Bergstraße. Die Unterschiede sind teilweise groß: Bei der Hundesteuer kommt es ganz darauf an, wo man an der Bergstraße wohnt. Die BA-Redaktion hat in einigen Städten und Gemeinden nachgehört, wo Hundehalterinnen und -halter am tiefsten in die Taschen greifen müssen, wo es Ermäßigungen gibt oder wo sogenannte „Listenhunde“ oder gefährliche Hunde deutlich über dem gewöhnlichen Steuersatz liegen.
- Lindenfels: Die Hundesteuer beträgt zurzeit jährlich für den ersten Hund 102, für den zweiten Hund 126, für den dritten und jeden weiteren Hund 150 Euro. Für gefährliche Hunde liegt die Steuer bei 720 Euro. In Lindenfels sind derzeit insgesamt 452 Hunde gemeldet, bei einer Einwohnerzahl von rund 5400 Personen (Stand Dezember 2022). K
- Lautertal: Am teuersten in der Region ist die Hundesteuer für den ersten Hund in dieser Gemeinde. Sie beträgt jährlich 108 Euro, für den zweiten und jeden weiteren Hund 114. Für einen gefährlichen Hund wird die empfindliche Summe von 792 Euro fällig. Geändert wurde die Gebührensatzung zuletzt 2018: Davor kostete der erste Hund 48 Euro, ab den zweiten Hund waren es 52 und für einen „gefährlichen Hund“ 360 Euro pro Jahr. In Lautertal sind aktuell 703 Hunde bei einer Einwohnerzahl von circa 5400 Menschen gemeldet. Die Zahl der gefährlichen Hunde kann die Verwaltung derzeit nicht nennen.
Welcher Hund gilt eigentlich als „gefährlich“?
Als gefährliche Hunde gelten in vielen Hundesteuersatzungen Hunde bestimmter Rassen und Gruppen sowie deren Kreuzungen untereinander oder mit anderen Hunden. In allen befragten Gemeinden müssen ihre Besitzer deutlich mehr zahlen als solche, deren Hunde nicht als „Listenhunde“ geführt werden. Dazu zählen vor allem einige Terrierarten wie Pit Bulls, aber oft auch Rottweiler oder seltenere Arten wie der japanische Tosa Inu.
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Ein gefährlicher Hund zeichnet sich dadurch aus, dass diese Hunde durch Zucht, Haltung, Ausbildung oder Abrichtung eine über das natürliche Maß hinausgehende Kampfbereitschaft, Angriffslust, Schärfe oder eine andere in ihren Wirkungen vergleichbare, mensch- oder tiergefährdende Eigenschaft besitzen. Auch Tiere, die einen Menschen gebissen oder in Gefahr drohender Weise angesprungen haben – sofern dies nicht aus begründetem Anlass geschah – oder ihre Artgenossen und andere Tiere beißen, unkontrolliert hetzen oder reißen fallen unter diese Kategorie.
- Bensheim: Mit Beginn des neuen Jahres ist die Hundesteuer in Bensheim angestiegen: Musste man 2023 noch 84 Euro für den ersten, 96 für den zweiten, 102 Euro für jeden weiteren und 500 Euro für einen gefährlichen Hund zahlen, sind es nun 96 Euro, 126 für den zweiten und 150 ab jedem weiteren Hund. Um 100 Euro aufgeschlagen wurde bei gefährlichen Hunden. Von ihnen sind den Angaben der Stadt zufolge aktuell 33 gemeldet, insgesamt leben in Bensheim 2339 (gemeldete) Hunde. Menschliche Einwohner waren es Ende 2022 rund 42 000
- Zwingenberg: Relativ günstig im Vergleich zu den anderen Kommunen ist die Steuer für den ersten Hund in Zwingenberg. Sie beträgt jährlich 72 Euro – dafür kostet ein zweiter Hund 120 Euro und jede weitere Fellnase 144 Euro. Rund 350 Hunde sind bei der Stadt (rund 7200 Einwohner) angemeldet. Abweichend beträgt die Steuer für gefährliche Hunde und für Hunde mit gesteigerter Aggressivität und Gefährlichkeit jährlich 600 Euro.
