Pfungstädter Bier wird künftig in Großostheim gebraut

Weil der Pachtvertrag ausläuft, muss der Betrieb weichen. Auf dem Gelände sollen Wohnungen entstehen. Das Bier der Traditionsbrauerei soll es aber weiter geben. Jetzt hat das Unternehmen Details dazu bekanntgegeben.  

Lesedauer: 
Das Logo der Brauerei ist Bierliebhabern in der Region und darüber hinaus bestens bekannt. © Pfungstädter

Pfungstadt/Großostheim. Schon länger ist bekannt: Die Pfungstädter Brauerei steht vor dem Aus. Doch zumindest die Marke und die Kernprodukte sollen bleiben. „Das Pfungstädter Sortiment wird es weiterhin geben, und es wird in der Belieferung zu keinerlei Produktabrissen kommen“, teilte das Unternehmen kürzlich mit.

Jetzt sind weiterere Informationen dazu bekannt geworden. "Nach mehreren Gesprächen mit direkten Marktbegleitern wurde schnell klar, dass wir mit der von uns nur 45 Kilometer nah gelegenen Familienbrauerei Eder und Heyland in Großostheim die Richtige Partnerin gefunden zu haben. Frau Eder-Widmann und ihr Team haben sofort verstanden: Hier geht es um den Erhalt einer regionalen Marke und der Individualität der Pfungstädter Produkte."

Die Biere und alkoholfreien Getränke von Pfungstädter sollen dort künftig nach den Pfungstädter-Rezepturen in höchster Qualität gebraut und abgefüllt werden. "Wir sind von dem Ergebnis mehr als überzeugt und freuen uns auf die Zusammenarbeit", betonten Uwe Lauer, Peter Winter und Bettina Bickel jetzt in einer Pressemitteilung.

Alle Mitarbeiter gekündigt

Hintergrund dieser Regelung ist, dass es die 1831 gegründete Brauerei in der jetzigen Form bald nicht mehr geben wird. Der Pachtvertrag für das Gelände, auf dem das Unternehmen angesiedelt ist, läuft Ende des Jahres aus. Nach Angaben von Geschäftsführer Peter Winter sind die rund 70 Mitarbeiter der Brauerei inzwischen gekündigt und scheiden nun sukzessive aus.

Wann genau auf dem Areal zum letzten Mal gebraut wird, steht noch nicht fest. „Aber wir müssen ja bis Jahresende alle Anlagen abgebaut haben, das dauert mindestens sechs Monate“, sagt Winter. Vor allem für die Beschäftigten sei die Situation tragisch, so der Geschäftsführer: „Die Brauerei ist wirtschaftlich gesund. Wir haben eine Insolvenz und die Pandemie überstanden und auch die Preissteigerungen der letzten Monate gut verdaut. Trotzdem geht es hier nicht weiter.“

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Wie ist es zu der Situation gekommen? Um das zu erklären, muss man zurück ins Jahr 2020: Damals steckte die Pfungstädter Brauerei in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und ging mit seinerzeit rund 100 Mitarbeitenden in ein Schutzschirmverfahren.

Kurz darauf gaben die damaligen Gesellschafter der Brauerei grünes Licht für den Verkauf des Firmenareals: Es wurde übernommen von dem Dossenheimer Projektentwickler Conceptaplan und dem Family Office des Mannheimer Unternehmers Daniel Hopp. Sie wollen auf dem Gelände Wohnungen bauen.

Die Pfungstädter Brauerei wiederum wurde kurz darauf vom Unternehmer Uwe Lauer aus Seeheim-Jugenheim übernommen. Der kündigte damals an, an anderer Stelle einen Neubau zu errichten, in den das Unternehmen umsiedeln sollte. Daraus wurde allerdings nichts: Ein ursprünglich dafür vorgesehenes Grundstück sei schließlich doch nicht zur Verfügung gestanden, Ersatz habe man nicht gefunden, so Winter.

Im Dezember demonstrierten rund 1000 Menschen für den Erhalt der Brauerei. © dpa

Auch der Versuch, das bisherige Firmengelände zurückzukaufen sei gescheitert. Vor Weihnachten habe man dann noch einmal vergeblich versucht, mit Conceptaplan über eine Pachtverlängerung zu verhandeln. Ziel wäre gewesen, dass die Brauerei auf dem Grundstück bleiben kann, bis ein Ersatzneubau zur Verfügung steht. „Dafür hätten wir aber mindestens drei Jahre Pachtverlängerung gebraucht“, so Winter.

Beim Projektentwickler Conceptaplan weist man eine Verantwortung für die aktuelle Situation bei Pfung-städter unterdessen klar zurück. „Herr Lauer hat im Sommer 2020 eine Brauerei ohne Land erworben. Ihm und allen anderen Beteiligten war immer klar, dass er für den Fortbestand des Unternehmens eine neue Brauerei würde bauen müssen“, heißt es bei dem Projektentwickler auf Anfrage.

Der Fokus liegt auf Wohnbebauung

Deshalb habe man das Brauerei-Gelände für einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren noch zur Miete überlassen - „genug Zeit, um eine neue Brauerei an einem anderen Standort zu errichten“, so Conceptaplan. „Warum Herr Lauer die Zeit nicht genutzt hat, um einen Brauereineubau anzugehen, entzieht sich unserer Kenntnis, liegt aber auch nicht in unserem Verantwortungsbereich.“

Mehr zum Thema

Lautertal

Pfungstädter-Fanclub macht bei Aus für die Brauerei weiter

Veröffentlicht
Von
Ferdinand Derigs
Mehr erfahren
Brauerei

Traditionsbrauerei Pfungstädter vor möglichem Aus

Veröffentlicht
Von
dpa/lhe
Mehr erfahren
Traditionsunternehmen

Umstrittene Zukunft der Pfungstädter Brauerei

Veröffentlicht
Von
lhe
Mehr erfahren

Dass die Brauerei vor Weihnachten versucht habe, mit Conceptaplan über eine Pachtverlängerung zu verhandeln, entbehre „jeglicher Grundlage“. Der Projektentwickler bekräftigt, man werde sich nun voll auf die Realisierung des geplanten Wohnquartiers konzentrieren. red/ü

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen