Worms. Noch ist die Bühne vorm mächtigen Kaiserdom eine einzige Baustelle: Arbeiter schneiden mit einer Kreissäge Holzlatten auf die passende Größe, andere schleppen Säcke mit Graberde und verteilen sie überall auf dem Bühnenboden. Die beiden Großbildschirme für die Live-Videokameras und Einspielfilme hängen schon. „In etwa einer Woche dürften wir das Gröbste erledigt haben“, schätzt Bühnenbildner Palle Steen Christensen. Dann können die Schauspieler endlich in den richtigen Kulissen arbeiten. Derzeit muss inmitten von Provisorien geprobt werden.
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Die Nibelungen halten wieder Hof in Worms. In zwei Wochen, am 12. Juli, feiert das neue Stück „Der Diplomat“ seine Uraufführung. Diesmal steht eher eine Randfigur des Sagenstoffs im Mittelpunkt. Dietrich von Bern soll einen Krieg verhindern, den keiner will, aber der trotzdem unvermeidbar erscheint. Einmal mehr zeigen die Festspiele, wie aktuell sich das mittelalterliche Heldenepos erzählen lässt. Feridun Zaimoglu und Günter Senkel haben das Stück geschrieben, Regie führt Roger Vontobel, das Bühnenbild gestaltet der Däne Palle Steen Christensen.
Spektakuläre Bilder auch auf der Domfassade
Dasselbe Team hat schon 2018 einen der größten Erfolge der Festspiel-Geschichte inszeniert: „Siegfrieds Erben“. Spektakuläre Bilder gab es damals – inklusive Projektionen auf die Dom-Fassade. Das Gotteshaus schien in seinen Grundfesten zu wackeln, das schmerzverzerrte Gesicht von Schauspieler Jimi Blue Ochsenknecht wuchs dreidimensional aus den Mauern heraus. Auch vor zwei Jahren inszenierte Vontobel gemeinsam mit Christensen das Stück „hildensaga“, bei dem die Schauspielerinnen und Schauspieler sich in Schwimmbecken auf der Bühne bewegten.
Auch diesmal setzen Christensen und Vontobel auf spektakuläre Bilder, packende Videoprojektionen, wobei sie sich nicht in Karten schauen lassen wollen, was zu sehen sein wird. „Lassen Sie sich überraschen“, sagt Christensen grinsend. Was er indessen verrät: Mitten auf der Bühne wird die Leiche Siegfrieds liegen. Sie soll verbrannt werden. Aber die Wunden hören nicht auf zu bluten. „Es werden mehr als 100 Liter Blut pro Abend fließen“, erläutert Sebastian Bolz, technischer Leiter der Festspiele.
Auch die Graberde überall auf der Bühne wird ihren Teil dazu beitragen, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler sich in blutigem Schlamm bewegen werden. Es werde ein bisschen an die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs erinnern, verrät Christensen.
Für die künstlerische Leitung bedeuten diese Tage eine besondere Herausforderung. Die unbeständige Witterung hat den Bühnenbauern mehrfach die Zeitpläne verhagelt. Aber die Schauspieler wollen auch an Ort und Stelle die Szenen einüben. Es muss also genau abgestimmt werden, wann geprobt und wann gebaut werden kann. Dazu müssen immer erst auch die Werkzeuge weggeräumt und die erforderlichen Requisiten aufgebaut werden, berichtet die künstlerischen und technische Betriebsdirektorin Petra Simon. Am 12. Juli ist Premiere. Bis dahin ist noch eine Menge Arbeit zu leisten. /ü
Info: Infos und Karten unter nibelungenfestspiele.de
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