Naturschutz. Nach Stürmen, Dürre und Insektenbefall sieht sich Hessen bei der Bewirtschaftung seiner Wälder auf dem richtigen Weg. Die Ergebnisse der alle zehn Jahre stattfindenden Bundeswaldinventur zeigten, dass das Land mit 27 Prozent den höchsten Anteil an Wäldern mit einer sehr naturnahen Baumartenzusammensetzung hat, sagte Umweltminister Ingmar Jung (CDU). Trotz vieler Herausforderungen seit dem Dürrejahr 2018 zeigten die Befunde, dass in Hessen das Konzept einer nachhaltigen Forstwirtschaft gelebt werde. Kritik kommt vom Naturschutzbund Nabu.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) stellte in Berlin die neue Bundeswaldinventur vor. Er bemängelte, der Wald sei mittlerweile eine "Kohlenstoffquelle" geworden. Durch die enormen klimabedingten Schäden gebe er inzwischen mehr Kohlenstoff ab, als er aufnehmen kann. "Das grüne Herz unseres Landes gerät aus dem Takt", sagte Özdemir.
Mit einem Waldflächenanteil von 42,5 Prozent sei Hessen hinter Rheinland-Pfalz auf Platz zwei der waldreichsten Länder. 63 Prozent der Waldfläche seien mit Laubbäumen bestockt, das sei eine Zunahme von vier Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Waldinventur, hieß es aus dem hessischen Landwirtschaftsministerium. Durch die massiven Waldschäden der vergangenen Jahre hätten sich aber die Holzvorräte um zehn Prozent vermindert.
Hessen habe bereits bei der vergangenen Waldinventur den höchsten Anteil naturnaher Mischwälder im Vergleich der Bundesländer gehabt, heißt es beim hessischen Waldbesitzerverband. Die wachsende Baumartenvielfalt sei das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit. In den vergangenen Jahren seien etwa zehn Prozent der hessischen Wälder der Dürre und dem Schädlingsbefall zum Opfer gefallen. Diese Flächen würden aktuell mit einer vielfältigen Mischung standortangepasster und klimaresilienter Baumarten wieder aufgeforstet.
Der Nabu sprach sich für eine sanftere Bewirtschaftung der Wälder für einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz aus. So müsse die Einschlagmenge vor allem in alten Laubwäldern drastisch verringert werden. In den kommenden Jahren solle auf etwa ein Drittel des jährlichen Einschlags verzichtet werden. Nur so könnten die Wälder durch ihr Wachstum die Klimaziele bis 2030 erreichen.
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