Region. Die Tierheime im Odenwald und an der Bergstraße beginnen das neue Jahr so, wie sie das Alte verlassen haben – mit vollen Zwingern und noch volleren Zimmern. Auch in diesem Jahr werden sie wieder alles geben, um ihren Schützlingen ein liebevolles Zuhause zu vermitteln. Die Redaktion hat nachgefragt und wollte wissen, wie sie die Zeit der Feiertage und den Start in das neue Jahr erlebt haben.
Der eine oder andere hatte auch in diesem Jahr ein Tier als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum. Dass diese nicht aus den Tierheimen der Region kommen, da ist sich Stefanie Wiese von der Tierschutzinitiative Odenwald sicher: „Wir hatten während der Feiertage Anfragen für Tiere und manche waren bestimmt auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk, aber wir klären immer im Vorab, für welchen Zweck die Tiere gekauft werden.“
Katrin Hassanin, Vereinsvorsitzende des Heppenheimer Tierheims, ist sich sicher, bei ihnen kam es gar nicht zu solchen Anfragen. „Ich denke, die meisten Leute haben mittlerweile verstanden, dass sie für Weihnachtsgeschenke nicht im Tierheim anrufen brauchen.“
Diese Meinung teilt auch Giovanni Giannachi, Mitarbeiter des Weinheimer Tierheims. „Die Menschen kaufen ihre Tiere nicht mehr bei uns, weil sie wissen, dass die meisten Vermittlungsstellen sich gar nicht auf kurzfristige Käufe einlassen. Leider werden die Tiere dann aber an anderer Stelle gekauft.“
Um sich und ihre Tiere vor einem möglichen Weihnachtsansturm zu schützen, richten viele Tierheime vorab eine Vermittlungssperre ein – auch das Tierheim in Weinheim. „Bei uns gab es ab dem 15. Dezember einen Vermittlungsstopp, der bis ins neue Jahr ging. Wir sind uns sicher, dass potenzielle Käufer auch nach den Feiertagen anrufen würden, wenn sie wirkliches Interesse hätten.“ Nur in Ausnahmen werden laut Giannachi Tiere zwischen den Jahren vermittelt. „Das kann zum Beispiel ein Paar sein, das schon ein Tier von uns hat, da würden wir eine Ausnahme machen.“
In Heppenheim gab es während der Feiertage kein generelles Verbot. Besuche waren im Tierheim laut der Vereinsvorsitzenden möglich, die Tiere blieben aber noch bis nach Silvester in ihrem Zuhause. „Den Stress wollten wir ihnen nicht antun.“
Auch im Odenwald konnten Tiere zwischen den Jahren vermittelt werden. Laut Wiese wird hier von Fall zu Fall entschieden, ob ein Tier während der Feiertage vermittelt oder das Ganze ins neue Jahr verschoben wird. „Wenn ich jetzt eine Familie mit einem nierenkranken Kater habe, der vor kurzem verstorben ist, und sich die Familie einen neuen wünscht, dann wüsste ich nicht, warum wir eine Vermittlung verweigern sollten.“
Rückgabewelle nach den Feiertagen blieb aus
Nach den Feiertagen blieb eine flutartige Rückgabewelle der lebenden Weihnachtsgeschenke aus. „Bei uns ist es relativ ruhig“, sagt Katrin Hassanin. Tierabgaben seien vor der Urlaubszeit wahrscheinlicher als jetzt nach den Feiertagen. „Wir hatten Abgaben, aber da handelte es sich um Tiere, die zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen der Besitzer abgegeben werden mussten, und nicht um unüberlegte Käufe.“
Laut Stefanie Wiese gab es auch im Odenwald Tierabgaben – zurückgegebene Weihnachtsgeschenke waren nicht unbedingt dabei. In Weinheim dagegen klingelte auch in den wenigen Tagen des neuen Jahres schon einige Male das Telefon. Am Hörer meist Menschen mit derselben Bitte – das eigene Tier trotz Warteliste aufzunehmen. „Wir sind voll bis unters Dach, das hat sich auch mit dem Jahreswechsel nicht geändert. Alle Tiere, die abgegeben werden sollen, kommen auf eine Warteliste.“ Giannachi weiß, die Liste wird immer länger. Eine Entspannung ist hier noch nicht in Sicht.
