Unilever

Börsengang von Langnese-Eiscreme: Was bedeutet der Schritt für Beschäftigte in Heppenheim?

Die Eiscreme-Sparte von Unilever soll an die Börse – das trifft auch das Werk in Heppenheim. Über die Folgen für die Beschäftigten laufen Gespräche.

Von 
Tatjana Junker
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Langnese, Cornetto, Magnum: Viele bekannte Eis-Marken kommen aus dem Hause Unilever. Ein großer Produktionsstandort steht in Heppenheim. © picture alliance / dpa

Mannheim/Heppenheim. Vor rund zwei Wochen hat der Konsumgüterkonzern Unilever offiziell verkündet, dass er seine Eiscreme-Sparte noch in diesem Jahr an die Börse bringen will. Was bedeutet das konkret für die betroffenen Beschäftigten, unter anderem am Standort Heppenheim? Darum geht es aktuell in Verhandlungen auf europäischer Ebene zwischen dem Unternehmen und den Arbeitnehmervertretern.

„Wir haben mit Unilever schon letzten Sommer vereinbart, dass alle Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten erhalten bleiben. Das wollen wir in den nächsten Wochen nochmals vertraglich für die Zeit nach dem Börsengang langfristig absichern“, erklärt Hermann Soggeberg, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats bei Unilever Deutschland. Bereits am vergangenen Dienstag sollten dazu auf europäischer Ebene wieder Verhandlungen mit dem Unternehmen aufgenommen werden.

Unilever: Fokus auf Power Brands wie „Dove“

Unilever hatte im Frühjahr 2024 angekündigt, sein Portfolio zu straffen und sich auf seine 30 Power Brands, also die profitabelsten Marken, zu konzentrieren. Sie machten zuletzt mehr als 75 Prozent vom Umsatz aus. Von anderen Aktivitäten will sich der britische Konzern trennen – unter anderem vom Eis-Geschäft mit seinem großen Standort in Heppenheim. Nachdem zunächst über einen Verkauf der Sparte an Finanzinvestoren spekuliert worden war, kündigte Unilever vor rund zwei Wochen an, dass die Abspaltung bis Ende des Jahres über einen Börsengang erfolgen soll: Das Eiscreme-Geschäft, das bisher rund 14 Prozent zum Konzernumsatz beisteuert, soll künftig an den Börsen in Amsterdam, New York und London notiert sein.

Geführt werden soll das neue Eis-Unternehmen, zu dem Marken wie Langnese, Cornetto, Magnum und Ben&Jerry’s gehören, künftig von Jean-Francois van Boxmeer, langjähriger früherer Chef der Heineken-Brauerei.

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Die ebenfalls in der Region – genauer gesagt in Mannheim – produzierte Körperpflegemarke Dove zählt hingegen weiter zum Kerngeschäft von Unilever und soll entsprechend unter dem Konzerndach bleiben. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024 gehörte Dove nach Unternehmensangaben zu den Marken, die besonders stark zum Wachstum beigetragen haben. Im Dove-Werk Mannheim laufen Waschstücke vom Band, zuletzt arbeiteten hier rund 240 Beschäftigte.

Unilever-Betriebsrat: Rund 1000 neue Stellen in der Eiscreme-Sparte

Zusammen mit der Neuaufstellung hatte Unilever im vergangenen März außerdem ein umfassendes Sparprogramm und den Abbau von konzernweit rund 7500 Stellen angekündigt, vor allem in der Verwaltung. Dadurch sollen perspektivisch Einsparungen von 800 Millionen Euro erzielt werden. Bei der Vorlage der Jahresbilanz Mitte Februar teilte das Unternehmen mit, dass das Programm mit einem Abbau von 4300 Vollzeitstellen bis Ende 2024 und jährlichen Einsparungen in Höhe von fast 200 Millionen Euro über dem Plan liege.

Die Eiscreme-Sparte scheint von den Stellenstreichungen unterdessen nicht betroffen zu sein, im Gegenteil: Laut Betriebsratsvorsitzendem Soggeberg kommen dort europaweit sogar rund 1000 neue Arbeitsplätze dazu. Das liege zum einen daran, dass in dem Geschäftsfeld für die Ausgliederung als eigenständige Gesellschaft neue Strukturen geschaffen werden müssen. So müssen verschiedene Verwaltungs-Funktionen, die bisher im Unilever-Konzern für die Sparte miterledigt wurden, in dem neuen Eis-Unternehmen künftig selbst abgebildet sein. Zum anderen sei das Eis-Geschäft auf Wachstum ausgerichtet, so Soggeberg.

Ein Sprecher des Unternehmens sagte dazu am Mittwoch auf Anfrage: „Zu aktuellen oder geplanten Mitarbeitenden-Zahlen äußern wir uns nicht. Fest steht allerdings, dass wir derzeit daran arbeiten, ein weltweit führendes, eigenständiges und auf Wachstum ausgerichtetes Eis-Geschäft aufzubauen.“

Gewerkschaft sieht Langnese-Werk in Heppenheim gut aufgestellt

Was der geplante Börsengang perspektivisch für das neuzugründende Eis-Unternehmen bedeute, bleibe abzuwarten, sagt Arbeitnehmervertreter Soggeberg. Für den Standort in Heppenheim mit seinen rund 550 Beschäftigten sieht es nach seiner Einschätzung derzeit gut aus. Soggeberg: „Heppenheim scheint in der neuen Eis-Firma eine wichtige Rolle in der Marktversorgung zu spielen und dürfte eine gute Ausgangsposition haben.“

Das Langnese-Werk in Heppenheim. © Archiv

Auch die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) sieht die Zukunft des großen Unilever-Eiscreme-Werks in der Region nach einem Börsengang gesichert. „Dieser Prozess hin zu einem neuen Konstrukt wird durch die Arbeitnehmervertreter jetzt ganz normal begleitet, ich sehe das für Heppenheim aber nicht kritisch“, sagt Guido Noll, Geschäftsführer der NGG im Bezirk Darmstadt-Mainz. Grundsätzlich könne das Geschäft von den Plänen profitieren. „Durch einen Börsengang wird auch frisches Geld generiert, das potenziell für Investitionen genutzt werden kann“, glaubt Noll. In das Eiscreme-Werk in Heppenheim sei in der Vergangenheit investiert worden, und es sei insgesamt zukunftsfähig aufgestellt.

Neuer CEO bei Unilever ab 1. März

An der Spitze des Unilever-Konzerns steht unterdessen ein Wechsel an: Wie das Unternehmen am Dienstag in London mitteilte, gibt CEO Hein Schumacher den Führungsposten zum 1. März ab und verlässt das Unternehmen Ende Mai. Die Trennung erfolge in gegenseitigem Einvernehmen, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Führung des Konsumgüterriesen übernimmt demnach künftig Fernando Fernandez. Er ist derzeit Chief Financial Officer und Executive Director von Unilever.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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