Mannheim/Frankfurt. Wer die Fußball-Europameisterschaft live in einem der Stadien erleben will, musste Leidensfähigkeit mitbringen. Entweder im Geldbeutel, bei Kartenpreisen bis zu 800 Euro. Oder in Form von fast buddhahaftem Gleichmut, wem die Warteschleife der UEFA-Ticket-Seite die aussichtslose Position 521 387 anzeigte. Viele, wenn nicht die meisten Fans, gingen leer aus.
Wir Medienschaffenden sind verglichen damit natürlich in einer vergleichsweise privilegierten Lage. Ich bitte deshalb vorsorglich, von erzürnten Leserbriefen abzusehen.
Das heißt aber nicht, dass es für uns ein Kinderspiel wäre, an Akkreditierungen für die Spiele der Heim-EM zu kommen. Verzweifelte Kollegen fragten in den vergangenen Wochen telefonisch regelmäßig nach einem Kompass für das berüchtigte Medienportal der UEFA. Und selbst wenn alles glatt gegangen zu sein schien mit der Zulassung zum Turnierpass, tauchten immer wieder neue überraschende Fallstricke auf.
Kleiner Fehler bei der Personalausweisnummer - schon schaltet die Ampel um
Abholen müssen Journalisten ihre EM-Berechtigung in einem der acht Akkreditierungscenter, direkt an den Stadien gelegen. In meinem Fall Frankfurt, die Wintersporthalle neben dem Stimmungstempel der Eintracht. Die polizeiliche Sicherheitsüberprüfung ging noch flott über die Bühne – wer ein tadelloses Führungszeugnis sein Eigen nennt und sich nicht nur im Straßenverkehr stets vorbildlich an alle Regeln hält, ist in diesem Fall selbstverständlich klar im Vorteil.
Problematischer wurde es allerdings bei der folgenden Ausgabe des Turnierpasses. In den Akkreditierungsunterlagen war mir bei der Eingabe meiner Personalausweisnummer ein Buchstabendreher unterlaufen – die UEFA-Ampel schaltete von Grün auf Gelb. Dumm.
Statt schnell verrichteter Dinge wieder nach Hause zu fahren, wartete ein Termin am „Help Desk“ auf mich. Ein flaues Gefühl machte sich breit. Zum Glück waren die freiwilligen Helfer – Neudeutsch „Volunteers“ – jedoch supernett und gaben sich alle Mühe, das kleine Problemchen zeitnah zu lösen.
Ich wäre beileibe kein Einzelfall, sagten sie mir, es gebe vor allem Schwierigkeiten mit Medienvertretern aus Skandinavien oder vom Balkan, deren Namen ungewöhnliche Sonderzeichen beinhalten. Und mit Journalisten, die beim Akkreditierungsantrag vergessen hätten, ihre zusätzlichen Vornamen einzutragen. Da war ich kurz froh, nicht Alexander Matt-Eagle Solarfried Müller zu heißen.
Jedenfalls. Nach kurzer Rücksprache mit der UEFA-Zentrale schaltete meine persönliche Ampel wieder auf Grün und ich bekam den wertvollen EM-Umhänger ausgehändigt. Jetzt kann es wirklich losgehen – ich freue mich auf das Turnier!
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