Mannheim. Dallas Eakins wirkte etwas ratlos. „Es fällt mir schwer, dieses Spiel richtig zu bewerten“, sagte der Trainer der Adler Mannheim nach dem 2:4 (0:2, 1:1, 1:1) gegen die Nürnberg Ice Tigers in der ausverkauften SAP Arena und erklärte: „Normalerweise müsstest du zufrieden sein, wenn dein Team mehr als 50 Torschüsse abfeuert. Manchmal geht es aber nicht darum, was du machst, sondern darum, was du auslässt. Wir haben den Nürnbergern heute drei der vier Tore geschenkt.“
Die Adler verabschiedeten sich am Sonntag zwar mit der vierten Niederlage in Folge in die zweiwöchige Länderspielpause, mit dem ersten Saisondrittel und dem zweiten Tabellenplatz in der Deutschen Eishockey Liga zeigte sich Eakins jedoch zufrieden: „Bei Siegen ist nicht alles gut, bei Niederlagen nicht alles schlecht. Deswegen schaue ich lieber auf den Prozess als auf die Ergebnisse.“
Eakins musste aber konstatieren, dass die jüngste Misserfolgsserie Spuren hinterlassen hatte. Nachdem sie in den ersten 13 Saisonspielen überzeugt und sich dank starker Leistungen zurecht an der Tabellenspitze festgekrallt hatten, ist von dieser Dominanz kaum etwas geblieben. Zumindest in den ersten 50 Minuten knüpften die Blau-Weiß-Roten auch gegen Nürnberg an die zuletzt stark durchwachsenen Auftritte in Ingolstadt (2:5), Berlin (3:4 nach Verlängerung) und München (0:4) an.
Adler laden Nürnberger zum Toreschießen ein
Vom spielerischen Zusammenspiel des Saisonstarts war vor 13.600 Zuschauern wenig bis nichts mehr zu sehen. Den Mannheimern war zwar das Bemühen anzumerken, den Bock umstoßen zu wollen, viele versteiften sich aber auf Einzelaktionen. Nürnbergs Torhüter Niklas Treutle hatte gut lachen, weil die Adler in der offensiven Zone häufig die falsche Entscheidung trafen und nicht konsequent genug agierten. Bei einem Konter wählte Matthias Plachta den ungefährlichen Rückhandschuss, statt abzulegen (11.).
Die Ice Tigers rissen in der SAP Arena zwar auch keine Bäume aus, doch sie lauerten auf ihre Chancen und verwerteten diese konsequent. Zach Solow blieb hängen, Nürnberg schaltete über Charlie Gerard schnell um. Roman Kechter drückte den Querpass zur Gäste-Führung über die Linie (11.). Es kam noch besser für die Franken, die seit 2016 auf einen Sieg in Mannheim warteten. Im seit zehn Spielen erfolglosen Powerplay legten sie nach. Tyler Spezia nutzte seinen Geschwindigkeitsüberschuss, zog an Tobias Fohrler vorbei und erhöhte auf 2:0 für die Ice Tigers (18.) – das ging viel zu einfach.
Die Adler waren in dieser Phase von der Rolle. Der Pass von Justin Schütz in Überzahl landete im Nirwana statt auf der Kelle eines Mitspielers (20.). Keine Frage: Vom aufgebauten Selbstvertrauen war wenig zu sehen.
Mannheimer Powerplay diesmal ohne Wirkung
Es brauchte ein Tor des Willens, das die Mannheimer zurückbrachte. Schütz scheiterte an Treutle, Lukas Kälble zog energisch vor den Kasten und traf zum 1:2-Anschluss (23.). Die Vorstellung der Adler blieb trotz des Stimmungsaufhellers fehlerbehaftet. Sie ließen Greg Mereiles entwischen, der den Pfosten traf (27.).
Das Eakins-Team zog aus den vielen Nachlässigkeiten nicht die richtigen Lehren. Als die Schiedsrichter eine zumindest fragwürdige Strafe gegen die Mannheimer anzeigten, hörten diese für einen kurzen Moment zu spielen auf. Plachta war nicht nah genug an Samuel Dove-McFalls dran – 1:3 (29.). In doppelter Überzahl bot sich den Adlern die Riesenchance, auf 2:3 zu verkürzen, doch die Sequenz war symptomatisch für den gesamten Auftritt: Schütz wischte über die Scheibe, Kristian Reichel traf sie nicht (40.).
Adler – Nürnberg 2:4
- Drittelergebnisse: 0:2, 1:1, 1:1.
- Die Adler: Franzreb – Mattinen, Renouf; Gawanke, Kälble; Fohrler, Gilmour; Shaw – Plachta, Esposito, Heim; Proske, Solow, Bennett; Greco, Michaelis, Schütz; Uba, Reichel, Penkin.
- Tore: 0:1 Kechter (10:31), 0:2 Spezia (17:03), 1:2 Kälble (22:49), 1:3 Dove-McFalls (28:06), 1:4 Spezia (43:57), 2:4 Heim (54:18).
- Schiedsrichter: Andre Schrader und Kilian Hinterdobler.
- Zuschauer: 13.600 (ausverkauft).
- Strafminuten: Mannheim 2 – Nürnberg 10.
- Nächstes Spiel: Löwen Frankfurt – Adler (Freitag, 14. November, 19.30 Uhr).
Greco in Überzahl (41.) und Schütz (42.) versuchten, die Wende einzuleiten. Das gelang ihnen nicht. Im Gegenteil. Für die Adler wurde es noch richtig bitter. Leon Gawanke ließ sich hinter dem eigenen Tor den Puck abjagen. Brett Murray passte vor das Tor, wo er in Spezia einen dankbaren Abnehmer fand – 1:4 (44.). Das nächste kopflose Überzahlspiel quittierten einige Mannheimer Fans sogar mit Pfiffen (46.).
Aus Adler-Sicht blieb es ein Nachmittag zum Vergessen. Da Jakob Weber den Puck im eigenen Torraum mit der Hand bedeckte, sprachen die Schiedsrichter dem Tabellenzweiten einen Penaltyschuss zu. Schütz lief an – und verlor die Scheibe, bevor er abziehen konnte (50.). Und dann auch noch das: Luke Esposito fälschte einen Schuss von Dan Renouf zum vermeintlichen 2:4 ins Tor ab (52.). Die Referees bemühten den Videobeweis und nahmen ihre auf dem Eis getroffene Entscheidung zurück, der Treffer zählt nicht.
Die Mannheimer bäumten sich aber noch einmal auf und zogen damit auch die Fans wieder auf ihre Seite. Bereits knapp sieben Minuten vor Schluss nahm Eakins seinen Torhüter zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Maximilian Heim verkürzte tatsächlich noch auf 2:4 (55.). Dabei blieb es trotz weiterer guter Chancen für die Adler.
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