Bensheim. Lucie Kretzschmar war eine gefragte Frau nach dem Match am Samstag: Sie schrieb Autogramme auf T-Shirts, Trikots, Bälle oder ins Flames-Magazin und posierte für zahlreiche Handy-Fotos überwiegend mit jüngeren Handball-Fans. Die 22-Jährige erwarb sich beim 36:27 (18:14)-Sieg der HSG Bensheim/Auerbach über den SV Union Halle-Neustadt mit ihrem Auftritt den Titel „Spielerin des Tages“ – eine Auszeichnung, die sie nach dem Ende der Bundesliga-Partie in der Weststadthalle „offiziell“ von den Flames-Fans verliehen bekam.
Mit sieben Treffern avancierte die Rückraumakteurin zur besten Torschützin der HSG. Zudem füllte sie in der 5:1-Abwehr auf vorgezogener Position eine wichtige Rolle aus. Sie brachte die Union-Angriffe mit ihrer Reichweite und ihrem Gespür für den nächsten Pass des Gegners immer wieder aus dem Rhythmus und angelte sich einige Bälle, die zu leichten Gegenstoßtoren für die Flames führten.
Mit Kretzschmar geht’s nach oben
Die effektive Deckungsarbeit der Bensheimerinnen bereitete den Boden für den souveränen Heimerfolg über den Vorletzten aus Sachsen-Anhalt. Heike Ahlgrimm, in der Regel zurückhaltend mit dem Herausstellen von Individualleistungen, erklärte den starken Auftritt ihrer Mannschaft in der Defensive zum Verdienst des Kollektivs. „Das geht nur im Verbund“, sagte die Flames-Trainerin und schob ein Extra-Lob nach. „Lucie hat das sehr gut gemacht.“
Im Sommer war Lucie Kretzschmar von der Sport-Union Neckarsulm an die Bergstraße gewechselt. Die bisherigen Auftritte der Lehramtsstudentin für die HSG waren geprägt von Höhen und Tiefen. Vor allem in der Offensive schöpfte die Rückraumakteurin ihr Potenzial zu selten voll aus. Seit Jahresbeginn geht die Formkurve bei ihr deutlich nach oben.
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„Ich hatte einige Probleme“, erklärte sie nach dem Autogramm- und Foto-Marathon rückblickend ihre Leistungsschwankungen. Probleme, die außerhalb des Sports lagen, wie sie sagt. Man sei zwar in der Bundesliga und arbeite unter ziemlich professionellen Bedingungen, aber außersportliche Dinge könnten nicht immer abgeschüttelt werden auf dem Feld. „Das sollte zwar nicht sein, ist aber manchmal eben doch so.“
Die Unterstützung der Trainerin und des Teams hätten ihr geholfen, rauszukommen aus dem sportlichen Tal. „Ich habe die ganz Zeit gewusst und gespürt, dass Heike und die Mädels hinter mir stehen und ich immer wieder meine Chance erhalte.“
Dass die Flames in den vergangenen Begegnungen verstärkt auf die 5:1-Variante in der Deckung zurückgriffen, habe ebenfalls zu ihrem Formanstieg beigetragen. Auf der vorgezogenen Position war Lucie beim Auswärtssieg in Leverkusen als auch beim Erfolg über die Wildcats ein wesentliches Element im Abwehrkonzept der HSG.
„Das hat mir Selbstvertrauen gegeben.“ Das Selbstbewusstsein, das man sich durch eine gelungene Abwehraktion hole, nehme man mit in den nächsten Angriff. Diese Aussage bestätigte sich in der deutlich verbesserten Abschlussquote der „Halblinken“, die gegen Halle-Neustadt sieben ihrer neun Versuche verwandelte.
Übertroffen wurde Lucie in dieser Statistik von den beiden Kreisspielerinnen Isabell Hurst (6) und Dionne Visser (3) sowie Myrthe Schoenaker (2), die jeweils alle ihre Würfe im Netz unterbrachten. Die neun Tore von „Isi“ und „Dio“ vom Kreis verdeutlichten die Flexibilität der Flames im Angriffsspiel, das von Sarah van Gulik und Lisa Friedberger gesteuert wurde. „36 Tore muss man erst mal machen“, zeigte sich Heike Ahlgrimm sehr zufrieden mit ihrer Offensive.
In der Anfangsphase des Duells sah es kurzzeitig so aus, als würden die Gastgeberinnen ihre Konsequenz im Abschluss verlieren. Wildcats-Torhüterin Anica Gudelj, die Keeperin mit den meisten Paraden in der Liga, hielt mehrere freie Würfe in Folge. Heike Ahlgrimm hatte die Zahlen dazu parat: acht Fehlwürfe in den ersten 13 Minuten. „Das war zu viel.“ Nach einer Auszeit fand der Tabellenachte offensiv wieder zurück in die Spur. In den 17 Minuten bis zur Pause waren es nur noch drei Fehlversuche, in der gesamten zweiten Halbzeit fünf. „Das war absolut okay.“ Besonders hervor hob Heike Ahlgrimm zudem die Atmosphäre in der mit 900 Zuschauern gut besuchten Weststadthalle. „Das hat uns enorm geholfen und uns durch das Spiel getragen.“
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