Bergstraße. Das anhaltende Sommerwetter macht vielen Lust auf einen Sprung ins kühle Nass. Insbesondere die Baggerseen in der Region locken mit einer vermeintlich unkomplizierten und schnellen Abkühlung, die jedoch lebensgefährlich enden kann. So warnt zumindest die beim Regierungspräsidium (RP) Darmstadt angesiedelte Bergaufsicht in Südhessen. „Das Baden in Gewässerbereichen, die nicht für die Freizeitnutzung ausdrücklich freigegeben sind, ist verboten“, wird Meikel Hecker vom RP Darmstadt in der Mitteilung zitiert.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Die Bilanz der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) liefert Jahr für Jahr den traurigen Beweis, dass es Menschen gibt, die sich nicht an dieses Verbot halten und dies mit ihrem Leben bezahlen. So ertranken laut Angaben der DLRG im vergangenen Jahr alleine in Hessen 17 Personen in Seen, Teichen, Flüssen und Bächen. Zum Vergleich: Ein Mensch ertrank in einem hessischen Schwimmbad. Deutschlandweit ergibt sich 2023 ein ähnliches Bild: Von mindestens 378 Todesfällen durch Ertrinken, sind acht Menschen in Schwimmbädern ums Leben gekommen. Die meisten in Seen (138 Personen) und in Flüssen (135 Personen).
Gefahren in Baggerseen sind nicht immer direkt erkennbar
Wobei zwischen für das Baden freigegebene Badeseen und Gewässern, die unter anderem von der DLRG beaufsichtigt werden, und aktiven beziehungsweise ehemaligen Baggerseen unterschieden werden muss. Bei Letzteren ist meist keine schnelle Hilfe vor Ort. Die Zufahrt zu den Ufern ist oft schwierig, die Rettungsdienste müssen zudem erst Boote ins Wasser lassen, um in Not geratene Personen zu erreichen. Häufig können Verunglückte dort deshalb nur noch tot geborgen werden. Die Experten der RP-Bergaufsicht mahnen daher, nur die offiziell freigegebenen Badestrände aufzusuchen.
„Die Gefahren sind vielfältig und auf den ersten Blick nicht erkennbar“, warnt RP-Mitarbeiter Hecker. Steile Böschungen an den Gruben und dort befindliche Abbaugeräte stellten oft nicht einschätzbare Gefahren dar. Beispielsweise könne es dort gefährlich werden, wo Materialien eingespült werden. Was wie ein idyllischer Strand aussieht, könne zur tödlichen Falle werden, wenn der Untergrund nicht fest ist. Auch bei schon stillgelegten Seen könne es unter Wasser zu Hang-Rutschungen kommen und die dadurch entstehenden extrem kalten Strömungen könnten einen lebensgefährlichen Schock auslösen.
„Wer auf schwimmende Geräte wie Bagger oder Förderbänder klettert und diese als Sprungturm benutzt, begibt sich in Lebensgefahr“, so Hecker. Aktive Baggerseen und Tagebau-Areale eigneten sich schlicht und ergreifend nicht für eine Freizeitnutzung. Wer trotz Verbots ein Firmengelände betritt, macht sich außerdem des Hausfriedensbruchs schuldig. Ein weiterer Vorteil für die Nutzung eines offiziellen Badesees sind die Wasserkontrollen. Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie und das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg stellen jedes Jahr Informationen zur Wasserqualität der Badeseen der Bundesländer zur Verfügung. Die Qualität des Wassers wird mit einem bis drei Sternen bewertet. Ein Stern bedeutet eine mangelhafte Qualität, der Badesee ist somit vorübergehend gesperrt. Zwei Sterne bedeuten eine gute, drei Sterne eine ausgezeichnete Qualität.
Badeseen in der Region mit drei Sternen bewertet
Der Bensheimer Badesee ist vom 1. Mai bis zum 15. September geöffnet und verfügt in diesem Jahr über eine ausgezeichnete Wasserqualität von drei Sternen.
Der Badesee Lampertheim ist vom 15. Mai bis zum 15. September offen und weist in diesem Jahr ebenfalls eine Wasserqualität von drei Sternen auf.
Der Bibliser Riedsee kann auch eine Wasserqualität von drei Sternen vorweisen. Geöffnet hat der Badesee vom 1. Juni bis zum 1. September.
Die Drei-Sterne-Bewertung gilt ebenso für den Erlensee in Bickenbach, der vom 15. Mai bis zum 15. September offen hat.
Der Badesee Gernsheim ist ebenfalls mit einer drei Sterne Wasserqualität ausgestattet. Vom 11. Mai bis 22. September kann dort gebadet werden.
Der Kiessee in Groß-Rohrheim bleibt weiterhin für Badegäste geschlossen. Das Kieswerk Omlor möchte an diesem Standort in den kommenden Jahren weiter Kies und Sand abbauen. Vermutlich kann der See erst in 30 Jahren wieder als Badesee genutzt werden.
Im angrenzenden Baden-Württemberg sieht die Qualität des Wassers nicht anders aus. Der Hemsbacher Wiesensee verfügt über eine ausgezeichnete Wasserqualität von drei Sternen. Gebadet werden kann dort vom 1. Mai bis zum 15. September.
Gleiches gilt auch für den Waidsee in Weinheim, der ebenfalls vom 1. Mai bis Mitte September seine Pforten für Badelustige öffnet.
Der Baggersee Heddesheim erhält ebenfalls eine Drei-Sterne-Bewertung. Geöffnet ist vom 15. Mai bis zum 15. September.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-schwimmen-baggersee-sommer-_arid,2230445.html