Handball

Explosion der Emotionen zum EM-Auftakt

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der Heim-EM einen Start nach Maß hingelegt. Vor 53.586 Fans im Düsseldorfer Fußballstadion bezwang die DHB-Auswahl die Schweiz mit 27:14. Ein Spieler überragte

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Marc Stevermüer
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Erfolgsgarant: Deutschlands Torwart Andreas Wolff war von der Schweiz kaum zu bezwingen. © Tom Weller/dpa

Düsseldorf. Was für eine Begeisterung, was für ein Spiel, was für ein Traumstart: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist mit einem mitreißenden 27:14 (13:8)-Sieg über die Schweiz und entsprechend mit einem Ausrufezeichen in die Heim-EM gestartet. 53 586 Fans sorgten im Düsseldorfer Fußballstadion für einen Zuschauer-Weltrekord bei einer Handballpartie - und die deutsche Mannschaft nach einer stimmungsvollen Eröffnungsfeier für einen unvergesslichen Abend.

Bei Auftakt von Handball-EM: Torwart Wolff überragt

Am Sonntag (20.30 Uhr/live im ZDF) trifft die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in Berlin auf Nordmazedonien, am Dienstag (20.30 Uhr/live in der ARD) folgt ebenfalls in der Hauptstadt das Duell mit Olympiasieger Frankreich. „Die Jungs haben sich in der zweiten Halbzeit in einen Rausch gespielt, die Abwehr war überragend. Ich bin sehr erleichtert, dass die Mannschaft in solch einem wichtigen Spiel solch eine Leistung abgerufen hat“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason am Mikrofon des ZDF.

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Schon den ganzen Tag über strömten die deutschen Anhänger in die Düsseldorfer Altstadt und brachten sich dort in den vielen Brauhäusern in eine angenehme Feierlaune, 3000 Schweizer machten sich gar mit einem Fanmarsch auf den Weg in Richtung Stadion - wo schwarz-rot-goldene Fahnen und Trikots natürlich dominierten.

Beflügelt vom Publikum starteten die Deutschen gut in die Partie. Sogar sehr gut. Die Unterstützung von den Rängen ließ der DHB-Auswahl das Adrenalin einschießen, vor allem beim überragenden Torwart Andreas Wolff. Seine Paraden zu Spielbeginn verlieh den Kollegen Selbstvertrauen, das vor einem Turnier nie ganz ausgeprägt sein kann. Vielmehr hat solch ein Auftaktspiel ja stets etwas von einem ersten Schultag nach den Sommerferien. Fast alle freuen sich ein bisschen und sind guter Dinge, doch hier und da gibt es auch ein bisschen Unsicherheit. Man weiß nie so ganz genau, was da jetzt kommt. Oder wie man im Sportler-Deutsch sagt: Man weiß nie so genau, wo man steht. Das wussten die Deutschen diesmal aber sehr schnell.

Gegen deutsche Handball-Nationalmannschaft gibt es kein Durchkommen

In den Anfangsminuten gingen sie zwar noch ein wenig zu nachlässig mit ihren Möglichkeiten um, der Weg zu einem größeren Vorsprung war dank Wolff eigentlich schon beim 4:3 (11.) geebnet. Dann aber zog der entfesselt aufspielende Europameister von 2016 tatsächlich davon. Im Mittelblock wirkten Johannes Golla und Julian Köster in jedem Zweikampf so glücklich, als wäre ihnen gerade ein Weihnachtswunsch erfüllt worden. Die im Angriff schnell verzweifelnden Schweizer versuchten es früh mit dem siebten Feldspieler, doch auch das brachte keinen Erfolg. Es gab einfach kein Durchkommen.

Beeindruckende Kulisse: 53 586 Fans sorgten im Düsseldorfer Fußballstadion nicht nur für einen Zuschauer-Weltrekord bei einer Handballpartie, sondern auch für eine prächtige Stimmung. © Tom Weller/dpa

Golla eroberte leidenschaftlich kämpfend in der Abwehr den Ball - und Bundestrainer Gislason bejubelte selbst diese kleine Szene an der Linie frenetisch. Mit geballten Fäusten. Und ausgestreckten Armen. So kennt man den kühlen Isländer eigentlich nicht. Timo Kastening traf anschließend zum 7:3 (15.), wieder gewann danach Kapitän Golla den Ball. Im Gegenstoß besorgte Lukas Mertens das 8:3 (17.), was zu einer Explosion der Emotionen auf den Rängen führte. So schön, so schnell, so einfach kann Handball sein. Keine Frage: In diesen wenigen Sekunden bündelte sich die ganze Überlegenheit der deutschen Mannschaft, aus der ein Mann in der ersten Halbzeit herausragte: Teufelskerl Wolff, der bis zum Seitenwechsel auf acht Paraden und eine Fangquote von 53 Prozent kam.

Am Sonntag geht es weiter

Nach dem 13:8 zur Pause bauten die Deutschen ihren Vorsprung aus. Zwar nicht mehr so rasend schnell wie zu Beginn der Partie, aber eben doch Tor um Tor. Bundestrainer Gislason hatte gewechselt, im Angriff spielte nun Sebastian Heymann. Und der wurfgewaltige Rechtshänder, der im Sommer zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt, traf sofort zum 16:10 (40.). Danach zog die DHB-Auswahl sogar auf 22:10 (50.) davon.

Zwar gelang längst nicht mehr alles, aber die Abwehrarbeit stimmte. Weshalb feststeht: Der Auftakt in Düsseldorf machte Lust auf mehr. Er war wie ein Cliffhanger am Ende einer Krimi-Serie. Man ist schon gespannt, was als nächstes passiert. Das Gute: Bereits am Sonntag geht es weiter.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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