Politik

Lambrecht-Rücktritt: Stimmen von „Respekt“ bis „überfällig“

Der Rücktritt von Vertreidigungsministerin Christine Lambrecht hat auch in ihrer Heimat Viernheim für Wirbel gesorgt. Das denken Viernheimer Kommunalpolitiker darüber.

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Januar 2020: Christine Lambrecht, damals Bundesjustizministerin, hält die Festrede beim Neujahrsempfang ihrer Heimatstadt Viernheim. © Berno Nix

Viernheim. Die Reaktionen in Viernheim und im Kreis auf den Rücktritt von Christine Lambrecht (SPD) vom Amt der Bundesverteidigungsministerin rechen von „Respekt“ für ihre Entscheidung über „Bedauern“ für sie persönlich bis hin zu „der Schritt war überfällig.“

Der Wunsch von Norbert Hofmann sollte nicht in Erfüllung gehen. Der Viernheimer Alt-Bürgermeister und Ex-Landrat des Kreises Bergstraße hatte dieser Redaktion in Bezug auf die heftige Kritik wegen Lambrechts Silvestervideo noch gesagt: „Ich hoffe, sie hält durch.“ Am Montag trat sie erwartungsgemäß zurück.

Lambrecht ist in Mannheim geboren und in Viernheim aufgewachsen. Ihre Laufbahn begann in der SPD-Fraktion ihrer Heimatstadt. Lambrecht war hier unter anderem Stadtverordnetenvorsitzende, Kreistagsmitglied und Vorsitzende der Kreis-SPD.

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Marius Schmidt (SPD), Vorsitzender der SPD im Kreis und Erster Stadtrat Lampertheims, findet den Rücktritt „angemessen“, nicht aber den medialen Rummel. „Ich habe viel über Frisuren und Stöckelschuhe gelesen“, so Schmidt. Auf die Frage nach seiner fachlichen Bewertung sagte er: „Ein Ministerium nicht allein die Ministerin. Lambrecht war dort wohl sehr alleine.“

„Ich respektiere ihre Entscheidung und gebe ihr in der Begründung recht“, sagt Daniel Schäfer, CDU-Fraktionschef in der Viernheimer Stadtverordnetenversammlung. Lambrecht hatte angegeben, die „mediale Fokussierung“ auf ihre Person habe diesen Schritt erforderlich gemacht.

Schäfer kritisierte wiederholt den Presserummel vor allem um ihr Silvestervideo. Auf die Einlassung, es habe immer wieder auch fachliche Kritik an Lambrechts Amtsführung gegeben, sagte Schäfer: „Es gab viele Verteidigungsminister, die keine ausgewiesenen Militärexperten waren. Verteidigungsminister kann man schließlich nicht studieren.“ Und: „Ich danke Christine Lambrecht für ihren Dienst.“

Jürgen Gutperle (CDU): "Es hat an Leidenschaft für das Amt gemangelt"

Jürgen Gutperle sitzt für die CDU im Magistrat der Stadt Viernheim. Gutperle war zuvor Stadtverordneter, insgesamt blickt er auf über 30 Jahre Kommunalpolitik zurück. Mit Lambrecht verbinden ihn viele gemeinsame Jahre in der Kommunalpolitik. Zu ihrem Rücktritt als Bundesministerin sagte er: „Ich hoffe, dass ihr jemand nachfolgt, der oder die mit mehr Engagement und Tatkraft ans Werk geht. Bei Lambrecht hat es mir an Leidenschaft für das Amt gemangelt“, sagte Gutperle.

Martin Ringhof, Stadtverordneter der CDU und ehemaliger Erster Stadtrat Viernheims ist seit 1985 in der Kommunalpolitik. Er habe keine besonderen Erinnerungen an Lambrecht aus der gemeinsamen Zeit in Viernheim. „Den Zeitpunkt für ihren Rücktritt als Verteidigungsministerin hat sie verpasst. Es war lange klar, dass sie überfordert ist mit dieser Aufgabe“, sagte Ringhof. Lambrecht hatte vor der Bundestagswahl gesagt, einem künftigen Kabinett nicht mehr angehören zu wollen. „An diese Entscheidung hätte sie sich besser gehalten. Sie hatte zuvor sehr geschickt agiert. Und nun hat sie ihren Ruf heftig ramponiert“, so Ringhof.

Volker Ergler (CDU): Politischer Ruhestand wäre besser gewesen

Volker Ergler, Fraktionschef der Viernheimer CDU sagte ebenfalls, Lambrecht hätte sich besser daran gehalten, in den politschen Ruhestand zu gehen. „Nach Pleiten, Pech und Pannen in den letzten zwölf Monaten war ihr Rücktritt unvermeidbar“, so Ergler. Dabei gebe er Lambrecht nicht alleine die Schuld am Scheitern. Die Fehlentwicklungen bei der Bundeswehr reichten zum Teil Jahrzehnte zurück. „Nicht zuletzt in Erinnerung an die gemeinsame Zeit in der Kommunalpolitik wünsche ich ihr persönlich alles Gute“, sagte Ergler.

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Zusammen mit Uwe Pfenning, dem ehemaligen Stadtverordneten der Grünen in Viernheim, hatte Lambrecht einst für die Freigaben des Panzerwalds gekämpft. „Der Rücktritt war überfällig, Christine war dem Amt nicht gewachsen. Es war sachlich nicht nachvollziehbar, dass sie es bekommt, sondern dem Proporz geschuldet“ sagte er auf Anfrage.

„Sie hätte aufhören sollen wie angekündigt. Wenn man nicht mehr will, hat es keinen Sinn. Sie wäre besser gar nicht erst angetreten. So war der Rücktritt überfällig“, sagte der Bürstädter SPD-Politiker Franz Siegl. Er saß lange mit Lambrecht zusammen im Kreistag.

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