Bremerhaven. Die Adler Mannheim haben in der Deutschen Eishockey Liga ein verloren geglaubtes Spiel gedreht. Bei den Fischtown Pinguins Bremerhaven lag die Mannschaft von Trainer Dallas Eakins am Sonntagnachmittag bis 14,5 Sekunden vor Schluss mit 0:1 zurück. Dann rettete Matthias Plachta die Blau-Weiß-Roten mit dem Treffer zum 1:1 in die Verlängerung, in der Jyrki Jokipakka den Adlern den 2:1 (0:1, 0:0, 1:0, 1:0)-Erfolg sicherte. „Luke Esposito hat das gut gemacht“, lobte Jokipakka den Vorlagengeber. Typisch finnisch ordnete der Verteidiger das Ergebnis nüchtern ein: „Wir müssen uns noch in vielen Bereichen verbessern.“
Eakins hatte nach der vergangenen Saison erkannt, dass sich die Adler mit dem Toreschießen ungemein schwergetan hatten. Um eine erfolgreichere Runde zu spielen, hatte der Coach betont, mit seinem Team am Torabschluss arbeiten zu wollen. In der Hauptrunde 2023/24 hatten es die Mannheimer nur 147 Mal im gegnerischen Kasten klingeln lassen – ein mauer Wert für einen Club mit hohen Ansprüchen. Geht es nun so weiter? Schon in der Vorbereitung und am vergangenen Sonntag beim 1:3 in Köln hatten die Adler offensiv keine Bäume ausgerissen, im ersten Drittel knüpften sie an der Nordseeküste daran an. Von Plachta sehenswert in Szene gesetzt, scheiterte Kapitän Marc Michaelis nach wenigen Sekunden am guten Pinguins-Torhüter Kristers Gudlevskis. In der sechsten Minute wollte Luke Esposito schon jubeln, doch Phillip Bruggisser kratzte die Scheibe im letzten Moment von der Linie.
Bremerhaven nutzt Fehler in der Adler-Defensive zum 1:0
Bremerhaven brannte auch kein Feuerwerk ab, war aber effizienter. Nachdem Ziga Jeglic mit der Rückhand an Adler-Goalie Felix Brückmann gescheitert war (12.), nutzten sie kurz vor der ersten Pause einen doppelten Lapsus der Mannheimer Defensive aus. Erst rutschte Fabrizio Pilu hinter dem eigenen Kasten aus, dann unterlief Leon Gawanke ein folgenschwerer Fehlpass. Nach einem Querpass zog Alex Friesen direkt ab und traf zum 1:0 (19.).
Nach diesem Nackenschlag kamen die Adler mit größerem Engagement aus der Kabine. Sie erhöhten das Tempo und checkten nun aggressiver vor. Der Aufwand stimmte, der Ertrag (noch) nicht. John Gilmour hatte das 1:1 auf dem Schläger, erst verzog er, dann fand er in Gudlevskis seinen Meister (22.). Auch Michaelis (22.) und zweimal Maximilian Heim (24.) suchten die Lücke, fanden sie aber nicht. Bis zur Strafe von Fohrler (30.) erarbeiteten sich die Adler im zweiten Drittel eine Bilanz von 9:0 Torschüssen. Doch was bringt das, wenn der Puck die Linie nicht überquert?
Die Pinguins fanden bis dahin im zweiten Durchgang nicht statt. Doch als auch Jordan Szwarz in die Kühlbox wanderte, durften sie für 45 Sekunden mit zwei Mann mehr ran. Die Adler überstanden die brenzlige Phase, Bremerhaven war nun aber wieder etwas besser im Spiel. Miha Verlic durfte unbedrängt abziehen, der Slowene verzog knapp (36.).
Und die Adler? In der dritten Powerplaysituation lief nichts zusammen. Entweder agierten die Mannheimer zu statisch oder mit einer zu großen Ungenauigkeit in ihren Aktionen. So konnte Daniel Fischbuch nicht direkt abschließen, weil der Querpass nicht auf seinen Schläger kam, sondern zwischen den Schlittschuhen landete (38.). „Eine Scheibe im gegnerischen Tor wäre mal gut“, sagte Tom Kühnhackl auf die Frage, was seine Mannschaft besser machen müsse. Und der Adler-Angreifer ergänzte: „Wir bringen ja Schüsse aufs Tor, aber der Abschluss fehlt ein bisschen.“
In Zahlen
- Drittelergebnisse: 1:0, 0:0, 0:1, 0:1.
- Die Adler: Brückmann – Gawanke, Cicek; Fohrler, Gilmour; Pilu, Jokipakka – Plachta, Michaelis, Esposito; Fischbuch, MacInnis, Bennett; Kühnhackl, Loibl, Heim; Szwarz, Reichel, Hännikäinen; Proske.
- Tore: 1:0 Friesen (18:23), 1:1 Plachta (59:46), 1:2 Jokipakka (61:34).
- Schiedsrichter: Andre Schrader und Bastian Steingroß.
- Zuschauer: 4560.
- Strafminuten: Bremerhaven 12 – Mannheim 12.
- Nächstes Spiel: Adler – Nürnberg Ice Tigers (Mittwoch, 19.30 Uhr/SAP Arena).
Plachtas Ausgleich fällt 14,5 Sekunden vor Schluss
Die Adler blieben optisch überlegen – allerdings zunächst ohne zählbaren Erfolg. Ryan MacInnis visierte in Überzahl Gudlevskis Schoner an (42.), Kristian Reichels Schuss strich am Kreuzeck vorbei (43.). Bremerhaven konzentrierte sich auf die Defensivarbeit und hatte Glück, dass die Mannheimer ihre wenigen Konterchancen nicht konsequent genug abschlossen: Kühnhackls Pass zu Michaelis kam nicht an (52.).
Die Moral der Adler stimmte jedoch. Zum zweiten Mal überstanden sie eine kurze doppelte Unterzahl, als Nick Cicek und Jokipakka auf der Strafbank saßen. Im Powerplay schien der längst verdiente Ausgleich gefallen zu sein. MacInnis hatte abgezogen, Szwarz den Puck über die Linie befördert. Dies allerdings mit der Hand, wie die Schiedsrichter erkannten – kein Tor (58.).
Mannheim gab nicht auf. Coach Eakins nahm Brückmann zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Die Scheibe landete auf der Kelle von Plachta, dessen Schuss vom Innenpfosten in die Maschen sprang. „Ich hatte großes Vertrauen in die Jungs, die in dieser Situation auf dem Eis waren“, sagte Matchwinner Jokipakka zum 1:1, mit dem sich die Adler spät für ihr Anrennen belohnten.
Den Schwung des Ausgleichs nahm das Eakins-Team mit in die Verlängerung. Kühnhackl verpasste nach Doppelpass mit Gawanke zwar den Siegtreffer, doch eine Minute später war der zweite Saisonerfolg in trockenen Tüchern. Den Adlern bot sich eine Kontergelegenheit, Esposito bewies gute Übersicht. Er bediente Jokipakka, dessen Schuss unter der Latte einschlug (62.). Es ging mit zwei Punkten auf die Heimreise.
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