Justiz - Zweiter Prozesstag nach tragischem Unfall mit drei Toten bei Weisenheim am Berg

Prozess nach Unfall mit drei Toten: Der Bibliser fiel Zeugen auf

Von 
Agnes Polewka
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Der 29-Jährige aus Biblis hat die fahrlässige Tötung von drei Menschen eingeräumt – nicht aber den Vorwurf des illegalen Autorennens. © Bernhard Zinke/ü

Frankenthal. Daniel M. betritt den Gerichtssaal und setzt sich neben seinen Verteidiger. Zum zweiten Mal. Am Dienstag hat der Prozess gegen ihn begonnen. Die Staatsanwaltschaft hat ihn wegen fahrlässiger Tötung und eines verbotenen Autorennens angeklagt.

Sie wirft dem 29-jährigen Mann aus Biblis, der mit einem Beifahrer unterwegs war, vor, seinen Jaguar XF im September 2020 im Sportmodus auf eine Geschwindigkeit von etwa 150 Stundenkilometern beschleunigt zu haben, in einer Rechtskurve sei er dann auf die linke Spur gedriftet – mit rund 120 km/h.

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Dabei stieß er zwischen Weisenheim am Berg und Kirchheim (Kreis Bad Dürkheim) frontal mit einem Kleinwagen zusammen, drei Menschen starben. Zwei Frauen und ein 15 Monate alter Junge. Ein vier Wochen altes Mädchen überlebte schwer verletzt. Zu Beginn des Prozesses hat der Angeklagte eine Straßenverkehrsgefährdung und die fahrlässige Tötung der drei Unfallopfer eingeräumt – nicht aber den Vorwurf des illegalen Autorennens. Am Donnerstag, dem zweiten Prozesstag, nimmt das Gericht die Unfallstelle ins Visier. Versucht, den Zusammenstoß zu rekonstruieren und das, was danach an der Unfallstelle passierte.

Verbotenes Autorennen?

Immer schwingt dabei auch die Frage danach mit, ob Daniel M. als Raser zu bezeichnen ist. Ob er jemand ist, der am 19. September 2020 in seinen Jaguar stieg, um maximal Tempo zu machen.

2017 wurde der sogenannte Raser-Paragraf im Strafgesetzbuch verankert. Seitdem können Autofahrer wegen eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens bestraft werden, auch wenn sie das Rennen nur gegen sich selbst fahren. Der Strafrahmen bewegt sich zwischen einem und zehn Jahren Haft.

Am Donnerstag sitzt ein 45-Jähriger im Zeugenstand. Der Lampertheimer berichtet, wie er einige Hundert Meter hinter dem schwarzen Kleinwagen herfuhr und beobachtete, wie der Jaguar den Kleinwagen „wie auf einer Kegelbahn abräumte“. Er erzählt, wie er ausstieg, um zu helfen und den Verkehr zu regeln. Berichtet von Daniel M., der am Straßenrand stand und seinem Beifahrer, der schrie. Immer wieder drei Sätze schrie: „Ich wollte es nicht – ich will nach Hause – ich will sterben.“ Und er erinnert sich daran, dass er dessen Auto schon früher in seiner Heimatgemeinde gesehen hat. Dass es ihm aufgefallen ist.

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„An der Unfallstelle haben wir erfahren, dass der Angeklagte und sein Beifahrer im Weingut gewesen sind, deshalb haben wir einen Atemalkoholtest veranlasst“, sagte ein Polizeibeamter am zweiten Prozesstag. Das Ergebnis: 0,0 Promille. Auch ein zweiter Test sei negativ ausgefallen. Ein Drogenschnelltest ebenfalls.

Der Polizist beschreibt, wie sein Blick auf Daniel M. fiel, als er erfuhr, dass drei Menschen gestorben sind. „Er wirkte schockiert und abwesend, in diesem Moment hat sich etwas verändert.“

Etwas. Eigentlich alles. Für Daniel M.. Für seinen Beifahrer, der ärztliche Atteste eingereicht hat, weil er nicht aussagen kann. Für die Zeugen, deren Stimmen abbrechen, wenn sie über den Unfall sprechen. Für die Hinterbliebenen, deren tiefer Schmerz mit im Gerichtssaal sitzt. Vor allem aber für die Oper, deren Leben an diesem Tag endete.

Redaktion

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