Bensheim. Der FC 07 Bensheim spielt wieder oben mit. Nach einer enttäuschenden Vorsaison, die auf Tabellenplatz zehn endete, befindet sich der Fußball-Gruppenligist zur Winterpause auf Rang vier. Nach 19 Spielen stehen 34 Punkte für die Mannschaft von Mark Schneider zu Buche, was die Ambitionen allerdings nicht gemindert hat, wie der Coach im folgenden Wintercheck unterstreicht.
Ist der FC 07 den eigenen Erwartungen gerecht geworden?
Es ist nicht lange her, da setzte man sich beim ehemaligen Verbandsligisten eine Platzierung unter den ersten Fünf zum Ziel. Zu Rundenbeginn schraubte der Traditionsverein seine Erwartungen angesichts der starken Gruppenliga allerdings herunter und peilte eine Platzierung im Mittelfeld an. Dank einer tollen ersten Saisonhälfte konnte sich die Schneider-Elf im oberen Tabellendrittel festsetzen und gehört nun wieder zu den besten Teams der Liga. Damit hatten im Weiherhausstadion die Wenigsten gerechnet.
Was lief bisher gut?
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Nachdem die vorherige Spielzeit mit 70 Gegentoren die Schwächen in der Abwehr offenbart hatte, legten Schneider und sein Assistent Dominique Völker in der Vorbereitung den Schwerpunkt auf die Defensivarbeit. Die Früchte hierfür konnte das Trainerteam bereits ernten. Mit 31 Gegentreffern gehört die Nullsieben-Abwehr nun zu den besten der Gruppenliga, die in dieser Saison durch zahlreiche Spiele mit vielen Toren von sich reden machte. Daher ist die Defensivleistung des Bensheimer Traditionsvereins umso höher zu bewerten. Zu Lasten der Offensive ging die Stabilität in den hinteren Reihen bislang nicht. Mit Florian Budimir verfügt die Schneider-Elf über den zweitbesten Torjäger der Liga (17), der nur einen Treffer hinter Adrian Postall von der SG Langstadt/Babenhausen liegt.
Was kann noch besser werden?
Aus dem Spiel heraus erzielt der FC 07 die meisten Treffer, was einmal mehr für die Qualität in der Offensive spricht. Nach ruhenden Bällen – die direkten Freistoßtore in Strafraumnähe von Dennis Konietzko mal ausgenommen – sind die Bensheimer noch zu harmlos. „Wir haben gerade mal ein Tor nach Eckbällen erzielt“, moniert Schneider. Bei einer besseren Effizienz könnte das Punktekonto des Clubs noch praller ausfallen, denn selbst für Spiele mit wenigen Torchancen bilanziert der Übungsleiter: „Einen Eckball oder Freistoß haben wir fast immer bekommen.“
Ist die Mannschaft zu „brav“?
Im Derby gegen die TSV Auerbach gab der FC 07 die Partie trotz einer 2:0-Führung innerhalb von zehn Minuten aus der Hand und unterlag mit 2:3. „In dem Moment, wo wir merken, dass das Spiel kippt, müssen wir klüger agieren“, erklärt Schneider und ergänzt: „Manchmal hätten wir besser ein taktisches Foul begangen, anstatt den Gegner zum Zug kommen zu lassen. Wir haben genug erfahrene Spieler, die in diesen Momenten dafür sorgen müssen, dass wir das Spiel über die Zeit bringen.“
Wäre mehr möglich gewesen?
„Same procedure as every year“, dürfte sich mancher Anfang August gedacht haben, denn pünktlich zum Saisonstart macht sich bei den Amateurfußballern in der Region die Urlaubslust breit. Auch der FC 07 ist davor nicht gefeit und musste das ein oder andere Mal personell geschwächt ins Spiel gehen. Ins Stolpern geriet Bensheim dadurch nicht, denn auch die anderen Teams hatten mit Ausfällen zu kämpfen. Zwei Siege zum Auftakt zeugen von der Qualität des Kaders. Trotzdem wäre nach Ansicht des Trainers bei mehr Disziplin noch der ein oder andere Punkt möglich gewesen, denn im Herbst folgte die nächste Urlaubswelle. „Ich hätte mir manchmal gewünscht, dass die Jungs andere Prioritäten gesetzt hätten“, sagt Schneider, schränkt aber ein: „Wir sind immer noch Amateurfußballer. Da rede ich der Mannschaft nicht in die Urlaubsplanung hinein.“
Gibt es in der Winterpause personelle Veränderungen?
Angesichts der aktuellen Situation hat man bei den Verantwortlichen über keine Neuzugänge nachgedacht. Das Team ist eingespielt und verfügt über eine Reihe erfahrener Spieler. So vertrat Kapitän Denis Holdschick Coach Mark Schneider bei der Stadtmeisterschaft und stellte seine Qualitäten als Spielertrainer unter Beweis. Mit Marcel Spengler und Lukas Konietzko sollen zwei Langzeitverletzte bald zurückkehren.
Wie geht der FC 07 die Vorbereitung an?
Mark Schneider hat klare Vorstellungen: „In einigen Partien hatten wir ab der 70. Minute Probleme, das Tempo mitzugehen. Da haben wir die Spiele teilweise aus der Hand gegeben.“ Daher plant das Trainerteam den ein oder anderen Besuch im Fitnessstudio, auch wenn man diesmal keinen Laktattest durchführt. Hierbei wird anhand der Milchsäurekonzentration im Blut gemessen, ab welcher Belastungsgrenze die Muskeln nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden und somit übersäuern. Zwar findet Schneider die Leistungsdiagnostik „unglaublich spannend“, da sie Aufschluss über den Fitnesszustand der Spieler gibt, „aber im Amateurbereich lohnt sich das nicht. Um einen Fortschritt zu sehen, müssten wir öfter trainieren.“
Bleibt Schneider auch über das Saisonende hinaus 07-Trainer?
Auch hier gilt: „Same procedure as every year.“ Beim FC 07 sind die Planungen dahingehend noch nicht abgeschlossen. Schneider, der 2019 als Co-Trainer an die Seite von Andy Zehnbauer stieß und diesen zu Saisonbeginn beerbte, hat ein enges Verhältnis zum jetzigen Sportlichen Leiter, so dass beide Seiten keine Eile in Sachen Vertragsverlängerung verspüren. Daher sollen erst nach der Winterpause weitere Gespräche geführt werden.
Was ist in dieser Saison noch möglich?
Aufstiegsambitionen waren trotz des vorübergehend knappen Rückstands zur Spitze nie angebracht, denn die Top-Teams aus Groß-Gerau, Langstadt/Babenhausen und Hummetroth verfügen über andere finanzielle Ressourcen und somit auch über mehr Qualität in der Breite. Trotzdem haben die Nullsiebener auch in den Spitzenspielen gepunktet und bewiesen, dass sie zu Recht zu den besten Mannschaften der Liga gehören. „Wenn wir den Tabellenrang halten, ist das ein großer Erfolg“, findet Schneider. „Mit einem Platz im Mittelfeld wären wir aber auch zufrieden.“
Ein Blick auf den Kader zeigt zudem: Viele Spieler kommen aus der eigenen Jugend oder sind nach Stationen bei anderen Teams wieder zu ihrem Heimatverein zurückgekehrt. Die Verbundenheit zwischen Mannschaft und Club gilt als Erfolgsrezept dieser Saison, denn im Gegensatz zu anderen Gruppenligisten verfügt man im Weiherhausstadion über einen überschaubaren Etat. maz
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