Mannheim. Der Titelkampf ist in der Deutschen Eishockey Liga in vollem Gange. Die Adler Mannheim sind von einer play-off-würdigen Form aber meilenweit entfernt. Die Mannschaft von Trainer Dallas Eakins verlor am Freitagabend das dritte Viertelfinalspiel gegen den EHC München nach einer phasenweise indiskutablen Leistung mit 2:5 (1:3, 0:1, 1:1) und liegt nun in der Serie mit 1:2 zurück. Das vierte Duell findet am Sonntag (19 Uhr) in München statt.
Eakins reagierte auf die schwache Leistung vom Mittwoch mit einer personellen Änderung. Daniel Fischbuch rotierte aus der Aufstellung, für ihn stürmte Jordan Szwarz an der Seite von Ryan MacInnis und Kris Bennett.
Schon nach 15 Minuten steht es 1:3 aus Mannheimer Sicht
Die Fans schalteten schnell in den Play-off-Modus. Die Nordwestkurve empfing die Spieler mit einer Choreografie. „Das Funkeln in den Augen entfacht in uns den Glauben“ stand in großen Lettern auf einem Spruchband. Doch das mit dem Glauben ist so eine Sache. Er muss entfacht werden – das taten die Adler im ersten Drittel nicht. Nach gut 15 Minuten lagen die Mannheimer mit 1:3 zurück, obwohl München bis dahin nur fünf Schüsse verzeichnete.
Adler – München 2:5
- Drittelergebnisse: 1:3, 0:1, 1:1.
- Die Adler: Tiefensee – Fohrler, Kälble; Gawanke, Cicek; Gilmour, Jokipakka; Pilu – Reichel, Esposito, Hännikäinen; Plachta, Michaelis, Kühnhackl; Szwarz, MacInnis, Bennett; Proske, Loibl, Heim.
- Tore: 0:1 Eisenschmid (0:54), 0:2 Ehliz (5:58), 1:2 Kühnhackl (13:15), 1:3 DeSousa (15:09), 1:4 Ehliz (34:57), 1:5 Rieder (41:24), 2:5 Gawanke (55:25).
- Schiedsrichter: Andris Ansons und Christopher Schadewaldt.
- Zuschauer: 13.600 (ausverkauft). – Strafminuten: Mannheim 35 plus Spieldauer-Disziplinarstrafe gegen Esposito – München 28. – Nächstes Spiel, 4. Viertelfinale: München – Adler (Sonntag, 19 Uhr).
Dabei hatte es gar nicht so schlecht angefangen. Nach 27 Sekunden beförderte Adler-Angreifer Kristian Reichel seinen Gegenspieler auf Evan Fitzpatrick, der erneut den verletzten Nationaltorhüter Mathias Niederberger vertrat. Doch statt auch spielerische Akzente zu setzen, luden die Blau-Weiß-Roten ihre Gäste zum Toreschießen ein. Beim 0:1 von Markus Eisenschmid nach gerade einmal 54 Sekunden ging Leon Gawanke halbherzig in den Zweikampf, und auch das 0:2 von Yasin Ehliz (6.) hätte nicht fallen müssen. Statt den einfachen Pass zu Jyrki Jokipakka zu spielen, versuchte es Matthias Plachta zu kompliziert. Das hatte zur Konsequenz, dass Plachta mithelfen musste, in Unterzahl den eigenen Kasten zu verteidigen. Das gelang nicht.
Die Adler reagierten mit wütenden Angriffen. MacInnis im ansonsten erneut schwachen Powerplay (8.) und Bennett, der mit der Rückhand knapp vorbeischoss (10.) hatten gute Chancen auf das 1:2. Der Anschlusstreffer lag in der Luft – und fiel auch. Nick Cicek zog von der blauen Linie ab, Fitzpatrick bekam den Puck nicht zu fassen, sodass Tom Kühnhackl abstauben konnte (14.).
Statt weiter Druck aufzubauen und das Team von Trainer Don Jackson in Verlegenheiten zu bringen, begingen die Mannheimer den nächsten haarsträubenden Fehler. Die Scheibe kam etwas glücklich aus Münchner Sicht vor das Adler-Tor. Lukas Kälble hatte seinen Gegenspieler verloren, und ausgerechnet Chris DeSousa traf nach abgesessener Vier-Spiele-Sperre zum 1:3 (16.).
Nach der ersten Pause drohte die Stimmung in der mit 13.600 Zuschauern ausverkauften SAP Arena zu kippen. Da sich die Adler kaum mehr in der gegnerischen Zone festsetzen konnten und aussichtsreiche Gelegenheiten Fehlanzeige waren, wendeten sich die ersten Fans ernüchtert ab. Es rumorte, wenn der x-te Fehlpass statt auf dem Schläger des Mitspielers im Nirwana landete. Immer wieder schlugen die Anhänger die Hände fassungslos über dem Kopf zusammen.
Bei den Adlern lief nichts zusammen. Jonathon Blum und DeSousa verpassten das 1:4, ihre Schüsse landeten am Außennetz (31.). Die Adler antworteten mit unüberlegten Aktionen. Cicek, der von Patrick Hager provoziert wurde, ließ sich zu einem Faustschlag hinreißen und landete in der Kühlbox. Die Strafe folgte auf dem Fuß: Ehliz jagte die Scheibe zum 4:1 für München ins Netz (35.). Am Ende des zweiten Drittels checkte Luke Esposito Konrad Abeltshauser in die Bande. Der Münchner Verteidiger blutete im Gesicht, Esposito erhielt dafür eine Spieldauer-Disziplinarstrafe.
Rieder erwischt Adler-Torhüter Tiefensee am Kopf
Die Mannheimer starteten mit einer fünfminütigen Unterzahl in den Schlussabschnitt, dann drohte das Spiel zu eskalieren. Tobi Rieder erwischte Tiefensee beim Vorbeifahren am Kopf. Der Adler-Goalie blieb auf dem Eis liegen und musste behandelt werden. Da Rieder straffrei davonkam, warfen einige Adler-Fans Gegenstände auf das Eis. Nach einer kurzen Unterbrechung ging es weiter.
Ausgerechnet Rieder markierte im Powerplay den fünften Münchner Treffer (42.). Längst war die Entscheidung gefallen. Eishockey wurde kaum noch gespielt, dafür mehr geboxt. Cicek und Ehliz gerieten sich in die Haare, sogar Adler-Kapitän Marc Michaelis tauschte mit Filip Varejcka einige Faustschläge aus. Gawankes Überzahltor zum 2:5 (56.) war Ergebniskosmetik. Die Münchner konnten damit leben, sie feierten den ersten Sieg in Mannheim seit Februar 2020.

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