Mannheim. Die ganze Wut und auch der geballte Frust entluden sich bei Mikael Appelgren direkt nach dem Schlusspfiff. Der Torwart der Rhein-Neckar Löwen donnerte den Ball mit Wucht auf den Hallenboden und gab sich erst gar keine große Mühe, seinen gewaltigen Ärger zu verbergen.
Keine Frage: Die peinliche 32:36 (14:20)-Niederlage des Handball-Bundesligisten gegen Abstiegskandidat ThSV Eisenach sorgte nicht nur für Entsetzen bei den 11.206 Zuschauern in der Mannheimer SAP Arena, sondern schockierte auch die Löwen.
Rhein-Neckar Löwen gegen Eisenach ohne Lerneffekt
Phasenweise wurde der zweifache Meister vorgeführt, erhielt in taktischer Hinsicht eine Lehrstunde. Wieder einmal. Denn schon in der vergangenen Saison verloren die Mannheimer beide Spiele gegen die Thüringer, die für ihre unkonventionelle Spielweise bekannt sind. Die Löwen waren also gewarnt. Doch von einem Lerneffekt konnte man bei den Badenern nun wirklich nicht sprechen. Sie wirkten erneut überrascht - und blamierten sich.
Insbesondere in der ersten Halbzeit, als die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze überhaupt keinen Zugriff auf den ThSVAngriff bekam. Nationalspieler Marko Grgic brachte die Deckung der Mannheimer immer wieder in Verlegenheit, meistens war er nur auf Kosten eines Siebenmeters zu stoppen. „Wir haben es nicht geschafft, in die Helfersituationen zu kommen“, sagte Kreisläufer Jannik Kohlbacher mit Blick auf die ersten 30 Minuten, in denen Abstimmung und Abstände in der vogelwilden badischen Deckung überhaupt nicht stimmten. Viel zu oft waren Einzelne auf sich allein gestellt, weshalb die Löwen schon bis zum Seitenwechsel bei 20 Gegentoren standen.
Löwen Trainer Hinze: War einfach zu wenig
Dass sie selbst bis dahin nur 14 Treffer erzielten, lag wiederum an einer schwachen Abschlussquote. Die Löwen ließen zahlreiche hochkarätige Torchancen aus, hatten aber auch gegen die offensive Eisenacher Verteidigung so ihre Probleme. Doch auch das war bekannt, wie die Thüringer verteidigen.
„Wir haben es nicht geschafft, in der Deckung Bälle zu gewinnen. Gegen die 3:3-Abwehr spielten wir auch nicht flüssig genug. In der ersten Halbzeit war das einfach zu wenig zu uns. Vor allem in der Abwehr und im Ausnutzen der Torchancen“, kritisierte Trainer Hinze den abenteuerlichen Auftritt seiner Mannschaft und hielt mit Blick auf das 14:20 zum Seitenwechsel fest: „Wir haben in der ersten Halbzeit das Spiel verloren.“
Schon beim 2:6 nach gerade einmal zehn Minuten stand den Löwen die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben. Die ausgelassenen Chancen ließen das Selbstvertrauen schnell auf ein Minimum schrumpfen. „Wir laufen das ganze Spiel den verworfenen Bällen hinterher, bekommen hinten keine Abpraller“, sagte Kohlbacher.
ThSV Eisenach kontrollierte die Rhein-Neckar Löwen
In der Tat landete fast jeder abgewehrte Ball dann doch noch irgendwie in den Händen eines Eisenachers, was in dieser Häufigkeit dann nicht mehr nur mit Zufall zu erklären, sondern auch eine Frage von Konzentration, Gier und Aufmerksamkeit ist.
Eisenach spielte diszipliniert, machte wenig Fehler. „Man hat gesehen, dass diese Mannschaft schon längere Zeit zusammenspielt“, sagte Löwe Ivan Martinovic. Es verwunderte daher auch nicht, dass der Spielverlauf auch nach dem Seitenwechsel lange Zeit unverändert blieb. Eisenach kontrollierte das Spiel, Eisenach kontrollierte die Löwen, Eisenach hatte einfach alles im Griff - war als Mannschaft besser als der zweifache Meister und Pokalsieger.
Bezeichnend: Einzig nach einer doppelten Überzahl kamen die Badener noch einmal auf 25:27 (45.) heran. Danach zog der ThSV wieder davon, griff wieder in die Taktikkiste und agierte in Ballbesitz mit sieben Feldspielern. Auch das ist von den Thüringern bekannt - und auch das bekamen die Löwen nicht verteidigt.
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