Viernheim. Die Feierlichkeiten in der Silvesternacht, die rund um den Apostelplatz in Viernheim aus den Fugen geraten sind, haben erste Konsequenzen. Wie bereits in der Dienstag-Ausgabe des „Südhessen Morgen“ berichtet, schlagen Bürgermeister Matthias Baaß und sein Stellvertreter, der Erste Stadtrat Jörg Scheidel, vor, in der Innenstadt eine Böllerverbotszone einzurichten. „Das wollen wir dem Magistrat schon in der nächsten Sitzung am kommenden Montag vorschlagen“, sagte Baaß auf Anfrage dieser Redaktion.
In der Silvesternacht war vor allem der Apostelplatz ein Schwerpunkt fragwürdiger „Feierlichkeiten“. Hier hatten nach Berichten der Feuerwehr und auch von Augenzeugen überwiegend jugendliche Gruppen unter anderem Einsatzkräfte gezielt mit Feuerwerkskörpern beschossen und wohl bewusst mehrere größere Feuer entzündet. In der Bewertung der Ereignisse waren sich Feuerwehr und Polizei zwei Tage nach dem Jahreswechsel noch nicht ganz einig. Während die Polizei von einer eher unübersichtlichen Lage sprach und keine konkreten Anhaltspunkte für Ermittlungen sah, wertete die Feuerwehr mehrere Handlungen von Anwesenden als Angriff.
Noch ist freilich nicht klar, auf welche Bereiche in der Innenstadt sich eine solche Verbotszone erstrecken könnte. Schließlich wolle man ja auch nicht erreichen, dass sich die Tumulte verlagern und einfach auf einem anderen Platz in Viernheim stattfinden. Dort könnte die Feuerwehr beim Einsatz dann erneut das Ziel von Feuerwerkskörpern sein. Jedoch wollen Baaß und Scheidel mit der Entscheidung im Magistrat einen Grundsatzbeschluss fassen, nicht zuletzt um auch schnell ein Zeichen zu setzen. „Damit möchten wir eindeutig festlegen, was dort nicht erlaubt ist, und wir werden dies zusammen mit der Polizei auch durchsetzen, sollte dies nötig sein“, formulierte Baaß unmissverständlich in einer Pressemitteilung.
Als Ordnungsdezernent hatte sich der Viernheimer Bürgermeister vom früheren Pressesprecher der Stadt, Hermann Wunderle, dessen detaillierten Bericht einer ausgesprochen unruhigen Silvesternacht schicken lassen. Der „Südhessen Morgen“ hatte Wunderles minuziöse Schilderung der Ereignisse im Wortlaut abgedruckt. Auch Wunderle beobachtete, dass die Feuerwehr nach ihrer Ankunft auf dem Apostelplatz sofort und ganz offensichtlich ins Visier genommen worden sei. Baaß leitete den Bericht an die Polizei weiter. Schließlich könnten die Beschreibungen einen Ansatz für die Strafverfolgung bieten. Denn ein gezielter Angriff auf Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern sei eine Straftat, macht Baaß deutlich, dass es sich keineswegs um Dumme-Jungen-Streiche handelt.
Er habe auch mit dem stellvertretenden Stadtbrandinspektor gesprochen, der in der Silvesternacht als Einsatzleiter vor Ort war. Der habe dem Bürgermeister nochmals bestätigt, dass sich die Einsatzkräfte eindeutig bedroht gefühlt hätten. Mehrere junge Leute aus einer größeren Gruppe heraus hätten sich auf die direkte Ansprache der Feuerwehr zwar entschuldigt, aber letztlich die Angriffe auch geduldet. Der Einsatzleiter habe auch nicht den Eindruck gehabt, dass der Angriff eine spontane Eskalation der Feiernden gewesen sei. „Sein Eindruck war, dass die Aktion geplant war“, berichtet Baaß von dem Gespräch.
Auf die jungen Leute zugehen und mit ihnen sprechen
Unabhängig von einer möglichen Strafverfolgung sieht Matthias Baaß allerdings auch die Notwendigkeit, auf die jungen Leute zuzugehen und auf sie einzuwirken, dass sie künftig solche Taten unterlassen. „Das wäre schon Sache der Stadt“, sieht Baaß die Verwaltung in der Pflicht. Aber dazu müsse man die Personen erst einmal identifiziert haben, schildert er die problematische Ausgangslage. Man wisse ja schließlich noch nicht, ob es sich um junge Leute aus Viernheim oder aus der Umgebung gehandelt habe.
Baaß und Scheidel danken auf jeden Fall ausdrücklich den Einsatzkräften von Feuerwehr und Polizei für ihr Einschreiten. „Feiern an Silvester ist jederzeit möglich und in Ordnung, aber nicht so“, formulieren der Bürgermeister und sein Stellvertreter in der Pressemitteilung. Menschen müssten den Apostelplatz in Sicherheit überqueren können – auch an Silvester.
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