Der erfolgreichste Frauenhandball-Trainer aller Zeiten ist tot: Dr. Jürgen Gerlach (Bild: dpa) starb am vergangenen Freitag im Alter von 74 Jahren an einer Herzattacke. Gerlach formte in den 1980er und 90er Jahren aus dem TV Lützellinden eine der weltbesten Mannschaften, gewann Meisterschaften am Fließband und den Europapokal.
Dabei erlangte Jürgen Gerlach – unter Handballern immer nur der „Doc“ genannt – den Ruf, absolut handballverrückt zu sein. Seine Schimpftiraden und Wutausbrüche an der Seitenlinie gegen Schiedsrichter, Gegner und auch die eigenen Spielerinnen sind nicht nur aus seinen Auftritten in Bensheim gegen die TSV Auerbach und später gegen die HSG Bensheim/Auerbach legendär. Aber er polterte nicht nur, sondern war ein akribischer Arbeiter: bei der Trainingssteuerung und bei der Verpflichtung von Spielerinnen. Viele Top-Stars holte er nach Mittelhessen.
Jürgen Gerlach war der TV Lützellinden und der TV Lützellinden konnte ohne den Orthopäden nicht: Der glorreiche Verein versank nach finanziellen Problemen in der Bedeutungslosigkeit, ist inzwischen aus dem Vereinsregister gelöscht. Das letzte Ausrufezeichen war die Deutsche A-Jugendmeisterschaft 2006 mit Jürgen Gerlach als Coach.
In der Folge coachte Gerlach noch einmal den TV Mainzlar, wollte den Zweitligisten und Konkurrenten der HSG Bensheim/Auerbach in die Beletage führen. Doch das Unternehmen scheiterte und nach drei Jahrzehnten verabschiedete sich der „Doc“ aus der Handballszene. Der oft verehrte und vielfach von Sport und Politik geehrte Jürgen Gerlach zog sich nach finanziellen Ungereimtheiten bei seinen Clubs weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. tip/red
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