Wetzlar. Acht Niederlagen kassierte die HSG Wetzlar zuletzt in Folge. Doch der Spielplan hatte für den Handball-Bundesligisten am Sonntag eine gute Nachricht parat. Es kamen die Rhein-Neckar Löwen – und die machten ihrem zweifelhaften Ruf als Aufbauhelfer vom Dienst fast schon erwartungsgemäß alle Ehre. Immerhin rissen sich die Badener aber in der Schlussphase noch einmal zusammen – was nach den jüngsten Auftritten nicht erwartet werden durfte – und retteten mit einem 3:0-Lauf ein 30:30 (15:13). Zuvor hatten sie aber wieder einmal die letzte Konsequenz und Konzentration vermissen lassen. Fünf vergebene Siebenmeter sprechen für sich.
„Wir hatten uns mehr vorgenommen“, sagte der elffache Torschütze Juri Knorr, der mit dem Unentschieden aber aufgrund des Spielverlaufs gut leben könnte: „Die verworfenen Siebenmeter tun weh. Am Ende hatte Wetzlar das Momentum. Aber zum Glück sind wir zurückgekommen.“
Beide Mannschaften starteten mit viel Tempo in die Partie. Sechs Angriffe, sechs Tore – nach drei Minuten stand es bereits 3:3. Zum Problem für die Mannheimer wurde allerdings von Beginn an HSG-Torwart Anadin Suljakovic, der schon zur Pause bei neun Paraden (Fangquote 38 Prozent) stand und in der Anfangsphase gleich gegen den unbedrängten Jannik Kohlbacher parierte.
Juri Knorr zeigt eine überragende Leistung
Nach dem flotten Beginn ging aber erst einmal wenig bei beiden Mannschaften, die sich seit Wochen durch die Liga kriseln. Die Badener blieben sechs Minuten ohne eigenen Treffer, ehe Knorr mit einem Solo das 4:4 (9.) besorgte. Der Spielmacher trumpfte auch danach groß auf, kam immer wieder mit viel Tempo über die Mitte, gewann seine Eins-gegen-Eins-Duelle und schloss mit großer Konsequenz ab.
Eine Unterzahl entschieden die Löwen mit 2:0 für sich und zogen auf 10:7 (15.) davon, die gute Abwehr zwang Wetzlar immer wieder zu Ballverlusten und technischen Fehlern. Doch die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze belohnte sich viel zu wenig für die harte Arbeit in der Deckung, ging fahrlässig mit hochkarätigen Chancen um und kassierte erst einmal einen 0:4-Lauf zum 10:11 (18.). Diese Komplettaussetzer für wenige Minuten hatte man in der ganzen Saison bei den Löwen gesehen – und auch am Sonntag gab es solch eine Phase wieder.
Jon Lindenchrone vergab zwei Siebenmeter, Rechtsaußen Patrick Groetzki ließ zwei klare Möglichkeiten aus gutem Winkel von der Außenposition aus und auch Ivan Martinovic scheiterte beim Strafwurf. Dass die Badener trotzdem nicht ins Hintertreffen gerieten, lag an der Abwehrarbeit. Wetzlar fiel wenig ein, brachte den siebten Feldspieler. Doch flüssig sahen die Offensivbemühungen der Mittelhessen nicht aus, während sich die Löwen auf Knorr verlassen konnten.
HSG Wetzlar – Rhein-Neckar Löwen 30:30 (13:15)
Wetzlar: Suljajovic, T. Klimpke (n.e.) – Meyer Ejlersen (1), Mappes (7), Petersen Norberg, O. Klimpke, Vranjes (1), Becher, Ahouansou (7), Schoch, Weimer, Müller (1), Löwen, Zacharias (6), Novak (5/1), Cavor (2).
Löwen: Appelgren, Späth (ab 44. Minute) – Nothdurft (5), Kohlbacher (5), Groetzki – Forsell Schefvert (1), Knorr (11/1), Lindenchrone (6) – Jaganjac, Plucnar, Davidsson (1), Martinovic (1), Móré, Michalski (n.e.), Willner (n.e.), Karrenbauer (n.e.).
Schiedsrichter: Otto/Piper.
Zuschauer: 4421.
Strafminuten: Vranjes (4), Cavor (4) – Nothdurft (2), Kohlbacher (2).
Disqualifikation: Kohlbacher (Löwen/44.) nach Foul an Novak.
Beste Spieler: Mappes, Suljakovic – Knorr, Späth.
Der 25-Jährige setzte mit schnellem Antritt zu seinem nächsten Solo an und traf zum 13:14 (29.), den letzten Abschluss vor dem Seitenwechsel nahm er sich ebenfalls und vollendete erneut zum 13:15-Pausenstand. Bis zu diesem Zeitpunkt stand Knorr bei sieben Treffern aus neun Versuchen.
„Wir müssen Juri besser in den Griff bekommen“, meinte der Wetzlarer Jona Schoch zur Pause, während Löwe Tim Nothdurft zwar den vielen vergebenen Chancen nachtrauerte – darin aber auch etwas Gutes sah: „Es spricht für uns, dass wir uns diese Möglichkeiten erarbeiten.“
Zu Beginn das zweiten Durchgangs glichen die Mittelhessen schnell aus, weil sie nun bessere Lösungen im Angriff fanden. Doch die Löwen legten immer einen Treffer vor – und bekamen den nächsten Siebenmeter zugesprochen. Diesmal nahm sich Knorr den Ball und blieb Sieger gegen Suljakovic (20:21/38.).
Aufholjagd dank Torwart Späth
Wetzlar kassierte zudem eine Zeitstrafe – und statistisch gesehen ist die HSG mit einem Mann weniger die schwächste Angriffsmannschaft der Bundesliga, während die Löwen die beste Überzahlabwehr stellen. Doch das zeigte sich diesmal nicht, die Mittelhessen blieben dran. Und die Löwen tauschten den Torwart. Für Mikael Appelgren kam David Späth (44.). Doch zunächst trumpfte wieder Suljakovic auf. Den nächsten Strafwurf von Knorr krallte er sich und Wetzlar ging danach 23:22 in Führung (42.).
Nun wackelten die Badener, die Kohlbacher mit einer Roten Karte (44.) verloren. Der Kreisläufer flog für sein Foul gegen Domen Novak direkt vom Feld und Wetzlar feierte Suljakovic. Der Keeper hielt beim 30:27 auch den Siebenmeter von Steven Plucnar (53.). Doch dann meldete sich Späth im Spiel an, nachdem er zuvor keine Hand an den Ball bekommen hatte. Der Schlussmann reihte Parade an Parade, stand am Ende bei acht Glanztaten (Fangquote 44 Prozent) und legte die Basis für die Aufholjagd.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/sport/vereine_artikel,-rhein-neckar-loewen-knorr-bewahrt-die-rhein-neckar-loewen-vor-niederlage-in-wetzlar-_arid,2307951.html