Bergstraße. Nach gut zwei Jahren Vorlauf erfolgte jetzt der offizielle Startschuss für den Landschaftspflegeverband (LPV) im Kreis Bergstraße. Bei der Gründungsversammlung in der Lautertalhalle votierten 38 stimmberechtigte Mitglieder für den ersten Vorstand. Damit folgten sie dem Besetzungsvorschlag der Arbeitsgruppe, die seit der ersten Biodiversitätskonferenz des Kreises Bergstraße Anfang Januar 2020 die Gründung eines solchen Verbands sukzessive vorbereitet hatte. Die Spitze des gemeinnützigen Vereins ist paritätisch besetzt und repräsentiert mit jeweils fünf Vertretern die Belange der Kommunen, der Naturschutzvereinigungen und die Landwirtschaft. Das Gremium ist für zwei Jahre gewählt.
„Wir werden nun zeitnah mit den ersten Projekten und Maßnahmen beginnen“, sagte AG-Mitglied Volker Knaup. Er sprach von einem positiven Signal für den Naturschutz im Kreisgebiet. Der Verband soll den Kommunen unter anderem als Ansprechpartner für Naturschutzfragen dienen und der Verwaltung zuarbeiten. Man versteht sich als Dienstleister für Kreis und Kommunen sowie als Partner für die Landwirtschaft und den Naturschutz.
Zwölf von 22 Städten und Gemeinden sind dem gemeinnützigen Verein bereits beigetreten oder haben entsprechende Beschlüsse gefasst. Weitere sollen folgen. Im ersten Vorstand vertreten sind die Kommunen Abtsteinach, Lampertheim, Mörlenbach, Hirschhorn und Bensheim. Auch dies war ein Vorschlag aus der AG. Im Zuge der weiteren Sitzungen könne die Zusammensetzung aber noch variiert werden, heißt es.
Der Naturschutz ist vertreten durch Florian Schumacher (Einhausen) und Jürgen Schneider (Bensheim-Zell) vom Naturschutzbund sowie Roland Matern (Viernheim) und Sabine Allmenröder (Heppenheim) für den BUND. Hinzu kommt Knut Sauerbier als Vertreter des Landesjagdverbands Hessen.
Für die Landwirte engagieren sich in der Gremiumsspitze zunächst Florian Olf (Groß-Rohrheim), Daniel Schmidt (Hornbach), Felix Schnatz (Bürstadt) und Michael Jöst aus Lorsch. Der Weinbauverband wird durch den Heppenheimer Patrick Amthor vertreten.
Die Finanzen für die ersten Schritte sind gesichert. Der Kreistag hatte Ende 2020 für die Vorbereitung und Gründung eines LPV im Kreishaushalt einen Etat in Höhe von 25 000 Euro reserviert. Und weil die hessische Landesregierung ein flächendeckendes Netz aus Landschaftspflegeverbänden in allen 21 Landkreisen stricken will, können auch die Bergsträßer mit einem Förderbescheid in Höhe von 200 000 Euro als Anschubfinanzierung rechnen. Hinzu kommen Einnahmen über Mitgliedsbeiträge über rund 30 000 Euro.
Der hessische Nabu-Vorsitzende Gerhard Eppler, der gemeinsam mit Volker Knaup in der Arbeitsgemeinschaft sitzt und die Gründungsversammlung moderiert hat, sieht den ersten Meilen daher auch mit Blick auf die Kasse optimistisch entgegen.
Aktuell rechnet der Verband im ersten Jahr mit Einnahmen in Höhe von rund 187 000 Euro und mit Ausgaben von circa 132 000 Euro. Der zu erwartende Überschuss soll in die Rücklagen fließen oder in konkrete Maßnahmen investiert werden. Weil der Wirtschaftsplan in seinen Grundzügen bereits steht, seien auch die Personalkosten kalkulierbar, so Eppler. Der LPV will sich nun möglichst bald eine Geschäftsführung zulegen. Als Sitz hat der Verband den Austragungsort der Gründungsversammlung bestimmt. Ob die Geschäftsstelle künftig ihren Standort in der Lautertalhalle haben wird, stand allerdings noch nicht fest.
Wie Eppler mitteilt, wird die Vorbereitungsgruppe den Vorstand auf den ersten Schritten unterstützen. „Wir hoffen auf eine konstruktive Zusammenarbeit von Kommunen, Naturschutz und Landwirtschaft“, sagte er. Durch den kooperativen Ansatz sollen die vorhandenen Kompetenzen verschiedener Interessengruppen gebündelt werden, um sie vor Ort passgenau in konkrete Maßnahmen umsetzen zu können. Damit soll es nun auch schnellstmöglich losgehen, wie es aus der AG heißt.
Der Vorstand soll sich nun bald treffen, um die weiteren Personalien abzuhaken. Volker Knaup kündigte bereits erste Aktivitäten an. Dabei handelt es sich zuvorderst um Artenschutz- und landschaftspflegerische Maßnahmen. Dazu zählen auch der Erhalt von Biotopen und eine fachliche Beteiligung bei Flächennutzungskonzepten. Die Satzung des Vereins wurde mit minimalen redaktionellen Änderungen einstimmig beschlossen. Zu Rechnungsprüfern wurden der Lautertaler Bürgermeister Andreas Heun und Beate Dillmann aus Bensheim als Beteiligte der Biodiversitätskonferenz gewählt.
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