Wirtschaft

Stellenabbau bei BASF: Die Krise kommt in der Region an

Am BASF-Standort Lampertheim werden 60 Stellen abgebaut. Gespräche über weitere Beschäftigung sind für Januar geplant.

Von 
Stephen Wolf
Lesedauer: 
Chemiekonzerne spüren längst die Krise: Branchenführer BASF hat mehrere Sparprogramme mit dem Abbau Tausender Jobs aufgelegt, die Dividende wird gekürzt. 2026 wird auch am Lampertheimer Standort eine Anlage stillgelegt. © Berno Nix

Bergstraße. Die Wirtschaft steckt in der Krise, zahlreiche Branchen haben zu kämpfen. Auch Chemiekonzerne spüren längst, dass der Wind rauer wird. So hat der Branchenprimus BASF mehrere Sparprogramme mit dem Abbau Tausender Jobs angekündigt. Die Dividende wird gekürzt, Anlagen werden nicht nur im Stammwerk Ludwigshafen aus der Produktion genommen. Kurz vor Jahresende zeigt sich, dass auch der BASF-Standort in Lampertheim nicht von schlechten Nachrichten verschont bleibt. Anfang der Woche teilte der Konzern mit, dass der Betrieb der dortigen Mehrzweckanlage 2026 eingestellt werden soll.

Davon seien etwa 60 Arbeitsplätze betroffen: „BASF arbeitet eng mit der Arbeitnehmervertretung zusammen, um Beschäftigungsmöglichkeiten am Standort anzubieten“, heißt es. Lampertheim mit bisher etwa 500 Mitarbeitenden bleibe aber ein wichtiger Produktionsstandort.

Im vergangenen Jahr gingen Mitarbeitende in Kurzarbeit

Doch wie verlässlich sind solche Beteuerungen mit Blick auf ein weiterhin schwieriges Marktumfeld? Große Veränderungen gibt es schon an anderen BASF-Standorten. Betroffen von der Umstrukturierung sind beispielsweise knapp 300 Arbeitsplätze in den Chemieparks in Hürth (NRW) und im Frankfurter Stadtteil Höchst. Die Jobs sollen bis Ende 2025 erhalten bleiben, anschließend schrittweise reduziert werden.

Dass ein solches Szenario in Lampertheim droht, sieht der Betriebsratsvorsitzende Manfred Koch zurzeit nicht. „Die Situation ist schwierig. Es gibt aber auch weiterhin gute Perspektiven für unseren Standort.“ Bei einer Betriebsversammlung am Mittwoch sei die Stimmung gedämpft aber gefasst gewesen. Für Januar seien Gespräche mit der Unternehmensführung geplant.

Warnsignale gab es bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 2023. Weil die Nachfrage zurückging, wurden etwa 30 Frauen und Männer am Standort Lampertheim in Kurzarbeit geschickt. Eine Betriebsvereinbarung habe dazu beigetragen, dass keine Arbeitsplätze gestrichen wurden, hieß es damals vom Unternehmen. Auch wenn die Zahl auf den ersten Blick nicht dramatisch wirkte, eine entsprechende Mitteilung des Chemieriesen sorgte bereits damals für Nachdenklichkeit.

So hatte eine Sprecherin darauf hingewiesen, dass der wirtschaftliche Ausblick angesichts zunehmender geopolitischer Risiken außerordentlich unsicher sei. Insbesondere könnten steigende Rohstoffpreise die Nachfrage und die Margen belasten. Noch im Januar teilte die BASF indes mit, weder sei in Lampertheim ein Abbau von Arbeitsplätzen geplant noch denke man darüber nach, die Produktpalette zu verändern.

BASF unter Druck

Der Dax-Konzern kämpft mit Kostendruck, hohen Energiepreisen und einer zu geringen Auslastung am Stammwerk in Ludwigshafen. Das BASF-Management hat einen umfassenden Konzernumbau mit der möglichen Stilllegung von Anlagen und einem zusätzlichen Stellenabbau ankündigt.

BASF Lampertheim GmbH gehört als hundertprozentige Tochtergesellschaft zum Konzern. Am Standort werden Produkte und Dienstleistungen zur Produktion von Spezialchemikalien erstellt. wol/ü

Knapp zwölf Monate später heißt es, die Mehrzweckanlage am südhessischen Standort sei seit „mehreren Jahren“ nicht ausgelastet. Zwar habe man etwa versucht, eine größere Auslastung mit Hilfe neuer Produkte zu erzielen. Das aber habe sich als unwirtschaftlich erwiesen.

Nun werden Stellen gestrichen, verbleibende Mitarbeiter sollen in anderen Bereichen der BASF unterkommen. Wie das konkret aussieht, sei noch unklar, teilt eine Sprecherin mit. „Allerdings gehen wir davon aus, dass wir aufgrund des demografischen Wandels aktuell wie auch in Zukunft einen hohen Bedarf an Fachkräften zu verzeichnen haben.“ Das bestätigt der Betriebsratsvorsitzende. „In den kommenden Jahren werden zahlreiche Kollegen und Kolleginnen in Rente gehen“, hebt Manfred Koch hervor. Personallücken müssten geschlossen werden.

Besorgt blickt man im Lampertheimer Rathaus auf die Situation. „Der BASF-Standort in Lampertheim ist wichtig für uns. Daher beobachten wir die Entwicklungen vor Ort und stehen mit der Werksleitung in regelmäßigem Austausch“, betont Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos). Verständlich. Nicht nur beim Chemieriesen fallen Stellen weg. Auch am Lampertheimer Standort des US-Halbleiter-Herstellers Ixys werden gut bezahlte Jobs abgebaut, was die IG Metall im November kritisierte. Da hatte sich das Unternehmen bereits von Zeitarbeitskräften getrennt und darauf hingewiesen, man wolle knapp vier Millionen Euro sparen.

Mehr zum Thema

Chemie

BASF schließt Anlage in Lampertheim

Veröffentlicht
Von
tat/ü
Mehr erfahren
Chemie

BASF schließt Anlage in Lampertheim - 60 Jobs betroffen

Veröffentlicht
Von
Tatjana Junker
Mehr erfahren

Solche Entwicklungen treffen die gesamte Region, warnt der DGB-Ortsverband Lampertheim-Bürstadt. Die Stadt und die Bergstraße seien auf gute Industriearbeitsplätze angewiesen. Gewerkschaftlich erkämpfte Tariflöhne sicherten eine hohe Kaufkraft, von der auch kleinere Unternehmen und Kultureinrichtungen profitierten, bekräftigt der Vorsitzende Marius Gunkel.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund erwarte von Arbeitgebern gerade in der heutigen Zeit andere Antworten als Arbeitsplatzabbau. „Der DGB stellt den Erhalt der Arbeitsplätze und der Industrie in den Mittelpunkt seiner Anstrengungen und erwartet hierfür die Unterstützung der Politik auf allen Ebenen“, stellt Gunkel klar. Es klingt wie eine Kampfansage.

Redaktion

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke