Eishockey

Karriereende: Ex-Adler-Spieler David Wolf zieht Schlussstrich

David Wolf beendet nach 18 Jahren seine Profikarriere. Der ehemalige Publikumsliebling der Adler Mannheim hört damit auf den Rat seiner Ärzte.

Von 
Philipp Koehl
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David Wolf lief in der vergangenen Saison noch 24 Mal für die Kassel Huskies in der DEL2 auf. © PIX-Sportfotos

Mannheim. David Wolf wurde am Ende die Entscheidung ein Stück weit abgenommen. Das Handgelenk macht nicht mehr richtig mit. Der langjährige Spieler der Adler Mannheim, zweifache deutsche Meister und Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2018, beendet nach 18 Profijahren seine Eishockeykarriere. „Ich habe zuletzt in den Play-offs nochmal einen Schlag auf die Hand bekommen. Nach der Saison haben mir die Ärzte dann geraten, nicht mehr weiter Eishockey zu spielen“, sagte Wolf gegenüber dieser Redaktion und ergänzte: „Von daher fällt mir die Entscheidung einfacher, zu sagen, das war es, ich höre auf.“

Ein nachvollziehbarer Entschluss. Die Handgelenksverletzung, die er sich im ersten Play-off-Spiel 2021 im Adler-Trikot gegen die Straubing Tigers zuzog, war äußerst kompliziert. „Ich musste insgesamt dreimal operiert werden, spüre das Handgelenk nach wie vor jeden Tag“, sagte Wolf. „Je älter man ist, desto problematischer wird es auch, gerade die Belastung beim Eishockey ist da nicht förderlich“, erläuterte der 35-Jährige, holte kurz Luft und ergänzte: „Ich möchte ja auch noch mit meinen Kindern, meiner Familie und Freunden eine schöne Zeit verbringen – und zwar ohne dabei körperlich eingeschränkt zu sein.“

Wolfs Entwicklung: Vom Prügelknaben zum Familienvater

Denn für Wolf zählen nur 100 Prozent, auf wie außerhalb der Eisfläche. Der 1,89 Meter große sowie 98 Kilogramm schwere Flügelstürmer war stets mit vollem Einsatz bei der Sache, liebte das physische Spiel und schonte auf dem Eis weder sich noch seine Gegenspieler. Auseinandersetzungen ging er nie aus dem Weg. Weshalb der ehemalige Nationalspieler auch eine lange Zeit in seiner Karriere als „Prügelknabe der Liga“ verschrien war. „Diese Aktionen haben mir damals geholfen, mich in der Liga durchzusetzen und mir einen Namen zu machen“, sagte Wolf vor einigen Jahren beim Blick zurück.

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Und einen Namen machte er sich durchaus. Das Gesamtpaket Wolf, das nicht nur checken und kämpfen kann, sondern auch sehr torgefährlich ist, weckte sogar das Interesse der National Hockey League (NHL), der besten Eishockeyliga der Welt. In der Saison 2014/2015 lief der damals 25-Jährige viermal für die Calgary Flames auf. Begleitet von einem Kamerateam, das eine Dokumentation über sein Nordamerika-Abenteuer drehte. Das Video ist nach wie vor auf YouTube abrufbar.

David Wolf kehrt über Hamburg in seine Heimat Mannheim zurück

Nach dieser Spielzeit fand Wolf den Weg über die Hamburg Freezers zurück nach Mannheim, wo er bereits für die Jungadler aufgelaufen war. Wolf, der wegen des Gastspiels seines Vaters – dem ehemaligen Eishockeyprofi Manfred „Mannix“ Wolf – zwar 1989 in Düsseldorf geboren wurde, aber in Mannheim aufwuchs, war wieder zu Hause.

Er war zurück an jenem Ort, an dem er das Eishockeyspielen erlernte, an dem er im altehrwürdigen Friedrichspark fast täglich seinen Idolen zuschaute. Und wenn dann einer mal mit ihm gequatscht, abgeklatscht oder ihm seinen Schläger geschenkt hat, „war das damals das Größte für mich“, erinnerte sich Wolf: „Das habe ich zum Glück nie vergessen und von daher war es mir auch immer wichtig, Fannähe zu leben und die Leute sowie die Kinder für diesen Sport zu begeistern.“

Publikumsliebling: David Wolf präsentiert den Adler-Fans 2019 den Meisterschaftspokal. © PIX-Sportfotos

Denn so hart der Stürmer auch auf dem Eis agierte, so herzlich ist er gegenüber seinen Mitmenschen, sobald er seine Eishockeyausrüstung zur Seite legt. Da verwundert es nicht, dass Wolf, der Familienmensch, spätestens seit der Hochzeit mit seiner Frau Enny (2018) sowie der Geburt seiner Söhne Jamie (2019) und Charlie (2021) auf dem Eis bedachter agierte und von nun an noch mehr Tore statt der Fäuste für sich sprechen ließ.

