Bensheim. Es war eine bunt gemischte Truppe, die sich da kürzlich auf dem Übungsrasen des Bensheimer Weiherhausstadions tummelte. Männer und Frau spielten in einem auf den ersten Blick doch eher unorthodoxen Laufstil mit dem Fußball – und wenn sie ein Merkmal gemeinsam hatten, dann war es die Tatsache, dass alle älter als 50 Jahre waren.
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Wenn man genauer hinschaute, dann sah man, dass da der Vize-Präsident der TSV Auerbach, Horst Knop, gemeinsam mit TSV-Vizepräsidentin Irene Wimmer, Bernd Lützkendorf vom TSV-Fußballabteilungsvorstand sowie die Auerbacher AH-Fußballer Ronny Hauptmann und Erol Turan sich gemeinsam mit anderen Sportsfreunden im Gehfußball versuchten – und zwischendrin tummelte sich mit Reiner Held noch der Bergsträßer Kreisfußballwart.
Gehfußball – was ist das? Ganz einfach gesagt ist es eine Fußballvariante, bei der Rennen und Grätschen verboten sind sowie eine von der FIFA anerkannte Variante des Fußballspiels ist. Erfunden wurde Gehfußball (Walking Football) im Jahr 2011 in England. In Deutschland befindet sich die Sportart inzwischen auf dem Vormarsch und der Hessische Fußball-Verband möchte damit ehemalige Aktive für ihre Sportart zurückgewinnen. „Fußball im Gehen ist eine Möglichkeit für Menschen, denen die übliche Form mit zu viel Schnelligkeit, Körpereinsatz, Belastung und Verletzungsrisiko verbunden ist. Sie bietet sich an für Neu- und Wiedereinsteiger mit körperlichen Einschränkungen“, erklärt dazu der HFV. Doch man richtet sich bewusst nicht nur an ehemalige Fußballer oder Männer, man möchte bewusst auch Frauen miteinbeziehen.
Solch eine neue Variante ist natürlich auch mit einem eigenen Regelwerk verbunden. Damit dieses den anwesenden Interessenten in Auerbach auch präsent ist, hatte Reiner Held mit Werner Abraham den offiziellen Gehfußballbeauftragten des HFV mitgebracht. Die beiden ziehen seit 2022 gemeinsam durch Hessen, betreiben Werbung für Gehfußball und erklären die Regeln.
Es wird ohne Abseits und ohne Torwart gespielt
Gespielt wird Gehfußball normalerweise in vier Vierteln zu je 15 Minuten und es stehen sich jeweils sechs Spieler pro Team gegenüber. Einen Torwart gibt es nicht. Das Feld ist genau abgesteckt (42 mal 21 Meter) und es wird ohne Abseits auf kleinere Tore (1 Meter hoch, 3 Meter breit) gespielt. Vor den Toren ist ein Halbkreis markiert, der nicht betreten werden darf – vergleichbar wie beim Handball.
Die wichtigste Einschränkung beim Spiel lautet: Rennen - egal, ob mit oder ohne Ball - ist verboten. Ein Fuß muss stets den Boden berühren – und so bewegen sich die Spieler auf dem Feld ähnlich wie die Geher in der Leichtathletik. Grundsätzlich ist dadurch ein permanentes und ein sehr schnelles Gehen angesagt. Wer es ausprobiert, merkt schnell, dass dabei, je nachdem, wie viel Tempo man macht, der Puls schnell höher schlägt. Der Ball muss stets flach gehalten werden, was bedeutet, dass er nicht höher als ein Meter über dem Boden gespielt werden darf. Kopfbälle sind grundsätzlich verboten.
„Anfangs hört man immer mal Skepsis, hier und da auch mal einen provokanten Spruch. Aber wer Gehfußball ausprobiert hat, ist danach oft nicht mehr zu bremsen“, berichtet Werner Abraham und wird dabei gleich von Lothar Filbert bestätigt. Der Fußballer der SG Gronau, der dort noch bei den Alten Herren aktiv ist, war eigentlich im Weiherhausstadion, um seinem Sohn Mathis bei einem Fußballspiel zuzuschauen. Da es bis zum Anpfiff für die D-Jugend des JFV Bensheim/Auerbach aber noch etwas Zeit war, entschloss er sich in Freizeitklamotten den Gehfußballern anzuschließen und war begeistert.
„Das hat richtig Spaß gemacht und man betreibt dabei echten Sport, auch wenn es von außen vielleicht nicht diesen Eindruck vermittelt. Klar, fällt es einem Fußballer erst einmal schwer, einem Ball nicht hinterherrennen zu dürfen und im Gehmodus bleiben zu müssen, doch daran gewöhnt man sich schnell. Man muss in jedem Fall ständig in Bewegung und anspielbar sein, dabei muss der Ball aber auch gepasst werden. Mit dem Ball am Fuß zu laufen, bringt nicht viel. Ich sehe den Gehfußball in jedem Ball als eine echte Variante für mich und würde ihn mit einem schnellen und sportlichen Wandern vergleichen“, zog Filbert ein rundum positives Fazit. net
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