Bensheim. Laute Gesänge jubelnder Fans lässt ein deutsch-englisches Fußballderby vermuten: Falsch gedacht, denn am Samstagabend sorgten die Zuschauer in der Boxhalle des KSC Bensheim für eine ausgelassene Stimmung. Von insgesamt acht Kämpfen standen sechsmal englische gegen deutsche Boxer im Ring.
Beim Hauptkampf der bereits im Vorfeld ausverkauften Veranstaltung handelte es sich um die Europameisterschaft der World Boxing Federation (WBF), in der der KSC-Trainer und Herausforderer Gwenael de Calan gegen den ehemaligen englischen Militärmeister und amtierenden Europameister der WBF, Peter Lines, in der Gewichtsklasse bis 71 Kilogramm antrat. Trotz des begehrten Titels und der aufgeheizten Stimmung herrschte keinerlei Rivalität unter den Zuschauern, ganz im Gegenteil: Es wurde zusammen gefiebert und gefeiert, eine Verbundenheit zwischen den Nationen, wie sie nur der Sport bringt.
Neben De Calan standen noch zwei weitere Bensheimer im Ring: Marius Bratoiv in der Kategorie des Superschwergewichts (mehr als 91 Kilogramm) und Jan Pfaff im Mittelgewicht bis 75 Kilogramm.
Bratoiv bestritt den ersten Kampf des Abends und legte trotz der 14 Kilogramm Gewichtsunterschied, die sein Gegner mehr auf den Rippen hatte, vor und zwang diesen bereits in der ersten Runde zur Niederlage. Nach einem krachenden Leberhaken landete er direkt mit der Schlaghand am Auge seines Kontrahenten, so dass dieser eine Platzwunde erlitt und der Ringarzt den Kampf zugunsten des Bensheimers abbrach.
Jan Pfaff, der zum ersten Mal einen Boxkampf bestritt, war im dritten Kampf des Abends an der Reihe. Der 30-jährige Schornsteinfeger sorgte für sein eigenes Glück, indem er den Kampf von der ersten Sekunde an technisch sauber dominierte. Nachdem sein Gegner Dean Hardy zweimal angezählt werden musste, rettete ihn der Gong und Pfaff gewann einstimmig nach Punkten.
Im letzten Kampf des Abends kam es endlich zum erwarteten Showdown. In einem fünf Runden andauernden Fight schenkten sich De Calan und Lines nichts. Schlussendlich konnte Lines, der anfangs schneller in den Kampf fand und von Runde zu Runde mehr zu kämpfen hatte, ein paar wenige, aber deutliche Aktionen mehr landen und den Kampf knapp, aber fair für sich entscheiden. Im Anschluss an das langersehnte Duell erhielten beide Boxer Standing Ovations von rund 200 begeisterten Zuschauern, die die Atmosphäre zum Beben brachten. ad
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