Erfüllter Kindheitstraum: Titelgewinn mit Adler Mannheim

Für die Adler Mannheim lief er 380 Mal in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) auf und erzielte in diesen 258 Punkte (116 Tore). Das Highlight in dieser Zeit war die gewonnene Meisterschaft 2019 – der insgesamt zweiten für Wolf nach dem Titelgewinn 2010 mit den Hannover Scorpions. „Es war schon immer ein großer Kindheitstraum von mir, einmal die Meisterschaft mit den Adlern zu gewinnen. Dieser Moment auf dem Eis war ein Mix aus großer Erleichterung, es geschafft zu haben, und einer unglaublichen Freude, dass auch meine Familie und Freunde das alles hautnah miterleben durften“, sagte Wolf im Nachgang. Es war der erste und einzige Titel für ihn, den er als Spieler mit den Adlern feiern durfte.

Nach der Saison 2023/2024 bekam Wolf in Mannheim keinen neuen Vertrag mehr. Die Zeit als Adler war vorbei. Eine Entscheidung, die schmerzte, die den Publikumsliebling mit der Nummer 89 bis ins Mark traf. Heute ist er beim Blick zurück laut eigener Aussage „unheimlich dankbar, dass ich acht Jahre lang bei den Adlern, deren Fan ich nach wie vor bin, spielen durfte. Ich weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist.“

Wolf nimmt nach einem tränenreichen Abschied erstmal eine Auszeit

Wolf nahm nach seinem tränenreichen Abschied aber erstmal eine Auszeit. Er ging ins Fitnessstudio und spielte bei seinem Heimatverein VfB Gartenstadt Fußball. Dass er nochmal professionell Eishockey spielen würde, daran glaubte Wolf zu jener Zeit selbst nicht mehr. „Im Dezember und Januar habe ich mir dann aber wieder Eishockey im Fernsehen angeguckt und schnell gemerkt, dass ich es vermisse. Klar, wenn du das dein ganzes Leben lang machst, dann fehlt einfach etwas“, sagte Wolf.

In diesem Zeitraum kamen laut dem Flügelstürmer viele Angebote rein – sowohl von Teams aus der DEL als auch der DEL2. Es tagte – natürlich – der Familienrat. Die Entscheidung fiel im Januar 2025 letztlich auf den Zweitligisten Kassel Huskies. Mit den Nordhessen um Meisterschaft und Aufstieg zu spielen, reizte den ehrgeizigen Sportler nochmal. Zudem ist Kassel nur 150 Minuten von Mannheim entfernt, die Familie somit in greifbarer Nähe.

Dass Wolf indes zum letzten Mal im März 2024 professionell auf dem Eis stand, fiel in Kassel „nicht groß“ ins Gewicht. „Es ging tatsächlich. Auch, weil ich durch das Fußballspielen einen gewissen Fitnessstand hatte. Und Schlittschuhlaufen ist letztlich wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht“, betonte Wolf.

David Wolf: „Ich wollte nochmal Spaß haben“

Noch 24 Mal (zehn davon in den Play-offs) lief er für die Schlittenhunde auf und hatte dabei „unheimlich viel Spaß“. Dass letztlich bereits nach dem Halbfinale Schluss war, war für den Linksschützen zwar enttäuschend, für ihn stand aber eine andere Erkenntnis viel mehr im Mittelpunkt. „Für mich war es ein Erfolgserlebnis. Ich wollte einfach nochmal auf dem Eis sein und dort sowie in der Kabine Spaß haben. Das ist mir zusammen mit meinen Mitspielern gelungen“, unterstrich Wolf, dem zudem wichtig zu erwähnen war: „Ich kann über Kassel nur in den allerhöchsten Tönen sprechen. Die bauen dort etwas Gutes auf und ich hoffe, dass man die Huskies in naher Zukunft wieder in der DEL sieht.“

Wolf wird dies fortan von der heimischen Couch aus beobachten. Nach 883 Profispielen, zwei Olympia-Teilnahmen sowie der Heim-WM 2017 zieht er einen Schlussstrich – und zwar voller Dankbarkeit. „Es war eine unglaublich schöne Reise, mit einigen Tiefen, aber sehr vielen Höhen. Ich fange jetzt erst langsam an zu realisieren, was in meiner Karriere alles passiert ist“, bilanzierte Wolf, für den als Eishockeyspieler „das schnelle Abhaken und Fokussieren auf das nächste Spiel“ bisher zum Alltag gehörte.

Zeit für den Blick zurück – und nach vorn

Doch jetzt möchte er sich die Zeit nehmen und ausführlich zurückblicken. „Ich habe mir beispielsweise noch nicht das verlorene Olympia-Finale von 2018 angeguckt. Das werde ich jetzt nachholen“, betonte Wolf. Auch das entscheidende Meisterschaftsspiel der Adler gegen München 2019 und weitere Karrierehighlights stehen auf seiner Liste.

Gleichzeitig richtet Wolf aber auch den Blick nach vorn. Eine Umschulung würde ihn „durchaus interessieren“. Die genaue Richtung kennt er aktuell aber noch nicht. „Ich muss erst noch schauen, welche Berufe ich mit meiner Hand letztlich ausüben darf und auf lange Sicht auch kann“, erläuterte Wolf. Denn diese Entscheidung möchte er sich diesmal nicht abnehmen lassen.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkt Adler Mannheim

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