Bergstraße. Wann wählt man die 112 und wann die 116 117? Ist es ein echter Notfall oder reicht es, den Hausarzt oder den Ärztlichen Bereitschaftsdienst aufzusuchen? Um diese Fragen zu klären und darauf aufmerksam zu machen, findet am kommenden Sonntag, 11. Februar, der Tag des Notrufs statt. Dieser Tag soll daran erinnern, dass der Notruf mehr als nur eine Nummer ist. Er ist ein Versprechen, dass Hilfe nur einen Anruf entfernt ist.
Bei einem Pressegespräch klärten Mitarbeiter der Abteilung für Gefahrenabwehr im Kreis Bergstraße und Landrat Christian Engelhardt darüber auf, wie in Fällen von Gefahr richtig agiert werden sollte.
Fachkräftemangel auch bei Feuerwehr und Sanitätern spürbar
„Der Notruf ist in essentiellen Situationen wichtig, in denen man sich selbst nicht helfen kann“, betonte Engelhardt. Deshalb sei die Gefahrenabwehr von besonderer Bedeutung für den Kreis. Die Abteilung habe sich in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt, sie stünde aber auch vor großen Herausforderungen.
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Auch bei der Feuerwehr und den Rettungssanitätern sei ein deutlicher Fachkräftemangel zu spüren. Der Landrat appellierte, sich in diesem Bereich beruflich zu engagieren, um den gestiegenen Bedarf abdecken zu können. Weiter könne jeder dabei helfen, die Ressourcen richtig zu nutzen. „Alle Bürger sollten wissen, wann man den Notruf wählen oder wann man erst mal den Hausarzt kontaktieren sollte.“
Denn jeder Notruf, der nicht erforderlich ist, belaste das System, in dem die Ressourcen ohnehin knapp seien. Darüber hinaus gebe es nicht nur den telefonischen Notruf, sondern auch Notruf-Apps sowie die KatRetter-App, über die Hilfe angefordert werden kann.
Unterschied von 112 und 116 117
Markus Stracke, stellvertretender Abteilungsleiter, betonte ebenfalls, dass es wichtig sei, dass nur bei tatsächlichen Notfällen der Notruf gewählt wird. „Wir sind kein Schnupfentaxi“, kommentierte er. Nur so könne garantiert werden, dass der Notdienst auch rechtzeitig beim Patienten ankommt. Jährlich hätten die Rettungsdienste im Kreis rund 54 000 Einsätze, Tendenz steigend.
„Je häufiger der Notruf aus nicht erforderlichen Gründen gewählt wird, desto weniger Kapazitäten sind für tatsächliche Notfälle frei“, erläuterte Stracke. Diese Tatsache solle sich jeder Bürger zu Herzen nehmen und darüber nachdenken.
Unterschied zwischen Notruf und Ärztlichem Bereitschaftsdienst
Der Hauptgrund für dieses Problem liegt darin, dass viele Menschen nicht wüssten, was der Unterschied zwischen den Telefonnummern 112 und 116117 ist. Die 112 sollte ein Bedürftiger nur bei einem dringenden Notfall nutzen. Zum Beispiel in lebensbedrohlichen Situationen wie einem Herzinfarkt oder Bewusstlosigkeit einer Person.
Typische Fälle für den Ärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117) sind Erkältungen, grippale Infekte oder ein Hexenschuss. Im Kreis Bergstraße gibt es derzeit drei Bereitschaftsdienste: in Heppenheim, Lampertheim und Lindenfels. Stracke machte deutlich, dass die Bürger nicht bewusst falsche Angaben machen würden, sondern ihr Anliegen in dem Moment als Notfall ansehen. In ihrer Unwissenheit wählen dann viele die 112.
Laut Jörg Oberkinkhaus, Fachbereichsleiter des Rettungsdiensts, seien vom Kreis zurzeit 28 Rettungsmittel, wie Rettungsfahrzeuge, beauftragt, um im Notfall rechtzeitig an Ort und Stelle zu sein. Zudem werde in Lorsch derzeit eine Rettungswache gebaut und die Wache in Bensheim erweitert. In Bensheim sind mittlerweile sogar zwei Fahrzeuge, die 24 Stunden im Einsatz sind, stationiert, was auch darauf zurückzuführen sei, dass es immer mehr Hilfsbedürftige gibt. Aufgrund dieses Sachverhaltes müsse der Beruf attraktiver gestaltet werden. Zusätzlich plant der Landrat, die Leitstellenmitarbeiter in Zukunft zu verbeamten.
Kein Einsatz wie der andere
Frank Morgenstern, zuständig für Brand- und Katastrophenschutz im Kreis, erklärte, dass kein Einsatz dem anderen gleiche. Die Beschäftigten seien demnach immer vor eine neue Herausforderung gestellt und müssten sich immer auf etwas Unvorhergesehenes vorbereiten. Dazu gehöre auch, Ersatzwege bei Baustellen im Notfall zu finden.
Das Schutzziel sei immer, dass die Einsatzfahrzeuge innerhalb von zehn Minuten bei dem Notfallpatienten ankommen. Auch bei den fünf großen Fastnachtsumzügen in der Region am Wochenende und kommende Woche werde sechs bis acht Wochen im Voraus geplant, wo die Rettungswege verlaufen, um im Notfall bestmögliche Erste Hilfe leisten zu können.
Der Zuständige für zivile Verteidigung im Kreis, Frank Jakob, machte auf den Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe aufmerksam. In diesem Heft, das auch digital verfügbar ist, gibt es unter anderem eine Checkliste mit Dingen, die im Notfall zu Hause vorhanden sein sollten.
Dazu gehören unter anderem Hygieneartikel, außerdem gibt es Tipps zu Brandschutzmaßnahmen. Der Kreis Bergstraße hat zudem einen Flyer aufgelegt, auf dem wichtige Telefonnummern stehen sowie Tipps, bei welchen Krankheiten welche Nummer angerufen werden sollte.
Info: Weitere Infos: www.kreis-bergstrasse.de/unser-buergerservice/oeffentliche-sicherheit-und-ordnung/gefahrenabwehr
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