Freizeitanlage

4,28 Millionen Euro Zuschüsse in zehn Jahren für die Solardraisine

Der Kreis Bergstraße trägt als größter Gesellschafter 50 Prozent der Kosten. Das geht aus einer Übersicht hervor, die das Landratsamt aufgrund einer Anfrage der Freien Wähler-Kreistagsfraktion erstellt hat.

Von 
Jörg Keller
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Die Überwaldbahn mit den Solardraisinen sind ein beliebtes Freizeitvergnügen. Der Kreis und drei Gemeinden finanzieren den Fahrspaß mit Zuschüssen. © Kopetzky

Bergstraße. Knapp 2,14 Millionen Euro hat der Kreis Bergstraße seit 2015 in den Betrieb und die Unterhaltung von Überwaldbahn und Solardraisine investiert. Das geht aus einer Übersicht hervor, die das Landratsamt aufgrund einer Anfrage der Freien Wähler-Kreistagsfraktion erstellt hat. Der Kreis ist mit 50 Prozent der größte Gesellschafter der Überwaldbahn gGmbH. Mit im Boot sind außerdem die Gemeinden Wald-Michelbach (27 Prozent, 1,15 Millionen Euro seit 2015), Mörlenbach (18, 5 Prozent, 791 000 Euro) und Abtsteinach (4,5 Prozent, 192 000 Euro).

Seit 2019 wird ein kontinuierlich er Zuschuss von jährlich 400 000 Euro ausgewiesen, von dem der Kreis Bergstraße 200 000 Euro übernimmt. Insgesamt haben die vier Gesellschafter seit 2015 knapp 4,28 Millionen Euro in die Freizeitanlage investiert.

Die Nutzerzahlen der Solardraisine weisen nach einer Flaute während der Pandemiejahre wieder nach oben. Rund 36 500 Besucher waren im laufenden Jahr auf der Strecke unterwegs. Das wäre das drittbeste Ergebnis seit dem Boom der beiden Anfangsjahre 2015 (42 000 Besucher) und 2026 (37 500 Besucher).

Geschäftsführer Klaus-Peter Schwab und die Vertreter der Gesellschafter zeigten sich bei der aktuellen Gesellschafterversammlung zufrieden mit dem voraussichtlichen Ergebnis der Saison 2024 (der BA hat berichtet). Für die Solardraisine Überwaldbahn gehe ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr zu Ende – so die Bilanz der Gesellschafterversammlung. Nach aktuellen Prognosen fällt der Jahresfehlbetrag damit deutlich geringer aus als ursprünglich prognostiziert.

320 000 Besucher seit dem Start im Jahr 2015

Insgesamt gibt der Kreis die Besucherzahl für die vergangenen zehn Jahre mit 320 600 an. Die Besucher selbst zahlen für das rund vier Stunden dauernde Fahrvergnügen ab 59 Euro für zwei Personen, ab 85 Euro für eine halbe Draisine (zwei bis vier Personen) und ab 125 Euro für eine ganze Draisine (zwei bis acht Personen). Am Wochenende kann eine ganze Draisine auch schon mal 169 Euro kosten.

Rund 1,16 Millionen Euro der Gesellschafterzuschüsse flossen in den Erhalt der denkmalgeschützten Strecke. Die seit 1994 stillgelegte Gleistrasse zwischen Mörlenbach und Wald-Michelbach führt unter anderem über drei große Viadukte und durch zwei Tunnel.

Die Freien Wähler wollten wissen, was seit 2016 unternommen wurde, um die Kosten für den Erhalt der Strecke für die Überwaldbahn-Gesellschaft zu reduzieren. Dazu heißt es aus dem Landratsamt:

Hybrid-Schienenfahrzeuge

  • Die Solardraisinen sind Hybrid-Schienenfahrzeuge und bieten bis zu acht Personen Platz.
  • Je Fahrtrichtung wird die Draisine immer über einen Tretgenerator gesteuert. Tritt man in die Pedale, springt der Elektromotor zur Unterstützung an.
  • Mit der gespeicherten Solarenergie wird der Antrieb unterstützt.
  • Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 15 Stundenkilometer.
  • Zehn Prozent der Energie kommen von den Solarmodulen und 20 Prozent werden durch die Rückgewinnung von Energie beim Bremsen und bei der Talfahrt eingespeist.
  • Der verbleibende Rest der benötigten Energie stammt aus den Akkus, die an der Station immer wieder mit Ökostrom aufgeladen werden.
  • Während der Bergauffahrt von Mörlenbach nach Wald-Michelbach, benötigt die Solardraisine ca. 3,2 Kilowattstunden. red

„Die Strecke steht unter permanenter Kontrolle, Begutachtung und Pflege. Diese betrifft insbesondere die Bauwerke wie Viadukte, Tunnel aber gleichermaßen auch die Gleisanlagen und den Bewuchs. Die daraus entstehenden Ergebnisse und Gutachten geben Aufschluss darüber, was für den Streckenerhalt getan werden muss, um die Auflagen bzw. Vorgaben des RP im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens sicherzustellen, die Verkehrssicherheit und Standfestigkeit zu gewährleisten sowie einen Draisinenbetrieb (Gästebetrieb) zu ermöglichen.“

Verschiedene Dienstleistungen würden immer wieder mit Vergleichsangeboten geprüft, sofern das aufgrund des notwendigen Spezialisierungsgrades möglich sei. Im letzten Jahr habe man einen langjährigen Dienstleister aus Kostengründen gewechselt. Dies stelle jedoch eher die Ausnahme dar.

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Anna Meister
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„Bei Instandsetzungsmaßnahmen im Bereich der Tunnelanlage ist ein hoher Spezialisierungsgrad erforderlich. Für die aktuell notwendigen Maßnahmen in 2024/25 wurde ein erstelltes Leistungsverzeichnis an sechs mögliche, spezialisierte Dienstleister versendet“, heißt es in der Antwort des Kreises.

Die 24 im Einsatz befindlichen Draisinen liefen während der Saison technisch zuverlässig, es habe nahezu keine Ausfälle gegeben, hieß es kürzlich bei der Gesellschafterversammlung.

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

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