Es wird deutlich, dass auch der Start ins neue Jahr bei den meisten Tierheimen keine Entspannung gebracht hat. Alle sind voll oder knapp an der maximalen Auslastung. Auf die Frage, wie viele Tiere denn noch aufgenommen werden können, lässt sich nur schwer eine Antwort finden. In Heppenheim kommt es laut der Vereinsvorsitzenden vor allem auf die Konstellation und den Charakter der Tiere an. „Wenn Kitten zum Beispiel als Wurf zu uns kommen, dann können wir alle in einem Zimmer unterbringen und haben noch weitere Plätze frei. Kommen aber fünf unterschiedliche Katzen, die alle nicht miteinander können, sind diese freien Plätze ganz schnell wieder voll. Wir arbeiten immer an der Auslastungsgrenze.“
Ähnlich sieht es auch im Odenwald aus. Wiese erzählt: „Wir sind noch nicht wieder ganz voll, das kann sich aber jeden Tag ändern. Jetzt kommt noch hinzu, dass einige Pflegestellen keine neuen Tiere mehr aufnehmen und für uns somit erst einmal wegfallen.“ In Heppenheim warten momentan 33 Hunde und 35 Katzen auf ein neues Zuhause. In Weinheim freuen sich elf Hunde und 20 bis 30 Katzen auf eine liebevolle Familie.
Erste Tiere haben 2025 ein neues Zuhause gefunden
Trotz vieler Abgaben gibt es auch Grund zur Freude. Die ersten Tiere des neuen Jahres haben ein Zuhause gefunden. Im Odenwald ziehen laut Wiese drei Katzen aus den Pflegestellen aus, und ein Hund ist auch vermittelt. In Heppenheim haben zwei Hunde die Chance auf ein neues Zuhause. Einige Besichtigungstermine für verschiedene Katzen sind auch geplant, erzählt die Vereinsvorsitzende glücklich. Auch in Weinheim rufen Interessierte weiterhin fleißig für ihre Wunschtiere an. Laut Giannachi gibt es für Katzen und Hunde oftmals zwei bis drei Anrufe pro Tag. Bei den Nagern passiert an manchen Tagen nichts und an anderen gibt es fünf Anrufe auf einen Schlag.
Tierheime sind immer auch auf Unterstützung angewiesen
Damit alle Tiere gut durch das Jahr kommen, brauchen die Tierheime auch weiterhin Unterstützung. In Weinheim werden Geld- und Futterspenden am dringendsten benötigt. Aber auch durch Mitglied- oder Patenschaften kann das Tierheim unterstützt werden.
In Heppenheim freuen sich die Tiere und Mitarbeiter über alles, was helfen könnte. Das können Decken oder Spielzeug sein, aber auch der Besuch der Tierheimfeste hilft finanziell weiter, sagt Katrin Hassanin. Wer gerne über Flohmärkte schlendert und Schnäppchen ergattert oder eigene Sachen abgeben möchte, hilft damit der Tierschutzinitiative Odenwald.
Alle Einnahmen der Flohmarkthalle in Fürth-Krumbach fließen direkt in die Tierheimkasse. Aber auch Futter- oder Geldspenden sind eine Hilfe für die Mitarbeiter und ihre Schützlinge. ann/ü
Info: Tierschutzverein Heppenheim: www.tierheim-heppenheim.de Tierheim Weinheim www.tierheim-weinheim.de Tierschutzinitiative Odenwald: www.tsi-odenwald.de
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-tierheime-soziales-bergstrasse-_arid,2279644.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/weinheim.html
[2] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim.html
[3] https://www.tierheim-heppenheim.de
[4] https://www.tierheim-weinheim.de
[5] https://www.tsi-odenwald.de