Bensheim. Es dauerte, bis die HSG Bensheim/Auerbach die deutliche 24:34-Heimniederlage vom Wochenende gegen TuS Metzingen abgeschüttelt hatte. Lange Zeit waren die Flames am Mittwochabend vor 760 Zuschauern in der Weststadthalle gegen die Sport-Union Neckarsulm im Metzingen-Modus unterwegs: 17 Gegentoren und neun Fehlwürfe vor der Pause waren Ausdruck der überschaubaren Vorstellung.
„Die Leistung von Samstag saß tief“, sagte HSG-Trainerin Heike Ahlgrimm zur langen Anlaufzeit ihres Teams. Anders als in der Vorwoche schaffte es der Vizemeister diesmal, das Match zu drehen. Nach 40 Minuten begann die Wende, nach 60 Minuten stand für die Bensheimerinnen ein 35:28 (14:17)-Sieg zum Rückrundenauftakt der Handball-Bundesliga der Frauen zu Buche.
Dass die Pleite gegen Metzingen die Spielerinnen sehr beschäftigte, bestätigte Kreisläuferin Isabell Hurst, gegen Neckarsulm mit sieben Toren beste Torschützin der Flames. „Nach so einem Spiel wieder in die Spur zu kommen, ist nicht einfach.“ Um mit einer Partie abzuschließen, schaut sich die Sportstudentin, die sich im Rahmen ihres Studiums mit Sportpsychologie befasst, am Abend des Spieltages eine Aufzeichnung der jeweiligen Begegnung an. Das tat die 25-Jährige auch mit dem Metzingen-Match. „Das hat diesmal aber nicht funktioniert.“ Gegen dieses negative Gefühl müsse man mit positiven Gedanken arbeiten. „Sich das ins Bewusstsein rufen, was wir als Mannschaft schon erreicht haben und an die Dinge denken, die uns auszeichnen wie Teamspirit, Leidenschaft und Emotionen.“
Flames sind in Neckarsulm gelassen
Nach einer etwas „lauteren“ (Ahlgrimm) Kabinenansprache nahm der Flames-Motor mit Beginn der zweiten Halbzeit nach und nach Fahrt auf. Basis für den Umschwung nach dem Seitenwechsel war die deutlich aggressivere Defensivarbeit. „Das war der der Schlüssel, wir bekommen in der zweiten Halbzeit nur elf Tore.“ Damit blieb die Mannschaft ein Tor unter der von ihrer Übungsleiterin und früheren Abwehrspezialistin stets pro Halbzeit geforderten Gegentrefferquote. Gestützt auf die stark verbesserte Deckung lief es im Angriff ebenfalls besser. „Die Leichtigkeit war zurück, die Automatismen haben wieder funktioniert,“ so Ahlgrimm zur deutlichen Leistungssteigerung.
Bei der Sport-Union Neckarsulm nahm man die Niederlage trotz des über weite Strecken guten Auftritts in der Arena am Berliner Ring relativ gelassen. „Das wäre ein Bonus-Ding für uns gewesen. Wir müssen nicht hier gewinnen, wir müssen andere Spiele gewinnen“, sagte Thomas Zeitz. Zunächst ging der Plan des in Bensheim lebenden SUN-Coaches auf, die vermutete Verunsicherung der Flames auszunutzen. „Die erste Halbzeit von uns war top“, befand Rückraumakteurin Munia Smits, mit neun Treffern beste Werferin der Begegnung.
Alicia Soffel ist gutes Beispiel für hohe Qualität bei der HSG
Der Tabellenvorletzte konnte in Durchgang zwei nicht an seine exzellente Abschlussquote aus den ersten 30 Minuten anknüpfen. „In der ersten Halbzeit haben wir von außen alles getroffen, in der zweiten Halbzeit hatten wir von diesen Positionen vier Fehlwürfe“, sagte Zeitz. Zudem ließen die Neckarsulmerinnen Gelegenheiten vom Kreis und zwei Siebenmeter liegen. „Wir haben uns die Chancen erarbeitet, sie aber nicht genutzt.“
Es sei klar gewesen, dass die Flames ihr Potenzial im Verlauf der Partie abrufen würden. „Das ist eine Mannschaft mit sehr viel Qualität, das hat man dann gesehen.“ Als Beispiel, dafür dass die Flames schließlich ihre PS auf die Straße brachten, führte Zeitz die Leistung von Alicia „Alice“ Soffel an. „Ja, und dann kam Alice.“
Mit fünf Tore in der zweiten Halbzeit hatte die Halblinke großen Anteil an der Wende. Die 25-Jährige besorgte unter anderem den 21:21-Ausgleich und erzielte mit einem direkten verwandelten Freiwurf ins Kreuzeck einen der spektakulärsten Treffer der Partie. Zuletzt war es für die Rechtshänderin bei den Flames nicht besonders gut gelaufen, nach der Schlusssirene am Mittwochabend strahlte Soffel. „Ich habe mir gesagt, dass ich nichts zu verlieren habe“, sagte sie und sei mit der Einstellung „einfach machen“ ins Spiel gegangen. „Ich habe in der Vergangenheit ja schon häufig bewiesen, dass ich es kann. Heute hat es wieder funktioniert.“ Im Sommer verabschiedet sie sich bekanntlich aus Bensheim, einen neuen Vertrag bei einem anderen Verein hat Alicia Soffel noch nicht unterzeichnet. Sie stehe mit Clubs aus der 1. Liga in Kontakt, Konkretes gebe es jedoch aktuell nicht zu vermelden.
Nach 45 Minuten lag Bensheim/Auerbach mit 24:22 vorne und hatte den Blinker in Richtung zwei Punkte gestellt. Die Führung baute der Vizemeister in der Schlussphase weiter aus. „Der Sieg ist etwas zu hoch ausgefallen“, blickte Heike Ahlgrimm auf das Endergebnis mit sieben Toren Vorsprung.
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