Bensheim. Als die FSG Bensheim in der Saison 2021/22 gegen den Abstieg in die Fußball-Kreisliga D kämpfte, hatten die Verantwortlichen im Sportpark West eine Mission. Mittelfristig sollte sich der Weststadt-Club nicht nur von Abstiegskämpfen fernhalten, es sollte gar viel weiter nach oben gehen: in die Kreisoberliga.
Dass die Blau-Weiß-Roten diesen Weg als A-Liga-Vizemeister in Rekordgeschwindigkeit abgeschlossen haben – es ist der dritte Aufstieg in Folge – war nicht zu erwarten. Gleich am ersten Spieltag der Saison unterlagen sie zu Hause 1:2 gegen den FV Hofheim. Eine Niederlage, die positive Wirkung entfaltete. „Das war ein Hallo-Wach-Moment“, sagt Trainer Paul McNally. Bereits zwei Wochen später empfing seine Mannschaft einen Favoriten auf die Meisterschaft: den TSV Aschbach. Und obwohl die Gastgeber bereits in der zwölften Minute in Rückstand gerieten, drehten sie das Spiel in der zweiten Halbzeit und feierten einen 3:1-Heimsieg.
Das FSG-Erfolgsteam
- Zum Bensheimer Aufstiegskader zählten; Tor: Niclas Runhaar, Vincent Lang.
 - Abwehr: Suhayd Jamaac Abidilaahi, Erdeniz Akdeniz, Janis Breuer, Ronnie Danso, Sirak Ghirmay, Finn Kappei, Jonas Klein, Patrick Kolleczek, Leon Obad, Pascal Quentin, Enver Reqica, Patrick Schmitt.
 - Mittelfeld: Marlon Danzberger, Elit Demi, Lamek Ghirmany, Marius Kifarkis, Firat Marankoz, Tom Müller, Bünyamin Özdemir, Alexander Quadt, Timo Quentin, Wowa Schelkunow, Abdirisak Ahmad Sodal.
 - Angriff: Marlon Happ, Jasko Huseinovic, Lucas Merk, Michael Pauls, Thomas Pisarski.
 - Trainerstab: Paul McNally (Cheftrainer), Elit Demi (spielender Co-Trainer), Holger Rettig (Torwarttrainer), Paul Guire, Michael Kreuzer (beide Athletiktrainer), Markus Münch (Physiotherapeut). maz
 
Dass die FSG nach Rückschlägen stets eine Antwort fand, ist für McNally ein Grund, wieso es mit dem Aufstieg geklappt hat. „Die Mannschaft hat immer wieder Charakter gezeigt“, sagt er. Zum Beispiel nach der 0:4-Pleite im Derby bei der TSV Auerbach II, die zu diesem Zeitpunkt gegen den Abstieg kämpfte. Doch bereits eine Woche später fand die FSG mit einem 4:2-Heimsieg gegen Mörlenbach zurück in die Spur. Nicht zuletzt wegen dieser Moral sagt McNally: „Es war eine perfekte Saison.“
Großen Anteil daran hat Torwart Niclas Runhaar, der mit seinen Glanzparaden seiner Mannschaft mehrfach den Sieg rettete. Auch Enver Reqica, der in der Winterpause vom FC Sportfreunde Heppenheim zurückkehrte, und Neuzugang Janis Breuer stabilisierten die Defensive und stärkten den Glauben an den Aufstieg.
Beim Saisonfinale alles andere als „völlig losgelöst“
Noch größer war der Glaube höchstens, wenn die FSG um Torschützenkönig Jasko Huseinovic mal wieder ein Tor schoss und Nachwuchs-DJ Luis Rettig „Major Tom“ von Peter Schilling aufdrehte. Dann agierte die FSG häufig, wie es im Lied beschrieben wird, „völlig losgelöst“. Vier Treffer bei Heimspielen waren keine Seltenheit in dieser Saison. Mit 91 Toren aus 30 Spielen stellt Bensheim die beste Offensive der Kreisliga A.
Nur im vielleicht wichtigsten Spiel des Jahres wirkte die FSG im Angriff zunächst gehemmt. Am letzten Spieltag gastierten die Blau-Weiß-Roten beim VfR Fehlheim II, den sie im Hinspiel zu Hause 4:0 besiegt hatten. Die Weststädter hatten den Aufstieg in der eigenen Hand und mussten gewinnen, um sicher vor dem punktgleichen TSV Aschbach auf Rang zwei zu bleiben, gegen den sie den direkten Vergleich gewonnen hatten. In den ersten 40 Minuten funktionierte nicht viel. Vorn agierte die FSG zu hektisch und spielte den letzten Pass nicht sauber. Auch in der Defensive war die McNally-Elf zu nervös und kassierte einen Foulelfmeter zum 0:1.
„Man hat gemerkt, dass Alex Quadt gefehlt hat“, sagt Abteilungsleiter Holger Rettig über den Ausfall seines Mittelfeldstrategen.
Doch dann kam der Moment von Patrick Kolleczek. Der FSG-Kapitän, der bereits in den beiden Jahren zuvor an den Aufstiegen maßgeblich beteiligt war, holte seine Mannschaft zu sich und redete ihr Mut zu. Eine Ansprache, die Wirkung zeigte. Zwei Minuten später war es Jasko Huseinovic, der den 1:1-Ausgleich erzielte, ehe er keine 60 Sekunden später für die 2:1-Führung sorgte und damit den Grundstein legte für den wichtigen 3:2-Sieg.
Für den Vereinsvorsitzenden Uwe Danzberger, dessen Sohn Marlon ebenfalls auf dem Platz stand, war es das „nervenaufreibendste Spiel“ der Karriere, wie er selbst sagt. Danzberger war bereits im Jahr 2002 Sportlicher Leiter, als die FSG ihre erfolgreichste Zeit hatte und in der Bezirksliga Süd spielte, der heutigen Kreisoberliga. Auch die jetzige sportliche Führung um Holger Rettig, Ingo Quentin (Jugendleiter) und Thorsten Schaffert (Trainer der zweiten Mannschaft) stand damals auf dem Platz.
Dass die FSG letztlich dem Druck standhielt und nun das erste Mal seit der Saison 2013/14 wieder in der Kreisoberliga spielt, ist für die Verantwortlichen die Erfüllung eines Traums. Sie haben ihren Heimatverein wieder zu alter Stärke geführt. Doch es muss nicht das Ende eines langen Weges sein: „Die Mission“, sagt Uwe Danzberger, „geht immer weiter.“
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