Mannheim. Mehrere Faustkämpfe, insgesamt 103 Strafminuten – das dritte Viertelfinalduell zwischen den Adlern Mannheim und dem EHC München erinnerte am Freitagabend in der mit 13.600 Zuschauern ausverkauften SAP Arena eher an Kirmesboxen als an ein Eishockeyspiel. Vor allem im letzten Drittel, als die 2:5-Niederlage der Blau-Weiß-Roten längst besiegelt war, drohte die Partie zu eskalieren. Immer wieder regnete es Gegenstände von der Tribüne aufs Eis. Die Schiedsrichter Andris Ansons und Christopher Schadewaldt waren nicht immer Herr der Lage.
Es hätte so viel über dieses denkwürdige Spiel zu reden gegeben. Warum lagen die Adler schon nach sechs Minuten mit 0:2 zurück? Wieso funktionieren die Special Teams der Münchner weiter um einiges besser als die der Mannheimer? Und wo kamen all die Emotionen her? Gilt es, alte Rechnungen zu begleichen?
Kein Kommentar zum Spiel – eine rekordverdächtig kurze Pressekonferenz
In der rekordverdächtig kurzen Pressekonferenz gab es auf diese Fragen keine Antworten. Münchens Trainer Don Jackson gratulierte seiner Mannschaft zur Leistung und Stürmer Patrick Hager zum 91. Play-off-Scorerpunkt, mit dem er an der Spitze des Rankings in der Deutschen Eishockey Liga mit Patrick Reimer gleichzog. Adler-Coach Dallas Eakins reagierte auf Jacksons Statement so: „Ich werde dieser Pressekonferenz den gleichen Respekt zeigen wie die Münchner. Kein Kommentar zum Spiel.“
Nach dem offiziellen Teil äußerte sich Eakins auf Nachfrage dieser Redaktion zu den Vorfällen im letzten Drittel und ließ bei seinen Ausführungen erahnen, dass es in diesem Duell nicht nur um den Einzug ins Halbfinale geht. „Da draußen ist viel böses Blut und Testosteron“, sagte der US-Amerikaner und ging auch auf einen Teil der Vorgeschichte ein. Ein Grund, warum es so hitzig zuging, sei die Rückkehr von Chris DeSousa ins Münchner Team gewesen. Zur Erinnerung: Beim letzten Aufeinandertreffen in der Hauptrunde hatte sich DeSousa einen Check gegen den Kopf von Adler-Angreifer Luke Esposito geleistet. Der DEL-Disziplinarausschuss zog den Übeltäter für vier Spiele aus dem Verkehr. „Diese Aktion war schmutzig. Und es war nicht das erste Mal, dass er so etwas in unserer Liga gemacht hat“, betonte Eakins und ergänzte: „Es ist eine physisch hart geführte Serie, in der sogar der gegnerische Torhüter umgerannt wird.“
Adler – München 2:5
- Drittelergebnisse: 1:3, 0:1, 1:1.
- Die Adler: Tiefensee – Fohrler, Kälble; Gawanke, Cicek; Gilmour, Jokipakka; Pilu – Reichel, Esposito, Hännikäinen; Plachta, Michaelis, Kühnhackl; Szwarz, MacInnis, Bennett; Proske, Loibl, Heim.
- Tore: 0:1 Eisenschmid (0:54), 0:2 Ehliz (5:58), 1:2 Kühnhackl (13:15), 1:3 DeSousa (15:09), 1:4 Ehliz (34:57), 1:5 Rieder (41:24), 2:5 Gawanke (55:25).
- Schiedsrichter: Andris Ansons und Christopher Schadewaldt.
- Zuschauer: 13.600 (ausverkauft). – Strafminuten: Mannheim 40 plus Spieldauer-Disziplinarstrafe gegen Esposito plus 10 Disziplinar gegen Plachta– München 33. – Nächstes Spiel, 4. Viertelfinale: München – Adler (Sonntag, 19 Uhr).
Unterm Strich spielten die vielen Provokationen den Münchnern in die Karten. Die Adler hingegen verzettelten sich in unklugen Aktionen, lenkten ihre Emotionen in falsche Bahnen. Wirkung zeigte auch, dass sie nach nicht einmal sechs Minuten mit 0:2 zurücklagen. Ihr Matchplan, den Gästen früh den Zahn zu ziehen, ging nicht auf, weil sich die Mannheimer in der Defensive unerklärliche Fehler leisteten. Vor dem 0:1 durch Markus Eisenschmid (1.) ließ Adler-Verteidiger Leon Gawanke den Torschützen ziehen, vor dem 0:2 von Yasin Ehliz (6.) räumten die Blau-Weiß-Roten vor dem eigenen Kasten nicht energisch genug auf, und DeSousa war vor dem 1:3 (16.) ganz ohne Gegenspieler.
Adler-Verteidiger Fohrler findet selbstkritische Worte
Es folgte ein abermals schwaches zweites Drittel – wie schon in den vorangegangenen beiden Spielen. „Von der Intensität her haben wir in dieser Phase kein Play-off-Eishockey gespielt“, konstatierte Adler-Verteidiger Tobias Fohrler. Konsequenz war das 1:4 von Ehliz (35.). Da Esposito nach einem Bandencheck gegen Konrad Abeltshauser eine Spieldauer-Disziplinarstrafe kassierte (40.), wurde die Hoffnung auf eine Aufholjagd im Keim erstickt. Bei Tobi Rieders 1:5 (42.) war längst alles entschieden, Leon Gawankes Powerplaytor zum 2:5 (56.) war nur noch Ergebniskosmetik.
„Wir waren etwas undiszipliniert, aber am Ende liegt es nicht immer nur an uns, dass es sich so hochschaukelt. Ganz ehrlich – und das muss man auch mal sagen –, das Spiel wurde nicht gut geleitet. Dann passiert so etwas in den Play-offs, wenn beide Mannschaften mit solchen Emotionen spielen“, sagte Gawanke und ergänzte mit Blick auf das vierte Duell am Sonntag (19 Uhr) in München: „Ich habe großes Vertrauen in unseren Coach, dass er weiß, was er macht.“
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