Nun ist er bereit für eine neue Aufgabe. Und zwar in Mannheim. „Die handelnden Personen, der Kader, das Umfeld des Vereins, seine sportliche Philosophie und der aktuelle Kader mit seinen Qualitäten und seinem Potenzial: Das alles hat mich davon überzeugt, dass ich bei den Löwen richtig bin“, sagte Machulla, der für Tempo-Handball steht, auf Disziplin achtet und viel Wert auf eine gute Arbeitsatmosphäre legt.
- Maik Machulla wurde am 9. Januar 1977 in Greifswald geboren – damals noch DDR.
- Im Alter von 14 Jahren wechselte er zum SC Magdeburg, wo er zum Handball-Profi reifte und seine ersten Bundesligaspiele machte.
- Über Hameln, Nordhorn, Ahlen-Hamm und Hamm-Westfalen führte ihn sein Weg als Spieler schließlich zur SG Flensburg-Handewitt.
- Von 2012 bis 2017 war er Co-Trainer bei der SG und stand bis 2015 sogar noch als spielender Assistenzcoach auf dem Feld. Von 2017 bis 2023 war Machulla Cheftrainer der Flensburger.
- In dieser Zeit führte er die SG zweimal zum Meistertitel.
- Nach seiner Entlassung in Flensburg 2023 trat er im Sommer 2024 den Trainerposten beim dänischen Topclub Aalborg Handbold an, wo es nach nur wenigen Monaten nicht mehr weiterging
Der ehemalige Nationalspieler gilt in der Branche als Menschenfänger. Als ein Trainer, der seine Mannschaft begeistern kann, der alle Spieler mitnimmt und dennoch jeden individuell betrachtet. Der nicht nur ein Gespür für die Abläufe auf dem Feld besitzt, sondern auch für die in der Kabine. „Am Ende geht es nicht nur um Taktik und Trainingsmethodik. Wichtig ist, dass man eine komplette Mannschaft motiviert, sich 60 Minuten auf der Platte für den Verein und die Mitspieler zu zerreißen und dass jeder Einzelne die Verantwortung für das große Ganze spürt. Wenn du diese Mentalität entwickelst, kannst du als Trainer weit kommen“, sagte der zweifache Flensburger Meistercoach einmal und nannte die „Menschenführung“ das „allerwichtigste Kriterium“.
Es verwundert daher nicht, dass er sich genau damit in seiner bisherigen Karriere intensiver beschäftigte. Machulla las einige Bücher von erfolgreichen Trainern und stellte sich dabei stets zwei Fragen: „Wie haben sie gearbeitet? Was hat sie ausgezeichnet?“
Pat Riley, der in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA zwischen 1981 und 1990 mit den Los Angeles Lakers vier Meisterschaften gewann, und Johan Cruyff, von 1988 bis 1996 beim spanischen Fußballclub FC Barcelona mit unzähligen Titeln dekoriert, hätten „Generationen von Trainern beeinflusst“. Sie hatten zwar unterschiedliche Ansätze, aber eben doch eine große Gemeinsamkeit, betonte Machulla: „Sie haben die Spieler als Menschen gesehen. Ein Trainer muss zur Erkenntnis gelangen: Die Jungs sind nicht nur hier, um Geld zu verdienen. Sie wollen respektiert werden.“ Und sie verlangen auch etwas von ihrem Trainer.
Machulla weiß das. Weshalb er sich selbst Aufgaben auferlegt, wie er einmal in einem Interview auf der Internetseite einer großen deutschen Wirtschaftskanzlei zum Thema „Führung und Motivation“ verriet. Die Spieler könnten beispielsweise von ihm die 100-prozentige Bereitschaft erwarten, „dass ich sie an Grenzen führe, dass ich loyal bin, dass ich immer ein offenes Ohr habe, dass ich sie bestmöglich auf die Spiele und auf jedes Training vorbereite, dass ich respektvoll mit ihnen kommuniziere, dass ich kreativ bin“.
All das seien erst einmal „nur Wörter - aber das muss man leben“, sagte der gebürtige Greifswalder: „Das muss man vorleben, jeden Tag. Und wenn ich das selbst nicht schaffe, dann kann ich auch von meinen Spielern nicht erwarten, dass sie in wichtigen Phasen Verantwortung übernehmen.“ Doch das sollen sie. Um die Rhein-Neckar Löwen wieder zu einem echten Spitzenclub zu machen.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Der Name Machulla weckt Erwartungen bei den Rhein-Neckar Löwen