Reportage

Die Arbeit des Tennis-Platzwarts beginnt um 7 Uhr

Auf einer großen Anlage wie beim TCO Lorsch gibt es auch abseits des Spielbetriebs viel zu tun. Ziegelmehl sorgt für die klassische rote Farbe.

Von 
Marvin Zubrod
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Die Arbeiten auf einer großen Tennisanlage wie beim TCO Lorsch drehen sich nicht nur um den Spielbetrieb: Platzwart Willi Ströbel schneidet die Hecken. © Thomas Neu

Lorsch. Das Thermometer in der Klosterstadt kratzt bereits an der 30-Grad-Marke. An sportliche Aktivitäten ist auf dem Gelände des Tennisclubs Olympia (TCO) Lorsch an diesem Dienstagmorgen nicht zu denken – eigentlich. Denn Hans Rodenheber und Willi Ströbel sind schon seit Stunden auf den Beinen. Die Platzwarte des Vereins beginnen ihren Dienst bereits zwischen 7 und 8 Uhr, um den rund 400 Mitgliedern des Tennisclubs optimale Trainingsbedingungen zu ermöglichen.

Zwar geht es von September bis April in die Halle, die Arbeit auf dem 20 000 Quadratmeter großen Gelände sei allerdings ein ganzjähriges Unterfangen, erklärt Rodenheber. Bereits im März beginnt der TCO mit der Vorbereitung für die Sommersaison. „Frühjahrsinstandsetzung“ nennen das die Experten.

Eine immer wiederkehrende Aufgabe auf einer Tennisanlage: TCO-Platzwart Hans Rodenheber zieht mehrmals am Tag die Felder ab. © Thomas Neu

Einer dieser Fachleute ist Hartmut Haury. Das Vorstandsmitglied für den Bereich Technik kennt sämtliche Vorgänge auf der Anlage in- und auswendig. In dieser Hinsicht macht er auch darauf aufmerksam, dass die Basis für die Frühjahrsinstandsetzung schon vor der Winterpause gelegt werde. Dann entfernt der Platzwart Netze, Pfosten und Bänke, um den Untergrund auf die frostigen Monate vorzubereiten.

Durch die kalten Temperaturen verliert die oberste Schicht des Platzes die Bindung zum Unterbelag. Daher wird zunächst das alte Material, also die oberste Schicht, abgetragen. Hierbei wird der Lorscher Tennisclub von einer externen Firma unterstützt. Denn Fehler wollen sich die Verantwortlichen nicht erlauben, wenn an den Spieltagen die Mannschaften des TCO um Siege kämpfen.

Platzwart Willi Ströbel hat für die vielfältigen Arbeiten auf der Anlage des TCO Lorsch eine voll eingerichtete Werkstatt; rechts checkt er die Beleuchtung in der vereinseigenen Halle. © Thomas Neu

Nachdem die oberste Schicht abgetragen ist, wird der Untergrund mit neuem Material aufgefüllt. Mit Ziegelmehl, dessen rote Farbe dem Sandplatz sein charakteristisches Aussehen verleiht. Anschließend bewässert die Firma den Belag, bevor dieser mittels einer Walze verdichtet wird. „Dann beginnt unsere eigentliche Arbeit“, erklärt Rodenheber, dessen Aufgabe es nun ist, die Anlage gemeinsam mit Ströbel in Schuss zu halten.

Mit welcher Detailversessenheit sich das Trio um Haury der Platzpflege widmet, wird beim Gespräch deutlich. Wie viel Oberfläche ungefähr bei der Frühjahrsinstandsetzung abgetragen werde, möchte der Reporter dieser Zeitung wissen. Man kann sich allerdings nach intensiver Diskussion auf keine gemeinsame Millimeterzahl einigen. Sicher ist nur, dass sich der Lorscher Tennisclub akribisches Arbeiten auf die Fahnen geschrieben hat.

