Unterstützung

"Umsteiger" unterstützen sich gegenseitig bei Depressionen

Seit zehn Jahren gibt es die Selbsthilfegruppe. Mitglieder helfen sich selbst und Menschen, die sich mit ihrer Erkrankung alleingelassen fühlen.

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jr/ü
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Die Depressions-Selbsthilfegruppe „Die Umsteiger“ geht auf eine Initiative ehemaliger Vitos-Patienten zurück. © Jürgen Reinhardt

Heppenheim. Seit zehn Jahren gibt es „Die Umsteiger“, eine Selbsthilfegruppe bei Depressionen, angesiedelt im Caritasverband Heppenheim. 15 von der schweren Krankheit betroffene Personen im Alter von 34 bis 74 Jahren treffen sich an jedem ersten Freitag im Monat im Bensheimer Weg 16 zum Erfahrungsaustausch und zum Austausch von Informationen, nicht zuletzt aber, um sich gegenseitig zu stützen und Mut zu machen. Gegründet wurde die Gruppe von Menschen, die sich als Patienten der Vitos-Klinik kennen- und schätzengelernt hatten und auch nach dem Verlassen des Psychiatrischen Krankenhauses den Kontakt aufrechterhalten wollten.

Jeder Mensch kennt Phasen im Leben, in denen alles grau in grau erscheint, man „deprimiert“ ist. Depression wird oft als Begriff gebraucht, um alltägliche Schwankungen des persönlichen Befindens zu beschreiben. Aber eine Depression im medizinischen Sinne ist etwas anderes als eine vorübergehende Phase der Niedergeschlagenheit und Unlust oder ein Stimmungstief, sie ist eine ernste Erkrankung. Es gibt gute und effektive Möglichkeiten der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung, aber trotzdem fühlen Betroffene sich oft alleingelassen.

Ein Schutzraum hat lange gefehlt

Hier kommt die Selbsthilfegruppe zum Zug, deren Mitglieder, die sich und ihre Probleme ja aus Vitus-Aufenthalten bereits gut kannten, anfangs unter sich blieben. „Und wir haben uns wahnsinnig toll untereinander geholfen“, so Dirk Müller, der die „Die Umsteiger“ nach außen vertritt. Selbst nachts oder zu Zeiten, in denen professionelle Helfer nicht zur Verfügung stehen, gab es Gesprächspartner, „die einfach nur zuhörten“ oder als Besucher in die Klinik kamen, um Patienten in ihrer Not zur Seite zu stehen.

Und dies auch zehn Jahre später tun. Was der Gruppe aber lange fehlte, war ein „Schutzraum“, in dem man sich ungestört treffen und austauschen konnte. Hier kam die Caritas ins Spiel, die über die notwendigen Räume verfügte und für eine weitere Selbsthilfegruppe offen war. Was wiederum zur Folge hatte, dass auch „Die Umsteiger“ sich für andere, von Depression betroffene Menschen öffneten – zumal der eine oder die andere aus der Anfangsgruppe irgendwann das Gefühl hatte, es „allein zu schaffen“ und damit Platz für neue „Umsteiger“ machte.

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Julia Wetzel
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Hier können sie von den Erfahrungen der langjährigen Gruppenmitglieder und einem in den vergangenen zehn Jahren entstandenen Netzwerk profitieren. Denn gerade im Bereich psychischer Erkrankungen fehlt es oft genug an Ansprechpartnern, an Fachärzten, an Therapeuten. Bei den „Umsteigern“ erfährt man dann, an wen man sich wenden kann, und manchmal auch, wo „gerade mal was frei ist“. Vielfältige Erfahrungen gibt es jedoch nicht nur im medizinischen Bereich – auch beim Umgang mit Krankenkassen, Rentenversicherungen oder Behörden kann die Gruppe weiterhelfen.

„Wahnsinnig viele Anfragen“

Dass sie auch bei der Kontaktaufnahme von der Caritas unterstützt werden, hebt Dirk Müller besonders hervor, denn: „Wir haben wahnsinnig viele Anfragen“, manchmal müsste man die Betroffenen deshalb vertrösten. Ist der Kontakt hergestellt, übernimmt der 58-Jährige das Erstgespräch, vor allem, um zu sehen, ob die Interessenten zur Gruppe „sehr kreativer Menschen“ (Müller) passen.

Wer Kontakt aufnehmen will, kann dies über den Caritasverband Heppenheim, Bensheimer Weg 16 (Telefon 06252-990130, Fax 06252-990131) tun.

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