Steuerbefreiung möglich
In eingen Städten und Gemeinden gibt es die Möglichkeit, eine Ermäßigung oder (temporäre) Befreiung von der Hundesteuer. Dafür müssen unterschiedliche Voraussetzungen erfüllt sein. Befreit sind zum Beispiel Hunde, die ausschließlich dem Schutz und der Hilfe blinder, tauber oder sonst hilfloser Personen mit Schwerbehindertenausweis dienen. Auf Antrag kann die Steuerpflicht auch für Gebrauchshunde, etwa zum Schutz von Herden, oder geprüfte Rettungshunde aufgehoben werden.
Hunde, die in Tierschutzeinrichtungen oder -heimen untergebracht sind, sind ebenfalls von der Steuer befreit. Und wer sich für einen Vierbeiner aus dem Tierheim entscheidet, kann ebenso einen Antrag stellen. In Zwingenberg zum Beispiel wird die Steuer dann erst nach dem Ende des auf das Jahr des Erwerbs folgende Kalenderjahr fällig. Welche Unterlagen hierfür nötig sind, kann bei der jeweiligen Verwaltung erfragt werden.
Ermäßigungen erhalten Hundehalter zum Beispiel, wenn die Tiere zur Bewachung von bewohnten Gebäuden oder landschaftlichen Anwesen benötigt werden, die mehr als 100 beziehungsweise 400 Meter vom nächsten bewohnten Haus oder dem Ort entfernt sind. Für Empfänger von Leistungen zum Lebensunterhalt nach dem Bundessozialhilfegesetz und diesen einkommensmäßig gleichgestellte Personen wird die Steuer für den ersten Hund auf Antrag ermäßigt.
Wer einen Hundeführerschein vorlegen kann, kann den Steuersatz reduzieren
- Lorsch: 933 Hunde sind Stand September 2023 in Lorsch offiziell angemeldet. Es könnten aber deutlich mehr von ihnen in der Stadt daheim sein. In der Stadtverwaltung geht man davon aus, „dass die Dunkelziffer, der nicht registrierten Vierbeiner viel höher ist“. Aus diesem Grund wurden Kontrollen angekündigt. Wer einen Hund aufnimmt, hat gewisse Pflichten zu erfüllen, erinnert die Verwaltung. Gemäß der Hundesteuersatzung der Stadt ist es erforderlich, dass die Hundehalter ihr jeweiliges Tier innerhalb von zwei Wochen unter Angabe der Hunderasse beim Steueramt anmelden.
- Für den ersten Hund beträgt die Steuer derzeit 84 Euro, bei einem zweiten Hund kostet es 120 Euro und für jeden weiteren Hund 144 Euro. 612 sind es für gefährliche Hunde. „Leider wird dies oft versäumt“, wissen die Mitarbeiter, die Pflichterfüllung wird oft auch nach dieser Frist nicht nachgeholt. Vielen Hundehaltern sei offenbar nicht bewusst, dass es sich bei einem Verstoß gegen die Meldepflicht um eine Ordnungswidrigkeit handelt. Wer erwischt wird, für den kann es teuer werden. Denn die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße von bis zu 10 000 Euro geahndet werden – das gilt nicht nur in Lorsch.
- Letztmals wurde die Hundesteuer 2015 erhöht. Zuvor kostete der Ersthund 60 Euro. Damals hatte die Verwaltung ebenfalls eine Kontrolle angekündigt:150 Hundehalter hatten damals ihre Tiere nachgemeldet. In Lorsch gibt es eine Besonderheit: Wer einen sogenannten Hundeführerschein vorlegen kann, der kann den Steuersatz reduzieren. Den „Führerschein“ kann man zum Beispiel beim Lorscher Schäferhundeverein machen. Er bietet Erziehungskurse an, bei denen die Tiere unter anderem die gängigen Kommandos erlernen. Um 24 Euro ermäßigen lassen sich die Hundesteuern, wenn der Kurs erfolgreich abgeschlossen wird.
- Einhausen: Auch in Einhausen sind die Steuersätze für Hunde seit fast zehn Jahren stabil. Aktuell sind 613 Hunde in der Gemeinde gemeldet, unter ihnen ein Listenhund. Ermäßigt im Sinne der Satzung sind 22 Hunde, befristet befreit sind 16 Tiere. Hier lebt es sich für Besitzer eines Hundes im Vergleich zu den anderen Kommunen günstig: 65 Euro Steuern sind es für Bello Nummer eins, ein zweiter Hund kostet 90 Euro jährlich, ab dem dritten sind es 110 Euro. Aber auch in Einhausen sind Listenhunde und als gefährlich eingestufte Hunde teuer: 732 Euro fallen jährlich an Steuern an.
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