Fast eine Stunde lang führen die Verantwortlichen Fotograf und Berichterstatter über das Gelände. Angefangen beim Besuch in der Werkstatt – „hier gibt es alles, was man braucht“ (Haury) –, über die Begutachtung der Bewässerungsanlagen bis hin zu Boule-Bahn und Beachvolleyball-Feld lässt das Trio keine Attraktion der Anlage aus.

,lsp Tennis Feature, was alles auf einer Tennisanlage los ist und zu tun ist. Mit Platzwart Willi Ströbel , hier in der Tennishalle, Bild: Thomas Neu © Thomas Neu

Besonders stolz ist man beim Club auf die drei Hallenplätze. Das sei ein Alleinstellungsmerkmal in der Region, lobt Rodenheber, der selbst als Tennisspieler aktiv ist. Andere Vereine hätten entweder gar keine Indoor-Anlage oder lediglich eine Traglufthalle, die jedes Jahr neu aufgebaut werden müsse.

Wenn die Sommer-Saison im September endet, herrscht drinnen Hochbetrieb. Wer einen der begehrten Plätze ergattern möchte, muss sich zunächst über ein Online-System anmelden, ebenso wie inzwischen auch bei den Plätzen im Freien. Das sei zwar unbürokratischer, erläutert Haury, aber dadurch sehe man die Mitglieder noch seltener. Früher habe man sich noch an einer Tafel eingetragen und die Wartezeit in der Schlange zum gemütlichen Plausch verwendet. Doch die Zeiten haben sich geändert.

Zurück zu den Sandplätzen. Zwar ist es in der Halle temperaturtechnisch deutlich angenehmer, aber einem echten Tennis-Fan macht die Hitze nicht zu schaffen. Diesen Eindruck bekommt man jedenfalls beim Blick über die zehn Plätze. Zwar ist der Betrieb um 11 Uhr am Vormittag noch überschaubar (die meisten Mitglieder kämen erst gegen Abend), doch einige Sportler befinden sich schon mitten in einer Übungseinheit. Er bewundere die Trainer, wie viele Stunden diese bei solchen Temperaturen auf dem Platz stünden, sagt Haury.

Der Herr über 60 „Regner“

Nach jedem Match muss der Boden bewässert werden. Rund 600 Liter Wasser werden hierfür pro Spielfeld aufgewendet. Ein solcher Vorgang dauere „etwa zehn Minuten“, betont das Vorstandsmitglied. Denn der exakte Zeitverlauf hängt wiederum von den Platzbegebenheiten ab.

Konstant ist hingegen die Zahl der „Regner“, also jener Geräte, welche den Untergrund mit Wasser berieseln. Sechs Regner, vier an den Seiten, sowie zwei an den Grundlinien, befinden sich auf jedem Platz. Folglich verfügt der TCO über 60 Bewässerungsanlagen. Und sollte mal etwas nicht funktionieren, ist Willi Ströbel mit seinem Werkzeugkoffer stets zur Stelle. Ungefähr 80 Regner hat der Platzwart seit Anfang Mai bereits repariert oder gereinigt. Doch die anhaltende Trockenheit macht sich trotz intensiver Pflege bemerkbar. Obwohl die Plätze zweimal pro Nacht bewässert werden – das funktioniert automatisch –, sei der Untergrund etwas zu staubig, stellt Willi Ströbel mit Blick auf Platz eins fest.

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Alles andere als staubig sind die Hecken und Bäume, deren sattes Grün die Anlage umgibt. Im Mittelpunkt steht dabei die Hainbuche. Diese muss zwar regelmäßig zurückgeschnitten werden, dafür sei sie „wunderschön“, schwärmt Rodenheber, der viel Zeit damit verbringt, die zahlreichen Blätter von den Plätzen zu entfernen. „Darauf lege ich großen Wert“, betont der Tennis-Spieler mit Blick auf seine eigenen Erfahrungen.

Gute Voraussetzungen, wenn die besten Mannschaften des TCO an diesem Wochenende um die Meisterschaft in ihren Ligen spielen. Denn für den Traum vom Sieg darf nichts dem Zufall überlassen werden. Dafür wird das Lorscher Erfolgstrio gesorgt haben.

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