Mannheim. Viel Zeit zum Nachdenken gab es nicht. Was im Sport bisweilen ganz gut ist. Vor allem dann, wenn es eine schmerzhafte Niederlage zu verdauen gilt, so wie es die Rhein-Neckar Löwen müssen. Am Mittwoch verlor der deutsche Handball-Pokalsieger im Supercup gegen Meister THW Kiel dramatisch im Siebenmeterwerfen. Doch bereits am Samstag (19 Uhr) steht die „nächste sehr wichtige Aufgabe“ an, wie Kreisläufer Jannik Kohlbacher vor dem Qualifikations-Hinspiel zur Gruppenphase der European League beim nordmazedonischen Erstligisten Vardar Skopje betont. Das Rückspiel wird am 3. September (16 Uhr) im Heidelberger SNP Dome ausgetragen.
Ziel ist die Gruppenphase
„Das wird eine knackige Aufgabe“, sagt Trainer Sebastian Hinze, der in der Vorbereitung auf das Hinspiel ein bisschen improvisieren musste. Vardar vollzog im Sommer einen etwas größeren Kader-Umbruch, immerhin bekam der Löwen-Coach die Aufzeichnungen von zwei Testspielen zu Gesicht.
Hier und da suchte Hinze noch nach anderen Video-Schnipseln, was sich jedoch als größere Herausforderung herausstellte. Denn im neuen Vardar-Team tummeln sich Serben, Spanier, Portugiesen und Japaner, die zuletzt überall in Europa aktiv waren. Immerhin: Von Skopjes Keeper Martin Tomovski hat Hinze noch Sequenzen aus dessen Zeit bei den Eulen Ludwigshafen. „Aber letztendlich werden wir nicht so viel Material finden, um mich so zufriedenzustellen wie vor einem Bundesligaspiel“, weiß Hinze, dass er eine kleinere Portion Ungewissheit akzeptieren muss.
Klar ist: Die Mannheimer sind favorisiert, auch wenn der nordmazedonische Erstligist für Torwart Mikael Appelgren „nicht unbedingt die Nummer eins auf meiner Wunschliste“ war. Der schwedische Weltklasse-Keeper hätte besser mit einem anderen Gegner leben können, will sich aber auch nicht groß beschweren. Denn „wichtig“ sei es vor allem gewesen, nicht den Bundesligarivalen TSV Hannover-Burgdorf zugelost bekommen zu haben. Und dieses Szenario wurde dem Pokalsieger ja auch tatsächlich erspart.
Von Losglück redet bei den Löwen aber trotzdem niemand. „Das ist ein unangenehmer Gegner“, sagt Appelgren, auch wenn er weiß, dass die jetzige Vardar-Mannschaft wenig bis gar nichts mehr mit dem Team zu tun hat, das vor gar nicht allzu langer Zeit europaweit für Furore sorgte und 2017 und 2019 die Champions League gewann.
Skopje ging zuletzt das Geld aus, wurde in der vergangenen Saison sogar wegen ausstehender Gehaltszahlungen an die Spieler aus dem Europapokal ausgeschlossen und beendete die Spielzeit in der nationalen Liga erstmals seit 2014 nicht als Meister, sondern nur auf einem enttäuschenden dritten Rang.
Mit Ex-Löwe Filip Taleski verlor der Verein im Sommer einen Leistungsträger an Benfica Lissabon, Clublegende Stojance Stoilov beendete zudem seine Karriere und steht nun als Leiter der Nachwuchsakademie sowie als Co-Trainer unter Vertrag. Und dann wäre da noch Borko Ristovski. 2016 wurde der Torwart mit den Löwen deutscher Meister, doch auch er zog vor wenigen Monaten einen Schlussstrich unter seine lange Laufbahn und tauschte bei Vardar seinen Platz zwischen den Pfosten gegen den Geschäftsführerstuhl ein.
Keine Frage: Skopje hat an Substanz verloren und viel spricht für die Löwen. Auch Appelgren räumt ein, dass der Kontrahent „nicht mehr die Qualität früherer Jahre“ habe, der Torwart warnt aber vor der gewohnt „heißen Atmosphäre“ in der Halle: „Das wird eine riesige Herausforderung für unsere Mannschaft, die in dieser Konstellation noch nicht im Europapokal gespielt hat. Wir sind sehr heiß darauf und wollen Skopje schlagen. Das Ziel ist die Gruppenphase.“
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