Handball

Die Löwen-Erkenntnisse aus dem Supercup-Drama

Nach dem dramatisch verpassten Supercup-Sieg gegen Kiel ziehen die Rhein-Neckar Löwen viel Zuversicht aus der unglücklichen Niederlage. Und das hat Gründe

Von 
Marc Stevermüer
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In der Rolle der Gratulanten wollen die Löwen in Zukunft nicht mehr sein. © Pix/Ruffler

Düsseldorf. David Späth hatte es eilig. Schnellen Schrittes machte sich der Torwart der Rhein-Neckar Löwen auf den Weg durch die Katakomben der Düsseldorfer Arena. „Unser Bus fährt in drei Minuten“, sagte der 21-Jährige pflichtbewusst. Zu spät kommen, das wollte er nun wirklich nicht. Aber einfach so weitergehen und nichts sagen? Dafür ist der Pfälzer viel zu anständig, weshalb er sich dann doch noch einen Augenblick Zeit nahm. Es gab ja auch durchaus viel zu besprechen.

Einerseits erhielt er bei der sehr unglücklichen 36:37 (33:33, 16:16)-Niederlage im Handball-Supercup gegen Meister THW Kiel den Vorzug im Tor des deutschen Pokalsiegers, was angesichts der namhaften Konkurrenz mit Mikael Appelgren und Joel Birlehm vielleicht keine Nachricht für die Tagesschau, sehr wohl aber für die Handball-Welt war. Zumal er das in ihn gesetzte Vertrauen mit 18 Paraden rechtfertigte. Und dann war da ja noch dieses Drama von Düsseldorf, bei dem die Löwen 15 Sekunden vor dem Abpfiff durch Juri Knorrs Siebenmeterfehlwurf das 34:32 und somit den Titelgewinn vergaben, anschließend den Ausgleich kassierten und in diesem gleichermaßen spektakulären wie spannende Gipfeltreffen im Siebenmeterwerfen noch unterlagen. „Kiel hat dieses Spiel nicht gewonnen. Die Löwen haben es verloren“, urteilte Ex-Bundestrainer Dagur Sigurdsson ziemlich treffend. Zumal sich die Mannheimer auch genauso fühlten.

„Auf dem gleichen Niveau“

„Die Niederlage ist ärgerlich, sie tut weh. Aber wir werden dieses Erlebnis abschütten“, mischte sich bei Späth unter die Trauer eine Menge Trotz. Was nur allzu verständlich war. Denn die Löwen zeigten in diesem mitreißenden Duell mit dem Meister, dass mit ihnen in der neuen Saison erneut zu rechnen ist. Wenn man so will, sendeten sie ein Signal auch ohne Sieg. Die Niederlage ging als Bestätigung für den eingeschlagenen Weg durch, nachdem die Mannheimer vor zwölf Monaten nach Jahren des Niedergangs einen Neustart hingelegt hatten. Dieser wurde im April mit dem Pokalsieg und danach mit Platz fünf in der Bundesliga schnell mit Erfolgen versehen. Nun geht es darum, den Rückstand auf das Spitzenquartett THW Kiel, SC Magdeburg, SG Flensburg-Handewitt und Füchse Berlin zu verkürzen.

Gegen den Meister aus dem Norden waren die Löwen zumindest schon nah dran. „Beide Mannschaften sind sich auf dem gleichen Niveau begegnet“, sagte Trainer Sebastian Hinze und sprach von einem „Duell auf Augenhöhe.“ Der 44-Jährige vermisste bei seinem Team zwar ein wenig Durchsetzungsvermögen in den Zweikämpfen, wenn der THW ins Tempospiel kam. Dafür gefielen ihm aber auch viele Dinge.

Dazu zählte die Spielsteuerung durch Knorr oder Zugang Gustav Davidsson, der viel Einsatzzeit erhielt - was auch an der erneut schmerzenden Schulter von Halil Jaganjac lag. Außerdem, freute sich Hinze, hätten „viele Spieler ihre Rolle gut ausgefüllt, obwohl ihre Rolle innerhalb dieses Spiels eher eine kleine war. Die Jungs kamen rein und haben geholfen.“ Zum Beispiel Philipp Ahouansou, der nur knapp zehn Minuten auf dem Feld stand, in dieser Zeit aber zwei Treffer erzielte.

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Einzig der erst 19-jährige David Móré legte nach seiner Einwechslung für den nur ein Jahr älteren Lion Zacharias einen unglücklichen Auftritt hin. Zwei Gegenstöße vergab der Linksaußen, einen dritten verwandelte er nur mit Glück und danach folgte ein weiterer Fehlwurf. „Ich werde noch einmal mit ihm sprechen, aber für mich ist das Thema erledigt. Solche Erfahrungen sind mega-bitter, gehören aber dazu. Wir stellen nichts infrage und vertrauen den zwei Jungs. Beide zeigen uns jeden Tag, was sie können“, stärkte Hinze in dem Wissen, dass Platzhirsch Uwe Gensheimer noch monatelang ausfällt, dem jungen Linksaußengespann den Rücken.

Samstag geht´s in Skopje weiter

Bereits am Samstag (19 Uhr) geht es für die Mannheimer im Qualifikations-Hinspiel zur Gruppenphase der European League beim nordmazedonischen Erstligisten Vardar Skopje weiter. Man darf gespannt sein, wer dann zwischen den Pfosten steht. „Wir haben drei sehr gute Torhüter und schauen, wer zu welchem Gegner passt“, sagte Hinze und erklärte seine Entscheidung für Späth im Supercup: „Mikael Appelgren stand einen Großteil der Vorbereitung verletzungsbedingt nicht zur Verfügung, David Späth und Joel Birlehm haben gute Leistungen gezeigt - und die von David waren noch ein kleines bisschen besser.“ Was der 21-Jährige gegen Kiel bestätige, ehe er auf dem Weg in Richtung Bus noch Wert auf die Feststellung legte, dass sich seine Mannschaft „vor keinem verstecken“ müsse.

Anschließend schlug Späth die Tür ins Freie auf, wo er umgehend auf einen Pulk von Kindern traf. Seine Teamkollegen bahnten sich nur langsam den Weg in Richtung Bus. Eine pünktliche Abfahrt? Ausgeschlossen. Hier ein Foto, da ein Autogramm. „Ich laufe einfach hinter Kohli her“, witzelte Späth mit Blick auf den bei den Fans besonders gefragten Nationalspieler Jannik Kohlbacher. Auch Knorr kam kaum voran. Und wenn Späth so weiter macht, wird er ebenfalls schon bald nicht mehr nur bei den Löwen-Fans hoch im Kurs stehen.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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