Miniaturwelt

Kleine Klimakleber polarisieren

Das Unternehmen Busch produziert eine Protestgruppe im Kleinformat für Modellbahnfans – und löst in sozialen Netzwerken eine Debatte aus.

Von 
Bernhard Zinke
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Die Klimakleber der Letzten Generation gibt’s jetzt auch im Maßstab 1:87 für Modellbau-Landschaften. © Busch Model

Bergstraße. Gerade erst ist Richard Storch von der Hobby- und Modellbaumesse in Leipzig zurückgekommen. Im Gepäck dorthin hatte er einen ganz neuen Figurensatz. Der erregte direkt großes Aufsehen. Der Assistent der Geschäftsleitung der Viernheimer Modellbaufirma Busch hätte das Produkt schon direkt massenhaft verkaufen können. Die renommierte Firma bietet demnächst Klimakleber im Miniatur-Format an. Die lassen sich dann schmuck in Modelllandschaften drappieren. Das zieht in den sozialen Netzwerken nicht nur freundliche Reaktionen nach sich.

Der Modellbauer Busch ist ein traditionsreiches Unternehmen mit Sitz in Viernheim. Der Produktionsstandort liegt im sächsischen Schönheide. Die Firma ist schon in der Vergangenheit durch unkonventionelle und augenzwinkernde Artikel im breit gefächerten Sortiment aufgefallen. So gibt es beispielsweise einen Miniatur-Spanner, der mit einer Drohne zwei Frauen im Nachbargarten beobachtet. Im vergangenen Jahr produzierte Busch zwei Frauen, die sich auf einem Parkplatz um die letzte verbliebene Klopapierrolle streiten. Auch ein Impfzentrum gehört zum Angebot.

In Schönheide entwickelt

Nun also die Klimakleber. „Die Idee haben unsere Mitarbeiter in Schönheide entwickelt“, sagt Designer Richard Storch. Das sei eine junge und engagierte Truppe, die regelmäßig frech-frische Ideen entwickle und umsetze. Diese Ideen stehen, das weiß Storch nur zu gut, zuweilen im Gegensatz zu dem, was sich Modellbaufreunde für ihre Eisenbahnlandschaft im Keller vorstellen. „Viele Modellfreunde schaffen sich da ihre heile Welt, die es in Wirklichkeit aber gar nicht gibt“, weiß Storch.

Allerdings ist das Unternehmen durchaus überrascht vom Echo, das das Figurenset in den sozialen Netzwerken hervorgerufen hat. „Wir haben noch niemals solche heftigen Reaktionen auf unsere Figuren erfahren“, berichtet Storch. Wie könne man solchen Leuten wie denen als Modellbausatz auch noch ein Denkmal setzen, sei ein Kommentar gewesen. Mehrere Nutzer posteten ein „Sauer“-Smily, andere bezeichneten die Idee als „widerlich“.

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Storch betont: Man wolle mit den Figürchen nichts verherrlichen, keine inhaltlichen Positionen beziehen. Und das sei auch auch Ausdruck einer Sympathie oder Antipathie. „Es geht schlicht darum, aktuelle Entwicklungen und Realitäten auch in Modellwelten abzubilden“, erläutert Storch.

Wenn es darum ginge, nur Gegenstände und Situationen abzubilden, die den Menschen angenehm wären, dann müsste Busch etliche Figuren aus dem Sortiment streichen. Schließlich gibt es beispielsweise auch Elemente, die wie die Berliner Mauer aussehen, und Wachtürme im Modellformat, wie sie 40 Jahre entlang der innerdeutschen Grenze standen. Aber es würde kein Mensch drauf kommen, dass Busch das repressive System des DDR-Grenzschutzes auch nur im Ansatz gutheißen würde.

Dass der Figurensatz auf geteiltes Echo stoßen werde, damit hatte die Firma schon gerechnet: „Die Klimakleber polarisieren im Original. Klar dass sie auch im Modellformat polarisieren“, sagt Richard Storch. Allerdings habe es auch viel Zustimmung und Begeisterung gegeben, als Busch seinen Modellsatz mit der offiziellen Bezeichnung „79800 Klimakleber“ Mitte September bei den Märklin-Tagen in Göppingen vorgestellt habe. Da hätten viele Händler die Figuren am liebsten sofort mitgenommen. Das ging aber nicht. Schließlich müssen die Klimakleber erst noch produziert werden. „Vermutlich in vier Wochen werden sie im Handel sein“, prognostiziert Storch.

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Zur Bewerbung ihrer Neuigkeiten hat die Firma ihre Broschüre wie eine Zeitung gestaltet, die „Buschheide News“. Aufmacher des Blatts ist ein Bericht über Klimakleber: „Gestern war die Landstraße von Sonnental nach Buschheide für mehrere Stunden voll gesperrt, da Klimaaktivisten der Letzten Generation die die Straße blockierten. Nur mühsam konnten die Demonstranten von den Einsatzkräften der Polizei von der Straße entfernt werden“, heißt es in dem im Zeitungsstil verfassten Text.

Das Set besteht aus vier Figuren (drei Demonstranten und ein Polizist), Leitplanken, einer Straße und Protestplakaten der Klimakleber zum Ausschneiden. Die Figuren haben den Maßstab 1:87, der für alle H0-Eisenbahnen passt. Joachim Storch ist sich sicher: „Das wird ein super Artikel. Die Leute werden ihren Spaß daran haben.“

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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