Bergstraße. Um die weitere Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zu verhindern, wurden im Sommer in den Wäldern der Region mobile, aber wenig stabile Elektro-Schutzzäune aufgestellt. Diese werden nun sukzessive durch festere Maschendrahtzäune ersetzt. Dies teilte Steffen Hering, Leiter des Lampertheimer Forstamts, in der jüngsten Sitzung des Lampertheimer Umwelt-, Mobilitäts- und Energieausschusses mit.
Dafür werden feste Holzpflöcke eingeschlagen, an die ein grobes Drahtgeflecht angebracht wird. So bereits geschehen unter anderem zwischen Lampertheim und Hüttenfeld. Die Verantwortlichen beim Kreis als Gefahrenabwehrbehörde hoffen nach wie vor, dass durch die Zäune eine schnelle Ausbreitung der Tierseuche verhindert werden kann. „Das scheint auch zu funktionieren“, berichtete Hering. Grundsätzlich entscheide der Kreis, welche Schutzmaßnahmen getroffen und umgesetzt werden. Die Behörde bestimme auch, wann wieder gejagt werden dürfe. Hering geht davon aus, dass die Jagd wieder aufgenommen werden könnte, wenn alle festen Zäune stehen. Das solle Ende Januar der Fall sein.
Dass dann ein halbes Jahr im Wald nicht gejagt worden ist, sei für den Forst „kein großes Thema“. Problematisch sei die Situation eher für die Landwirtschaft, wo große Wildschweinpopulationen, die auf den Felder wühlen, Schäden verursachen. Hier stelle sich die Frage, wer für diese Schäden und die damit einhergehenden Verluste aufkommen wird.
Störmer: Nur auf Durchseuchung zu setzen, kann nicht alles sein
Bürgermeister Gottfried Störmer ergänzte Herings Ausführungen. Derzeit gebe es nur eine einzige Fläche in Lampertheim, wo gejagt werden dürfe. Das sei die Bonaue. Die Landwirte hätten tatkräftig mitgeholfen, die Schutzzäune aufzustellen, und es hätte ein Treffen mit Jägern gegeben, die im Feld jagen. Störmer äußerte Zweifel an den aktuellen Vorgaben des Kreises: „Das kann ja nicht alles sein, dass wir jetzt einzäunen und auf Durchseuchung hoffen – und nach drei, vier Jahren ist es erledigt. Das wird nicht funktionieren“, meint der Bürgermeister. Letztlich sei es aber die Entscheidung des zuständigen Dezernenten. Das ist Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf (Grüne).
Forstamtsleiter Steffen Hering nutzte die Gelegenheit im Ausschuss, der Stadt Lampertheim zu danken. Die habe bei der Aufstellung der Zäune stark mitgeholfen, so dass das Gebiet schnell eingegrenzt war.
In einer schriftlichen Mitteilung an den Ausschuss zieht der Fachbereich 60 – Bauen und Umwelt eine grundsätzlich positive Bilanz der Einführung der Regiejagd – auch mit Blick auf die ASP.Die Regiejagd habe sich als effektiv herausgestellt.Sowohl die Mitjäger als auch die zusätzlich eingeladenen Jagdgäste seien mit dem Ausbruch der Seuche im Kreis Groß-Gerau Mitte Juni aufgefordert worden, vermehrt Schwarzwild, auch Frischlinge, zu erlegen. Ende Juli wurde die Lampertheimer Gemarkung allerdings in die Sperrzone II (infizierte Zone) eingeteilt. Seitdem gilt ein absolutes Jagdverbot für alle Wildarten im Stadtwald und auf der Feldflur. Trotz der Einschränkungen seien zwischen dem 1. April, dem Tag der Einführung der Regiejagd, und dem 26. Juli, dem Tag der Sperrzonen-Einführung, 20 Wildschweine und 27 Rehe abgeschossen worden. Damit liegt die Stadt im Soll.
Um die Wildschutzzäune, die dauerhaft im Lampertheimer Stadtwald installiert sind, um junge Laubbaumkulturen vor dem Verbiss durch Rehe zu schützen, ging es im weiteren Verlauf der Sitzung. In früheren Debatten hatte es widersprüchliche Angaben gegeben, wie groß die eingezäunten Flächen sind. Darüber äußerte SPD-Fraktionsvorsitzender Jens Klingler mehrfach sein Unverständnis. In der Sitzung konnte Forstamtsleiter Hering nun mitteilen, dass 42 Hektar Kulturflächen eingezäunt sind. Das habe eine eigene Bestandsaufnahme des Forstamts ergeben, nachdem die Quellen, auf die die Forstverwaltung zugreifen kann, keine eindeutigen Angaben lieferten.
„42 Hektar sind schon sehr viel“, gab Hering eine Bewertung ab. Woraufhin Klingler nachfragte, warum der Forst dann nicht die Abschussraten erhöhe, um vielleicht weniger Flächen einzäunen zu müssen? „Das wollen wir, sie sollen mindestens zweistellig werden“, entgegnete Hering. Derzeit werden pro Hektar Waldfläche im Jahr etwa sieben bis acht Rehe und etwa zehn Wildschweine erlegt, wie Hering auf Nachfrage dieser Redaktion erläuterte.
Allerdings ist er skeptisch, ob bei einer höheren Abschussrate auf die Zäune um die Schonungen herum verzichtet werden könne. Immerhin koste die Pflanzung und Pflege einer neuen Eichenkultur etwa 30 000 Euro. „Es wäre fatal, die nicht zu schützen“, so der Forstamtsleiter besorgt.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-stabilere-schutzzaeune-wegen-der-afrikanischen-schweinepest-_arid,2266042.html